Genau wie bei Johanna Spyri: Heidi (Mirjam Dettwiler) und Klara (Julia Vonwyl) hören Grossmama Sesemann (Sabrina Forrer) beim Vorlesen zu. Bild: Roger Harrison
Genau wie bei Johanna Spyri: Heidi (Mirjam Dettwiler) und Klara (Julia Vonwyl) hören Grossmama Sesemann (Sabrina Forrer) beim Vorlesen zu. Bild: Roger Harrison

Bühne

Heidi öffnet die Tür zur Heimat

Mit «Heidi und so» zeigen die Küssnachter Theaterleute auf der Bühne des Theatersaals im Gymnasium einen Heimatabend der besonderen Art – lustig, nachdenklich und durchwegs kurzweilig.

Eine geniale Idee: Die Rolle des Geissenpeters spielt Ahmad Shikib Askari, Flüchtling aus Afghanistan, 2015 in die Schweiz gekommen. Sieht man ihn in der Rolle des Bergbuben und später, wie er in seiner Sprache ein Heimatlied gegen die Weite des Horizonts ansingt, dann geht das unter die Haut und man fragt sich ernsthaft: Was ist Heimat? Es ist das Kernthema von «Heidi und so», diesem Heimatabend, in dem Daniela Härter als Erzählerin aus Johanna Spyris «Heidi» vorliest und alle bekannten Figuren auftreten, zuerst die Heidi (Mirjam Dettwiler) mit Tante Dete (Simone Ulrich). Vor dem hell erleuchteten Hintergrund erkennt man lediglich die Umrisse der beiden. Bis Bewegung ins Spiel kommt, sieht das aus wie ein Scherenschnitt. Dieses Scherenschnittartige, Reduzierte zieht sich durch das ganze Spiel. Das ist geschickt gemacht, denn man kennt die Geschichte und hört sie ja auch. Viele Geissen und noch mehr Heidiprodukte Das «und so» im Titel der diesjährigen Produktion ist, was das Publikum zu Lachern hinreisst und für Zwischenapplaus sorgt. Es sind sketchartige Zwischenszenen: eine Wandergruppe in den Bergen, Monologe über die Servelat oder über die Flut von Heidiprodukten überall. Peter tritt als Geissengeneral und die Gruppe der Spielerinnen und Spieler als Geissen auf. Das ist das Überraschende. Da agiert das Heidi als eigentlicher Türöffner, um sich Gedanken zur Heimat zu machen. Gelungen ist auch die reduzierte Bühne. Kostüme bilden eine Harmonie Diener Sebastian (Philipp Michel) hat durch das ganze Spiel viel zu tun, vom Fünfliber, den er in der Schüssel kreisen lässt bis hin zum Aufhängen des Kronleuchters, der genügt, um die Atmosphäre für das Haus Sesemann in Frankfurt zu schaffen. Das Publikum ist eineinhalb Stunden kurzweilig unterhalten. Regisseur Christopf Bühler und Dramaturgin Barbara Boss, die zusammen auch für die Ausstattung sorgten, ist ausgehend von Heidi ein tiefsinniger, aber auch lustiger Heimatabend gelungen. Die Kostüme harmonieren farblich, das kommt besonders schön zur Geltung, wenn sich alle Spielerinnen und Spieler auf der Bühne positionieren. Ebenso gelungen ist die Musik, die Moritz Achermann zusammenstellte, vom Heidi-Hit zu Beginn bis zum gewaltigen Schluss- Crescendo. An der Premiere vom Donnerstag gab es lang anhaltenden Applaus und Bravorufe. Zurecht: Im Alpstubli vor dem Theatersaal hatte man genügend Gesprächsstoff über Heimatliebe und so.


Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

14.04.2018

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