«Keine Bestechung, nur ein besseres Trinkgeld»: Fremdenpolizist Max Bodmer (links, Sandro Tobler) findet 200 Franken in seinem Mantel. Seinem Assistenten Moritz Fischer (Patrick Hediger) kommt dies suspekt vor.
«Keine Bestechung, nur ein besseres Trinkgeld»: Fremdenpolizist Max Bodmer (links, Sandro Tobler) findet 200 Franken in seinem Mantel. Seinem Assistenten Moritz Fischer (Patrick Hediger) kommt dies suspekt vor.
Ist es Liebe oder nur ein Trick? Die Kosovarin Mirlinde Mushkolaj (links, Claudia Dittli) wird von Moritz Fischer umworben. Ihre WG-Kollegin Anina Weber (Marlise Tamburini) sieht daran nichts Verfängliches. Bilder Roger Bürgler
Ist es Liebe oder nur ein Trick? Die Kosovarin Mirlinde Mushkolaj (links, Claudia Dittli) wird von Moritz Fischer umworben. Ihre WG-Kollegin Anina Weber (Marlise Tamburini) sieht daran nichts Verfängliches. Bilder Roger Bürgler

Bühne

Aber Eidgenossen werden sie nie

Mit Spannung wurde die erste Bühnenfassung von Rolf Lyssys Filmklassiker «Die Schweizermacher» erwartet. Und das Resultat der Küssnachter Theaterleute hat es in sich. Hochpolitisch, hochaktuell und wahnsinnig lustig.

Schon einmal nahmen sich die Küssnachter Theaterleute einer Schweizer Geschichte an, die vor allem durch ihre grandiose Verfilmung zum kulturellen Allgemeingut des Schweizervolks gehört. Mit «s gfrornig Härz» nach der Novelle von Meinrad Inglin und der Vorlage von Xavier Kollers Film sorgten die Küssnachter bereits im Jahre 2001 für das regionale Theaterhighlight des Jahres.

Das muss man sehen

Dies dürfte sich jetzt wiederholen. Die Idee einer Bühnenfassung von Rolf Lyssys «Schweizermacher», der 1978 vor allem dank Walo Lüönd, Emil Steinberger und Beatrice Kessler unvergesslich bleibt und noch heute der erfolgreichste Schweizer Film überhaupt ist, hatte der Küssnachter Produktionsleiter, Autor und Darsteller schon lange. Mit Peter Freiburghaus vom Duo Fischbach fand Hediger den idealen Partner für die Textfassung und als Regisseur, der gleich noch das idealeTheaterhaus mit in die junge Theater-Beziehung brachte. Und das Resultat ist so grossartig, dass man sich noch im Theater fragt, wieso noch keine andere Bühne in diesem Lande auf die Idee kam, diese Geschichte als Theater zu zeigen. Sie hat alles, wonach Theatermacher so verbissen suchen. Sie ist brisant, aktuell, lustig und hat mit dem Film einen derart starken Götti, dass ein Erfolg eigentlich nur noch Formsache ist. Spätestens nach der umjubelten Premiere am Samstag im Theater Fischbach dürfte der ohnehin schon starke Vorverkauf nochmals anziehen. Die «Schweizermacher» muss man einfach gesehen haben.

Schnüffeln, was das Zeug hält

«Schweizer kann man werden, Eidgenoss aber wird man nie», pflegt der Fremdenpolizist Max Bodmer (Sandro Tobler) zu sagen und erklärt damit klar und deutlich, was er von den Absichten der assimilierten Ausländer hält, die gerne den Schweizer Pass hätten. Pingelig, spiessig und verbissen sucht er nach Kleinigkeiten, welche die Aspiranten in ihrem Vorhaben denunzieren könnten. Sein ihm zugeteilter Leumundsberichterstatter Moritz Fischer (Patrick Hediger) ist zwar eine Plaudertasche sondergleichen, zeigt jedoch in seinen Ermittlungen und bei den «Kundenbesuchen» jene Menschlichkeit, die seinem Chef völlig abgehen. Das illustre Duo schnüffelt in den Privaträumen, an den Arbeitsplätzen und im sozialen Umfeld der bosnischen Familie Besic (Georg Dobler, Jasmina, Majda und Edi Arifagic), beim deutsch-holländischen Akademiker-Paar Thomas Wuttke (Achim Blum) und Hella de Klerk (Heleen van Dorst) und bei Mirlinde Mushkolaj (Claudia Dittli). Letztere löst bei Moritz Fischer amouröse Ambitionen aus, welche die witzige, aber letztendlich auch bittere Geschichte erst ins Rollen bringt.

Aktuell und brisant

Das Stück «Die Schweizermacher» wurde in den Kanton Schwyz und in die heutige Zeit adaptiert. Max Bodmer bedauert, dass seit dem Bundesgerichtsentscheid die Einbürgerungen nicht mehr vom Stimmvolk vorgenommen werden können, und Moritz Fischer klärt auf, welche Voraussetzungen die angehenden Schweizer alle zu erfüllen haben. In vielen Dialogen werden die aktuellen Diskussionen auf der Polit- und Stammtischebene aufgezeigt, und trotz der brisanten Aktualität ist das kurzweilige Stück doch eine Komödie – auch wenn dem Publikum zwischendurch das Lachen im Hals stecken bleibt. Prädikat: unbedingt sehenswert.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

02.11.2009

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