Das Ende oder der Beginn der Geburtstagsfeier: Gerry Stark (Stephan Gramlich) und seine Frau Laura (Verena Singer) werden von Restaurateur Galvinu (Renato Küttel, Mitte) in eine doppelbödig angelegte Szene verwickelt. Bilder Stefan Zürrer
Das Ende oder der Beginn der Geburtstagsfeier: Gerry Stark (Stephan Gramlich) und seine Frau Laura (Verena Singer) werden von Restaurateur Galvinu (Renato Küttel, Mitte) in eine doppelbödig angelegte Szene verwickelt. Bilder Stefan Zürrer
Beat (Dario Degiorgi) versucht erfolglos, seine unkonventionelle Freundin Melanie (Stefanie Auf der Maur) in die Familie einzuführen
Beat (Dario Degiorgi) versucht erfolglos, seine unkonventionelle Freundin Melanie (Stefanie Auf der Maur) in die Familie einzuführen
Selfies sind aktuell, wenn eine Beziehung noch intakt ist: Hanspeter Stark (Georg Suter) mit seiner Frau Stephanie (Daria Wilms).
Selfies sind aktuell, wenn eine Beziehung noch intakt ist: Hanspeter Stark (Georg Suter) mit seiner Frau Stephanie (Daria Wilms).

Bühne

Drei Beziehungskisten sehr witzig serviert

Wenige Schauspieler, dafür viel Humor und eine irre Familiensaga auf der 66er- Bühne in Ibach. Eine klassische britische Komödie, die ausgezeichnet abgerollt wird.

Der Titel ist aus der Sicht des Zuschauers durchaus auch Programm: «Glückliche Zeiten» (Original: Time Of My Life) macht das Publikum tatsächlich glücklich, weil es diesem Stück trotz der Spieldauer von gut zwei Stunden weder an Spannung noch an Überraschung, weder an Witz noch an Mitfühlen fehlt. Diese Komödie, oder streckenweise Tragikomödie, nimmt gefangen, der Zuschauer entwickelt vom Start weg Sympathien oder Antipathien zu den Figuren und wechselt diese immer wieder.

Garantiert grosse Komödie

Das erstaunt natürlich nicht. Mit der Stückwahl aus dem grossen Angebot von Autor Alan Ayckbourn bewegt sich die Bühne 66 auf der sicheren Seite. Ayckbourn hat über 70 Stücke geschrieben, die in 40 Sprachen übersetzt und weltweit gespielt werden. Ayckbourn ist meisterhaft, wenn es um das Entlarven menschlicher Schwächen und um den Abbruch von Fassaden geht. Englischer schwarzer Humor schimmert durch. «Glückliche Zeiten» ist ein Muster, um die bizarre, witzige Entwicklung von drei Beziehungskisten vorzuspielen, und alle drei noch miteinander verwandt. Der Zuschauer wird aber laufend mit der Humor-Angelrute aus diesem Problemhaufen wieder herausgefischt. Regisseur Thomy Truttmann nutzt diese Spielanlage blendend aus. Auch das oft schwierige Spiel auf der Zeitachse wird keine Belastung. In der Mitte spielt eine Geburtstagsfeier, links und rechts davon führt die Handlung an Nebentischen zwei Monate zurück und zwei Jahre voraus. Immer gut erkennbar und mit dem Effekt, dass die Handlung im Zentrum immer wieder in anderem Licht erscheint. Der Abend beginnt mit der Feier und endet mit ihr, dazwischen das komödiantische Spiel. Ein Genre, das der Spiellust der Bühne 66 eindeutig entgegenkommt.

Sieben oder elf Rollen?

Auf der Bühne agieren nur gerade sieben Spieler, aber in elf Rollen. Das ist der grandiose Part von Renato Küttel als Oberkellner, Restaurateur und drei weiteren Kellnern. Sein «Tenü-Fez» hinter der Bühne ist vermutlich ein echtesHumor-Festival. Küttel ist imstande, blitzartig die Rollen zu wechseln und spielt auf der Klaviatur der Komödie erstklassig. Die beiden anderen Spitzenrollen besetzt das Ehepaar, von der Vergangenheit eingeholt und der Aktualität überrollt: Verena Singer und Stephan Gramlich sind fantastisch gut. Sie ist so schnippisch und egozentrisch, dass man sie zu hassen beginnt. Oft genügt ein Blick, um im Publikum Reaktionen auszulösen. Die beiden Sohnespaare entwickeln sich in ihrem Beziehungsknatsch glaubwürdig und durchaus dramatisch. Keine leichte Sache. Beim einen Paar spielt etwas Pygmalion mit, beim andern die Patchwork- Tragik.

Fassung ist aktualisiert

Die Dialekt-Fassung von Regisseur Truttmann übrigens bleibt sehr dicht. Es wird eine Sprache benutzt, die realistisch dem Alltag abgelauscht ist. Einzigmit den Gastro- und Menü-Bezeichnungen muss der Zuschauer etwas kämpfen. Aber das ist wohl Ayckbourns Satire. Der Text kommt auch modernisiert daher. Es kommen Selfies und Handys vor, die es an der Uraufführung 1992 noch nicht gegeben hat. Das Bühnenbild ist ganz leicht stilisiert und schafft so den Sprung über die Handlungszeit von zwei Jahren problemlos. Auch die Kostüme, gerade bei der flippigen Melanie, sind sehr typisch gezeichnet und mit den Rollen kongruent.

Tickets

Bis Samstag, 6. Juni (Dernière), 16 weitere Aufführungen

Beginn jeweils 20.00 Uhr
Verenasaal Ibach

Vorverkauf

www.buehne66.ch
oder jeweils Di bis Fr
10 bis 12 Uhr
Tel 041 810 11 66

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetscher)

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

27.04.2015

Webcode

www.schwyzkultur.ch/XxZKcG