Spielfreude blitzt aus den Augen der Schauspieltruppe. Bild zvg
Spielfreude blitzt aus den Augen der Schauspieltruppe. Bild zvg

Bühne

Das Gymitheater im Sumpf von Korruption, Lug und Trug

Rund ein Dutzend Schüler des Gymis geben den «Revisor» von Nikolaj Gogol – und wachsen dabei über sich hinaus.

pd. Es ist eng in den Katakomben zwischen dem Gymnasium Immensee und dem benachbarten Missionshaus Bethlehem. An der kahlen Wand stehen in einer Reihe Holzstühle, beladen mit abgewetzten Sakkos, Gummistiefeln, dekorierten Blusen und allerhand Requisitenplunder. Daneben führt eine knarrende Holztüre in einen alten, durchlebten Raum. Die zweieinhalb Meter hohen Wandschränke stehen offen, darin aufgehängt sind Kostüme von über hundert Jahren Theatertradition. Auf dem zerfurchtenTisch ausgebreitet Schminkzeug, daneben liegt ein Skript mit dem Titel «Was soll ich tun?». Nein, es ist nicht das Libretto des diesjährigen Gymitheaters. Es sind die Unterlagen des Epochenunterrichts der 5. Klasse im Fach Philosophie. Kant, kategorischer Imperativ. Das heisst: Moralprinzip. Da vertieft sich also einer in den Probepausen ausgerechnet in das Prinzip der Moral, liest vom Gesetz der Ehrlichkeit und dem Verbot, zu betrügen. Und spielt dazwischen den schmierigen, bürgerverachtenden Bürgermeister eines russischen Kaffs. Oder den bettelarmen Tropf, den die Stadtleute für den berüchtigten Revisor halten, der, von weither gesandt, hier für Ordnung sorgen soll. Beide, der vermeintliche Revisor wie der Bürgermeister, suhlen sich jedoch während fünf Akten genüsslich im Sumpf von Korruption, Lug und Trug – so überzeugend, dass sich Kant – totgesagt, wie er ist – im Grab umdrehen würde. Die Mitspielenden haben innert weniger Monate neunzig Seiten kleingedruckten Text verinnerlicht und dutzende Stunden harter Probearbeit hinter sich. «Eine fantastische Erfahrung», sagt Lauro Krummenacher, der den Revisor gibt, «in so kurzer Zeit mit einer zusammengewürfelten Truppe so etwas zustande zu bringen.» Was er für sich mitnimmt? «Die Fähigkeit, sich ganz zu fokussieren und die Zeit einzuteilen; die Fähigkeit, an etwas zu glauben und das dann durchzuziehen; die Gewissheit, dass auch schier Unmögliches zu schaffen ist.» Und wie: Die Hemmungen sind abgelegt, die Zungen gelöst, Begeisterung und Spielfreude blitzen aus den Augen der Schauspieltruppe unter der bewährten

Premiere: Freitag, 6. November, 20.00 Uhr Vorstellungen: 7., 12. und 13. November, jeweils 20.00 Uhr

Bote der Urschweiz (pd)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

05.11.2015

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