Unterwasserwelt birgt Überraschungen: Ein archäologischer Berufstaucher über einem Pfahlstrunk bei Hurden. (Bild Staatsarchiv Schwyz)
Unterwasserwelt birgt Überraschungen: Ein archäologischer Berufstaucher über einem Pfahlstrunk bei Hurden. (Bild Staatsarchiv Schwyz)

Dies & Das

Beheimatet Schwyz bald ein Weltkulturerbe?

Unter den 152 Pfahlbauer-Siedlungen, die für das Label «Welterbe» der Unesco kandidieren, befindet sich auch die Fundstelle in Hurden. Falls es klappt, wäre das eine Premiere für unseren Kanton.

Von den rund 1000 in sechs Alpenländern bekannten Pfahlbauer-Fundstellen wurden 152 ausgewählt. Über sie soll unter Federführung der Schweiz nun ein Dossier zusammengestellt werden, das im Januar 2010 unter dem Titel «prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» für die Unesco-Welterbekandidatur eingereicht wird. Mit einem Entscheid der Kulturorganisation der Uno wird für den Sommer 2011 gerechnet.

Ältestes Dorf im Kanton Schwyz
Unter den Siedlungen, die als besonders wertvoll eingestuft und deshalb ins Bewerbungsdossier aufgenommen werden, befindet sich auch jene in Hurden am Seedamm. An dieser Seeenge zwischen Rapperswil und Pfäffikon stiessen archäologische Berufstaucher im Winter 2000 auf Tausende von Pfählen. Diese zeugen von mehreren urgeschichtlichen Wegen, Stegen oder gar Brücken. C14-Datierungen zeigten, dass der älteste Steg die Lücke im Seedamm schon 1500 v. Chr. überbrückte. Dieser bronzezeitliche Brückenschlag sei «sehr speziell», wertet Ralf Jakober, wissenschaftlicher Archivar beim Staatsarchiv Schwyz und zuständig für den Bereich Archäologie, diese Erkenntnis. Dutzende weiterer Pfahlbauersiedlungen sind rund um den Zürichsee zu finden, so auch in Freienbach oder auf den Inseln Ufenau und Lützelau.

Bei Hurden wurde auch das «älteste Schwyzer Dorf» gefunden, eine Siedlung, die bis ins Jahr 4000 v. Chr. zurückreicht. Unweit der Kapelle Hurden fand man unter Wasser auch ein 6000 Jahre altes Gewebe – das älteste Textil des Kantons Schwyz.

Irreführender Sammelbegriff
Der Begriff «Pfahlbauer» wurde im Winter 1853/54 vom Zürcher Archäologen Ferdinand Keller geprägt, der diese urgeschichtlichen Siedlungsreste als Erster als solche erkannte und die Gegend weltberühmt machte.
Doch die Bezeichnung ist irreführend, wie der Schwyzer Staatsarchivar Kaspar Michel ausführt. Vielmehr müsste von «prähistorischen Siedlungen» gesprochen werden, denn sie fasst rund 30 verschiedene Kulturgruppen der Jungsteinzeit, Bronzezeit und derbeginnenden Eisenzeit zusammen, welche den Zeitraum von 800 v. Chr. bis 5000 v. Chr. abdecken.Die Häuser standen nicht auf einem Pfahlrost draussen im See, sondern am Ufer. Die Männer waren Bauern und gingen selten auf die Jagd. Ihre Behausungen zeugen von der Sesshaftigkeit ihrer Bewohner.

Pfahlbauten:
Die Kandidatur
Prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Begriff «Pfahlbauten» bekannt. Die ältesten sind über 6000 Jahre alt, vor etwa 2800 Jahren ging das Phänomen abrupt zu Ende. Nun sollen die Pfahlbauten für das prestigeträchtige Label «UNESCO-Welterbe» vorgeschlagen werden.
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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

09.07.2009

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