Ausgestellte Werke im Innenhof des Missionshauses Bethlehem: Die Kunst von Pablo Meier lädt den Betrachter beim Rundgang zur Bildmeditation ein.
Ausgestellte Werke im Innenhof des Missionshauses Bethlehem: Die Kunst von Pablo Meier lädt den Betrachter beim Rundgang zur Bildmeditation ein.

Kunst & Design

Kunst auf alten Kaffeesäcken

Der Priester Pablo Paul Meier ist seit 50 Jahren für das Missionshaus Bethlehem im Einsatz. Ruhestand ist ein Fremdwort für den 78-Jährigen. Der Künstler malt auf Kaffeesäcke. Mit seinen Werken erreicht er damit Leute über den Glauben hinaus.

Es ist still im Innenhof des Missionshauses. Im Teich schwimmen Goldfische und Kois. Pablo Meier füttert sie. «Ich gebe ihnen jeden Tag zerriebenen Zwieback.» Die japanischen Fische sehen aus wie kleine Kunstwerke. Als Kontrast hängen die grossen Bilder von Pablo Meier an den Wänden. Er malt auf alte Kaffeesäcke, die wie Wandteppiche aufgehängt werden – und die das ausdrücken, was dem Bethlehem-Missionar wichtig ist: solidarische Verbundenheit mit der Welt und Liebe zum Einfachen, Alltäglichen.

Mässigkeit, Tapferkeit und Klugheit

Seine Bilder laden geradezu ein, die Seele spazieren zu lassen. «Ich sehe die Malerei als Verkündigungsauftrag», sagt Pablo Meier. Er spreche mit seinen Bildern auch Menschen an, die er durch den Glauben nicht erreichen könne. «Das Bild schaut den Betrachter an und fragt ihn etwas: Mensch, was siehst du in mir?» Zu sehen gibt es viel. Ein Baum des Lebens, Alpha und Omega oder den Kuss der Liebe Gottes. Die heilige Trinität ist in allen Bildern enthalten. «Hier habe ich die theologischen und philosophischen Tugenden als Symbole gemalt», erläutert er eines seiner Werke. So entdeckt der Betrachter in den Bildern Mässigkeit, Tapferkeit, Klugheit und natürlich Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Priester im Ruhestand arbeitet täglich in seinem Atelier. Die Malerei hat ihn von klein auf fasziniert. Trotzdem beschloss er in jungen Jahren, sein Leben der Mission zu widmen, und liess sich im Seminar zum Priester ausbilden.

Wegen Bild ausser Landes gewiesen

Pablo Meier verbrachte viele Jahre in peruanischen Armenvierteln, im kolumbianischen Regenwald oder in Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe. Im Vordergrund seiner Arbeit stehen für ihn nach wie vor die Rechte der sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten. «Ich wollte immer das Beste für die Ärmsten der Welt, die Unterdrückten, Ausgebeuteten und Rechtlosen», betont er. Seine allererste Mission hat Pablo Meier nach Südrhodesien geführt. Doch dieser Auftrag endete abrupt: Er wurde von der damaligen weissen Regierung wegen eines Bilds ausser Landes gewiesen. Der Künstler hatte nämlich eine Zeichnung angefertigt, die in Südrhodesien veröffentlicht wurde und eine weisse Hand zeigt, die Schwarze zerquetscht. «Diese Stellungnahme war den Machthabern zu viel.»

Drei Herzinfarkte im Regenwald

Gerne erinnert sich Padre Pablo an die zehn Jahre, in denen er im kolumbianischen Regenwald gewirkt hatte. «Es waren die besten und gleichzeitig die härtesten Jahre meines Lebens.» Dort habe er eine unglaubliche Zufriedenheit, Dankbarkeit und Freude erlebt. Doch der Einsatz nahm ein unglückliches Ende. Der Immenseer Missionar erlitt im Regenwald drei Herzinfarkte, nach dem dritten brachte man ihn zur nächsten Stadt. Man habe ihm kaum Überlebenschancen gegeben. Zurück in der Schweiz, verboten ihm die Ärzte eine Rückkehr nach Kolumbien. «Ich konnte mich von den Awa-Indios nicht einmal verabschieden.» Nach Jahren der Genesung in der Schweiz reiste Padre Pablo ins Elendsviertel von Lima. In der Zeit als Missionar baute er mit den Armen zwei Kirchen, eine Kapelle und illustrierte Gebetsbücher.

Hochzeitspfarrer für Ehemalige

Zwischendurch leitete er die Pfarrei in Nottwil, doch die meisten kennen Pablo Meier vom Gymnasium Immensee. Dort war er 16 Jahre lang Präfekt und unterrichtete Zeichnen, Religion, Englisch, Spanisch und Psychologie. «Später wurde ich ein richtiger Hochzeitspfarrer. Ich verheiratete zahlreiche ehemalige Schüler aus dem Gymi.» Und wie hält sich der 78-Jährige fit? «Ich stehe um 05.00 Uhr morgens auf, spaziere täglich eine Stunde, laufe jeden Abend bewusst 20 Minuten und gehe früh schlafen.» Pablo Meier blickt zum Friedhof und spricht über seine Lebensphilosophie. Er sei ein zuversichtlicher Mensch. Seine Verbundenheit zu Christus helfe ihm, das Leben und auch den Tod als Ganzes anzunehmen. «Ich will auf meinem Grabstein nicht den Spruch ‹Hier ruht in Gott...›, sondern ‹Er ist nicht hier›, wie der Engel am Grab von Jesus gesagt hat.»

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Kunst & Design

Publiziert am

02.05.2012

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