Dreierkisten gehören in Engelberg zur Tagesordnung: Eine davon ist jene von Mathilda (Ursi Reich, von links), Franz (Hans Merz) und Renate (Verena Singer).
Dreierkisten gehören in Engelberg zur Tagesordnung: Eine davon ist jene von Mathilda (Ursi Reich, von links), Franz (Hans Merz) und Renate (Verena Singer).

Bühne

Süffig, leicht und umwerfend lustig

Passend zu den erwachenden Frühlingsgefühlen spielen die Küssnachter Theaterleute eine frivole Hotelstory von Peter Freiburghaus. «EngelBerg» ist süffig, leicht und umwerfend lustig.

Verena Singer spielt die Hoteldirektorin Renate Wild mit unglaublicher Präsenz. Sie führt das Publikum gleich mitten ins Stück, und so dauert es keine fünf Minuten, und man weiss: Das wird ein guter Abend. Man darf zurücklehnen, geniessen und viel und herzhaft lachen.

Schnelle Dialoge

Die Hoteldirektorin will das Hotel Waldhorn in Engelberg in Zukunft als Familien-Event-Hotel positionieren. Aktuell funkt ihr und den weiteren vier Frauen und vier Männern, die als Personal oder Gäste ins Hotel kommen, die Liebe dazwischen. Amors Pfeile jagen so schnell durch den Speisesaal wie die Dialoge zwischen den Spielern. Thema gibt es nur eins, und das ist abendfüllend: Lust, Frust und Brisanz von Liebesbeziehungen.

Viele bereitwillige Seitenspringer

Zentral und immer wiederkehrend ist die Behauptung, das Alter spiele in der Beziehung überhaupt keine Rolle. Nur um diese gleich wieder zu zerreden. Da ist zum Beispiel Daniela Wagner (Andrea Baumann), Paartherapeutin: «Ohne gemeinsamen Nenner muss man in einer Beziehung nochmals über die Bücher.» Ihr zukünftiger Exmann ist zwölf Jahre älter als sie. Sie sah im «alten» Mann den Beschützer, der ihr den nötigen Halt gab und ihr Studium finanzierte. Auch in der angepeilten neuen Beziehung gibt es zwölf Jahre Altersunterschied – aber nach unten. Dumm nur, dass sie mit ihrer offensiven Anmache den jungen Journalisten in die Flucht schlägt und er sie «reife Pflaume» schimpft. Jetzt will sie Single bleiben, ab ins Kloster, einen Schleier. Später brechen auch Männer zusammen: «Ich gehe ins Kloster und werde Mönch.» Nur die Hoteldirektorin weiss immer, wohin sie gehört, und säuselt ihrem aktuellen Schwarm vielversprechend zu: «Ich wäre in der Lingerie.» Bei so vielen bereitwilligen Seitenspringern, die mal top, dann wieder flop sind, lohnt es sich, auf die Worte der erfahrensten Dame auf der Bühne, Senior-Hoteliere Mathilda Wild (Ursi Reich), zu hören. Sie sagt: «Liebe, das ist eine Chemiefabrik»,ausgelöst vom körpereigenen Drogencocktail.

Wieder mit Freiburghaus

Getragen wird die frivole Hotelstory von den temporeichen Konversationen. Die Dialoge sitzen, man amüsiert sich köstlich. Dazu passt das schlichte Bühnenbild mit einigen Bistrotischen und Stühlen. Peter Freiburghaus vom Duo Fischbach hat das Stück geschrieben. Es ist einfach, klar und verständlich aufgebaut. Nie verliert man den Überblick im brisanten Beziehungsgeflecht – im Gegensatz zu den allesamt stark aufspielenden Spielerinnen und Spielern. Freiburghaus führt, wie schon im letzten Jahr, bei den Küssnachtern Regie, gespielt wird in seinem Theater. Das macht, gemäss Patrick Hediger, Präsident der Küssnachter Theaterleute, auch Sinn: «Man hat vor Ort ein Theater, das funktioniert.» Er schätzt die Zusammenarbeit, die weitergehen wird. Das wird auch das Publikum freuen, denn nach langem Applaus verliess es schmunzelnd den Theatersaal.

Gespielt wird bis zum 30. April im Theater Duo Fischbach. Infos und Tickets unter www.theaterleute.ch .

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

04.04.2011

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