Der ehemalige Schwyzer Denkmalpfleger Markus Bamert lädt am Freitag ein zu einer Führung durch den Einsiedler Friedhof. Foto: Victor Kälin
Der ehemalige Schwyzer Denkmalpfleger Markus Bamert lädt am Freitag ein zu einer Führung durch den Einsiedler Friedhof. Foto: Victor Kälin

Dies & Das

«Ich meine, es ist tatsächlich der schönste Friedhof …»

Der ehemalige Schwyzer Denkmalpfleger Markus Bamert lädt am Freitag ein zu einer Führung durch den Einsiedler Friedhof.

Viktor Kälin: Eine Führung auf dem Friedhof: Ist das nicht etwas makaber?

Markus Bamert: Eine Führung auf dem Friedhof ist alles andere als makaber. Dieser Ort ist auch nicht lediglich die Ruhestätte von Verstorbenen. Sonst hätte man die Gräber nicht derart individuell und mit dem Namen, ja sogar dem Beruf personalisiert, sondern schon immer wie heute ja so oft auch anonym belassen.

Ein Friedhof ist so auch der Ausdruck einer Gesellschaft, einer Dorf- oder Stadtgemeinschaft. Obwohl auf dem Friedhof eigentlich alle gleich sind, sieht man halt doch die Unterschiede. Auch lassen sich dabei Rückschlüsse auf die finanziellen Verhältnisse des Verstorbenen
ziehen.

Besteht für eine solche Führung überhaupt ein öffentliches Interesse?

Ich habe schon in Einsiedeln und auch in Schwyz Friedhofführungen gemacht. Das Interesse war jeweils recht gross, nicht nur bei Älteren, sondern auch bei Jüngeren. Friedhöfe werden nicht nur von Angehörigen aufgesucht, sondern auch von Auswärtigen, die sich nach den Geschlechternamen, der lokalen Art der Grabsteine, der Grabkultur interessieren. Daraus lässt sich einiges ablesen. Eventuell gibt es auch Künstler, die an einem Ort viele Grabsteine geschaffen haben.

Wie kann man sich eine Friedhofführung vorstellen?


Die Führung wird etwa eine Stunde dauern. Ich gebe zuerst einen Überblick über die Geschichte, dann mache ich eine Kurzbeschreibung, bevor wir die Kapelle besuchen. Anschliessend machen wir einen Rundgang und sehen Grabsteine aus verschiedenen
Epochen.

Also nichts Morbides …?

Von morbid kann nicht die Rede sein. Ich lade alle Interessierten gerne dazu ein, sich selbst ein Bild davon zu machen.

Auf welche Grabsteine oder sonstigen Exponate werden Sie auf Ihrer Führung besonders eingehen?

Besonders schön und qualitätvoll ist die Reihe der geschmiedeten Eisenkreuze mit den Sandsteinsockeln, aber auch die zahlreichen klassizistischen Grabstelen in Urnenform.

Die Einladung zum Anlass vom 24. Juni preist den Friedhof Einsiedeln «als den wohl schönsten im Kanton Schwyz» an. Woher kommt diese «Ehre»?

Ich meine, es ist tatsächlich der schönste Friedhof im Kanton Schwyz. Schon die Lage auf freiem Feld hinter dem Kloster ist einmalig. Schön ist aber auch die grosse Zahl historischer Grabmäler von der Barockzeit bis in die Moderne. Es scheint auch, dass die Behörden und die Bevölkerung stolz sind auf ihren Friedhof. So haben sich anlässlich
der Sanierung des Friedhofs alle Beteiligten, so auch die Denkmalpflege, stark um den Erhalt dieser Qualität bemüht.

«Das Ende verdrängen wir gern», steht weiter auf der Einladung geschrieben. Erlauben Sie mir die Frage, wie Sie es damit halten?

Mit dem Tod musste sich wohl schon ein grosser Teil der Bevölkerung befassen, so auch ich. Man wächst aber dabei, und jeder geht anders damit um. Dass ich mich beruflich als Denkmalpfleger
wiederholt mit Denkmälern – auch mit solchen auf dem Friedhof – befasst habe, lässt vielleicht einen etwas andern Blick auf den Friedhof zu, vereinfacht aber den Umgang mit dem Tod sicher nicht.

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin



Öffentliche Führung «Gräber zeigen Geschichte»


Freitag, 24. Juni, 19 bis 20.30 Uhr, Friedhof Einsiedeln.
Treffpunkt vor der Friedhofskapelle.
Teilnahme kostenlos.
Anmeldung erwünscht, aber nicht zwingend an info@schwyzkultur.ch

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

21.06.2022

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