Bühne
Die Wissenschaft und der Wahnsinn
Als bitterböser Mordspass präsentieren die Küssnachter Theaterleute Dürrenmatts «Die Physiker». Am Mittwoch feierte ein spielfreudiges Ensemble Premiere.
Am Schluss erkennen die drei vermeintlichen Physiker Möbius (Patrick Hediger), Newton (Lukas Meyer) und Einstein (Sandro Tobler), dass sie zwar gefangen, aber doch frei, Physiker, aber unschuldig, sind. Der eigentliche Wahnsinn ist draussen in der Welt, die sich nun mit Möbius wissenschaftlichen Entdeckungen vernichten kann.
Drei tote Krankenschwestern
In einem privaten Luxussanatorium führen die Physiker ein feines Leben. Sie dinieren exquisit, kredenzen edle Weine aus dem Bordeaux und widmen sich ihren Leidenschaften. So dem Spielen klassischer Sonaten auf der Geige (Einstein will ja Einstein sein), im Barockkostüm durch die Räume irren und sein eigenes Genie infrage stellen oder halt zu Techno-Rhythmen mit der Erscheinung des Königs Salomon hadern. Dass von den drei irren Physikern sich eigentlich nur Möbius der Wissenschaft verschrieben hat und dass keiner wirklich irre ist, weiss man aus Dürrenmatts Vorlage. Dass die Verrückten dann halt von aussen kommen, ist die Parabel des Autors auf den damaligen Kalten Krieg und das Wettrüsten zwischen den Mächten. Dies dann aber auf einer kleinen Bühne im Theater Fischbach in Küssnacht zu sehen, ist speziell, und trotz witzigen Passagen und feinen Regieeinfällen bleibt einem auch hier hie und da das Lachen im Hals stecken. Wenn dann die drei Physiker schön der Reihe nach ihre Krankenschwestern ermorden, ist dies – im Verhältnis zur Tragweite der weiteren Geschehnisse – fast noch ertragbar.
Kurzweilig und frech
Sanatoriumsleiterin Dr. von Zahnd (Gina Zbinden) treibt nämlich ein böses Spiel, und zum Schluss kehren die drei Protagonisten zurück in ihre selbstkreierte Welt des Wahnsinns. Die «freie» Welt geht sie nichts mehr an. Dieses Wechselspiel mit den Entlarvungen und das gegeneinander Ausspielen sind nebst den satirischen Elementen die Stärken der Inszenierung.
Spielfreudiges Ensemble
Und das Ensemble zeigt sich dabei spielfreudig und mutig. Dass die deutscheBühnensprache nicht allen gleich gut liegt, ist für eine Laienbühne entschuldbar. Mit den aktuellen Geschehnissen auf der Krim haben «Die Physiker» auf eine Art an Aktualität gewonnen, und die Küssnachter Theaterleute unter der erstmaligen Regie von Valérie Cuénod machen dies sehr gut. Komplimente gab es dann auch vom berühmten Schauspieler Gilles Tschudi («Die Schwarzen Brüder», «Cargo», «Lüthi & Blanc», «Grounding»). Wie Theaterleiterin Simone Ulrich mitteilte, laufe auch der Vorverkauf sehr gut.
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Bote der Urschweiz
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