Fünf der sechs Gründungsmitglieder trafen sich am Montag im «Stauffacher» in Brunnen. Häppy Imholz (von links), Remo Inderbitzin, Otti Schorno, Peter Schmid und Tschämi Büeler stehen am Samstag auch gemeinsam auf der Bühne. Bild: RogerBürgler
Fünf der sechs Gründungsmitglieder trafen sich am Montag im «Stauffacher» in Brunnen. Häppy Imholz (von links), Remo Inderbitzin, Otti Schorno, Peter Schmid und Tschämi Büeler stehen am Samstag auch gemeinsam auf der Bühne. Bild: RogerBürgler
Ein Bild aus den «Glanzzeiten» der Retomons & Waschi mit Xaver Senn (von links), Hans Bürgler, PeterMüller, Paul Lüönd, Otti Schorno, Häppy Imholz und Peter Schmid anlässlich eines Konzerts im Jahr 1989. Bild: PD
Ein Bild aus den «Glanzzeiten» der Retomons & Waschi mit Xaver Senn (von links), Hans Bürgler, PeterMüller, Paul Lüönd, Otti Schorno, Häppy Imholz und Peter Schmid anlässlich eines Konzerts im Jahr 1989. Bild: PD

Musik

Eine Kultband fürdie Ewigkeit

Sie entstand vor 40 Jahren aus Jux und feiert heute ihr Jubiläum: die Kultband Retomons & Waschi GmbH.

Lange bevor sich die Neue Volksmusik im heimischen Musikschaffen etablierte, gab es im Talkessel eine Formation, die Ländlermusik mit allerhand Einflüssen aus nah und fern vermischte und damit sogar Wysel Gyr Eindruck machte. Der legendäre Ländlerpapst und TV-Moderator bezeichnete die Retomons & Waschi GmbH als die perfekte Symbiose aus Ländler und Country. Dabei waren die Ansprüche der Musikanten alles andereals hoch. «Entstanden sind wir 1976 aus Jux, nannten uns nach unseren Vornamen Retomons und dachten, das sei eine kurze Geschichte», sagte am Montag Peter «Waschi» Schmid dem «Boten der Urschweiz».


Konzerte waren wahre Happenings


Am ersten «Bachhägglä-Fäscht» ein Jahr später gab es dann die Live-Premiereder legendären Gründungsformation der Retomons & Waschi Stompers mit Peter Schmid (Waschbrett), Remo Inderbitzin (Klavier), Otti Schorno (Gitarre & Banjo), Walter «Tschämi» Büeler (Akkordeon) und Häppy Imholz (Bass). Der Auftritt schlug ein wie eine Bombe, und die Formation wurde mit Anfragen überhäuft. Dank der ureigenen Instrumentierung, einem Stilmix aus Ländler, Oberkrainer, Jazz, Swing, Rock ’n’ Roll und Country, witzigen Moderationen und zum Teil gar morbiden Showeinlagen (Waschi Schmids Sargeinlage war legendär) war die Formation schnell in aller Munde, und ihre Konzerte wahre Happenings. «Wir waren nicht sonderlich gut und nahmen uns auch nicht erst», sagt Gründungsmitglied Häppy Imholz. «Aber wir hatten einen Heidenspass und so natürlich auch unser Publikum.» Zwei Jahre nach der Gründung gab es bereits erste Wechsel in der Formation, und man nannte sich fortan Retomons & WaschiGmbH. Als im Jahr 1984 die beiden grandiosen Schwyzerörgeler Paul (Mosi-Pauli) Lüönd und Hugo Tonazzi dazustiessen und der Sound urchiger und virtuoser wurde, ging die Band förmlich durch die Decke.


Die grosse Bühne lockte


Zum 10-Jahr-Jubiläum reiste die Retomons & Waschi GmbH nach Luzern ins Tonstudio, um eine erste Platte aufzunehmen. Den dortigen Produzenten traf beinahe der Schlag, als die Truppe nicht nur Dutzende teils unmögliche Instrumente ins Studio schleppte, sondern gleich kistenweise Bier, Würste, Salami, Brot und noch vieles mehr bereitstellte. So absolvierten die Musiker den zweiten Studiotag, ohne wirklich geschlafen zu haben, dafür mit einem veritablen Kater. Das Resultat ist eine schlicht umwerfende Platte, die genauso Kult ist wie die Band selbst. So kam schnell der Ruf nach der grossen Bühne. Man trat in den TV-Sendungen «Fyrabig» oder gar in der Gala für«Stadtund Land» beim nicht minder legendären Wysel Gyr auf. Die Folge waren unzählige Konzertanfragen und Engagements auf einem Rhein- und einem Kreuzfahrtschiff.


Höhenflüge und Tragödien


«Das waren unglaubliche Zeiten», verrieten die Gründer Waschi Schmid und Häppy Imholz unisono. «Wir hätten noch viel mehr auftreten können, doch wir waren alle berufstätig, spielten Musik in anderen Formationen und hatten auch ein Privatleben.» Absolut legendär waren die Auftritte 1987 am Schwyzer Gmeindsfäscht und an der CH91-Feier in der Greifelerhütte in Brunnen. «Das waren Momente, die weder wir selber noch jene, die dabei waren, je vergessen werden.» So begeisternd die Musik und die Auftritte der Retomons & Waschi GmbH zwischen 1979 und 2015 auch waren, so bewegend und letztendlich auch tragisch ist die eigene Geschichte. Es gab zwischen einzelnen Musikern auch mal Zoff, was etliche Wechsel in der Formation zur Folge hatte, und man musste zudem drei Todesfälle beklagen. Bereits 1984 der Örgeler Josef Inderbitzin, 2014 Pauli Lüönd (Schwyzerörgeli) und 2015 völlig überraschend Othmar Heinzer (Gesang und Gitarre), was dann auch das Ende der legendären Formation bedeutete. Auf Initiative von Bassist Häppy Imholz existiert unter dem Namen Retomons & Friends noch eine Plauschformation, die jährlich maximal fünfmal öffentlich auftritt. «Wir hatten unglaubliche Momente und haben etliche Höhen und Tiefen durchstanden», sagt Häppy Imholz weiter. «Das hat uns alle geprägt, die Retomons-Erlebnisse sind Teil unserer eigenen Geschichte.» 19 Musikanten waren insgesamt in einer dieser Formationen dabei. Als Dokumente bleiben etliche YouTube-Videos, eine LP und eine CD der Nachwelt erhalten. Einige Glückliche dürfen am nächsten Samstag im Restaurant Stauffacher in Brunnen das 40-Jahr-Jubiläum der Retomons & Waschi GmbH und ihrer Ableger erleben. Der Anlass ist seit Wochen ausverkauft. Denn einmal Kult ist immer Kult.


Bote der Urschweiz / Roger Bürgler

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

21.12.2017

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