Grosses Stelldichein gestern Montag an der Pressekonferenz in Einsiedeln (von links): Nina Halpern, Hanspeter Kälin, Abt Urban Federer, Bruno Amstad, AnnaMaria Glaudemans, Claudia Capecchi, Lukas Bärfuss und Livio Andreina. Foto: Johanna Mächler
Grosses Stelldichein gestern Montag an der Pressekonferenz in Einsiedeln (von links): Nina Halpern, Hanspeter Kälin, Abt Urban Federer, Bruno Amstad, AnnaMaria Glaudemans, Claudia Capecchi, Lukas Bärfuss und Livio Andreina. Foto: Johanna Mächler

Bühne

«In einem Jahr ist Welttheater-Premiere: Dieser Gedanke kribbelt immer

364 Tage vor der Premiere lud die Welttheatergesellschaft zur Bestandesaufnahme. Und betonte dabei die Wichtigkeit der Kinder – gar über die nächste Spielperiode hinaus.

«Den Kindern gehört die Zukunft, wie es so schön heisst. Und somit gehört ihnen auch die Zukunft des Welttheaters.» Es ist lediglich ein Statement, das von Regisseur Livio Andreina gestern Montag zu hören war. Doch das Welttheater verspricht sich davon weitreichende und hoffentlich fruchtbare Folgen.

1600 Schüler angemeldet


Zum einen stellt Autor Lukas Bärfuss Kinder ganz exemplarisch an den Anfang des Stücks: Ohne sie fände das Spiel auf dem Klosterplatz nicht mehr statt. Sie sind es, welche die «Alten» für ein Weitermachen überzeugen. Womit sie die Zukunft einläuten. Andererseits will die Welttheatergesellschaft mit einem tanz- und theaterpädagogischen Projekt die Einsiedler Schuljugend ganz grundsätzlich als neue Welttheater- Generation gewinnen. «Die Kinder können Teil einer Tradition werden, wenn sie diese selber erleben dürfen», erklärt Projektleiterin Nina Halpern. Zehn Jahre ist in Einsiedeln nicht mehr gespielt worden: «Den Kindern», so Halpern, «fehlen die Vorbilder.» Deshalb suchte die Welttheatergesellschaft schon früh den Kontakt zur Bezirks- und zur Stiftsschule. Mit Erfolg: Statt der erhofften 1000 haben sich 1600 Schüler und Schülerinnen für das tanz- und theaterpädagogische Projekt angemeldet! Dieses startet im Herbst 2023 und endet mit einer «einmaligen Inszenierung» am 25. Mai 2024, wenn die Kinder aus allen Richtungen auf dem Klosterplatz zusammenströmen – und unter anderem das Welttheater-Lied aufführen.

Ein Fest einrichten


Autor Lukas Bärfuss sieht das Welttheater denn auch als Mehrgenerationenaufgabe. Es schaffe Gemeinschaft und Identität – denn nicht nur Erwachsene, sondern gleichermassen Kinder und Jugendliche würden sich mit den seit jeher zentralen Fragen des Welttheaters beschäftigen: «Wer sind wir? Und was wollen wir sein?» Im Zentrum der Neufassung steht unverändert Emanuela – als Kind, dann als Frau und letztlich als Greisin. «Emanuela», ergänzt Livio Andreina, «geht durchs Leben und spielt alle calderon’schen Rollen wie das Kind, die Reiche, die Bettlerin, die Schönheit, die Königin …». «Wir richten ein Fest ein», verspricht Autor Lukas Bärfuss. Die Vorfreude darauf ist bei Regisseur Livio Andreina längstes angekommen: «Der Gedanke, dass in einem Jahr die Premiere stattfindet, kribbelt mich immer wieder.»

Ohne Spielvolk unmöglich


Präsident Hanspeter Kälin und Abt Urban Federer erinnerten in ihren Ausführungen an die Kraft des Spielens, die in Einsiedeln nicht nur eine hundertjährige, sondern gar eine tausendjährige Spieltradition erst hervorgebracht habe. Das Kloster, so dessen Vorsteher, «will den Klosterplatz öffnen, Menschen empfangen und Begegnungen ermöglichen.» Kälin rief in Erinnerung, dass 1924, dem Gründungsjahr der Gesellschaft, es lediglich zwei Monate zwischen der Idee und der Premiere gedauert habe. «Diese Begeisterung und diese Tatkraft muss man sich einmal vorstellen!» Kälin weiss, wovon er spricht: Die Vorlaufzeit in der Gegenwart beträgt rund vier Jahre. Die im nächsten Jahr zu feiernden 100 Jahre seien nicht immer linear verlaufen. «Es gab Veränderungen und Diskussionen», blickte Hanspeter Kälin zurück. «Die Sinnhaftigkeit wurde hinterfragt. Es kam zu Unterbrüchen und Neustarts. Doch immer hat die Einsiedler Bevölkerung mitgemacht. Ohne das Spielvolk», so Kälin abschliessend, «ist ein Welttheater ummöglich.» Und genau an dieses Spiel-volk richtet sich der nächste wichtige Termin (siehe Box): Am Welttheatertag vom 16. September will die künstlerische Leitung Einsiedler und Einsiedlerinnen und alle anderen Theaterfreunde für die nächste Spielperiode begeistern. Für diesen Tag stellt auch der neue Komponist Bruno Amstad «konkrete Aussagen» zu Musik und Gesang in Aussicht. Man darf gespannt sein.

Die wichtigsten Termine


Nicht nur das Spiel mit seinen insgesamt 37 Aufführungen, sondern ebenso das 100-Jahr-Jubiläum der Gesellschaft prägen die Welttheater-Termine der beiden Jahre 2023 und 2024.

2023
• 16.9. Welttheatertag
• 20.10. Start Workshops
• 5.11. Ende Workshops
• 13.12. Rollenverteilung

2024
• 12.1. Probenbeginn
• 20.1. Galaabend für ehemalige Mitwirkende
• Februar: Start Welttheatergespräche mit Lukas Bärfuss
• 13.3. GV Gesellschaft
• 25.5. Jubiläumsfest für Einsiedeln und Abschluss Kinderprojekt
• 11.6. Premiere
• 15.8. Hundert Jahre seit der ersten Aufführung 1924
• 7.9. Derniere

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

13.06.2023

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