Dies & Das
Den Dorfkern architektonisch erlebt
Rund 60 Teilnehmer nahmen am Architekturspaziergang von Schwyz Kultur Plus teil. Sie erfuhren, welche architektonischen Eigenschaften drei Küssnachter Ortsteile aufweisen.
Pascal Marx ist Architekt und Bauberater beim Amt für Denkmalpflege des Kantons Schwyz. Er zeigte den Teilnehmern des Architekturspaziergangs verschiedene Bebauungstypologien im Küssnachter Dorfkern. Dies machte er an drei verschiedenen Standorten: im Unterdorf, an der Bahnhofstrasse und in der Rigigasse. Beim letzten Halt wurde das aktuelle Bauprojekt ‹Babaoum› thematisiert (der ‹FS› hat in der letzten Ausgabe darüber berichtet). Marx, der die Jurierung des Studienauftrags der Sacasa AG begleitete, erläuterte vor Ort aus erster Hand die Ausgangslage und das Resultat des Wettbewerbs. Zudem schilderten Architekten des Siegerprojekts ihre Vorgehensweise. Im Anschluss des Spaziergangs hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, im Monséjour nicht nur das erkorene Projekt in Form eines Modells zu besichtigen. Auch die Projekte der Mitbewerber wurden ausgestellt.
Giebelständige Bauten
Die Führung startete im Unterdorf. «In Küssnacht gibt es wahre Schätze an Verschiedenartigkeiten auf engstem Raum», sagte Marx vor dem Hotel zum Hirschen der Gruppe, die mit Schirmen ausgestattet war, da es auf dem ganzen Spaziergang nur einmal regnete. Küssnacht sei einzigartig, da verschiedenste städtebauliche Strukturen vorhanden sind. Verschiedene Strukturen folgen mit klaren Grenzen direkt aufeinander. Im Unterdorf sieht man auf der Ostseite eine Anreihung von Häusern, die direkt aneinandergebaut wurden. So entstand eine Hauptfassade an der Gasse, die gestalterisch durchkomponiert wurde. Die Westseite zeige gemäss Marx eine kleinstädtische Geschlossenheit trotz Unregelmässigkeiten. Weiter gings durch die Chlausjägergasse und ans Ende der Bahnhofstrasse. Hier wies Marx auf die unterschiedliche Bebauungsweise auf der rechten und linken Strassenseite hin. Auf der Seeseite bestehen Häuser, die alle auf die Strasse hin ausgerichtet wurden. «Lärm war zu der damaligen Zeit noch kein Kriterium», so Marx. Die Ausrichtung zur Strasse zählte damals mehr als Aussicht oder Sonnenausrichtung. Der Experte erklärte, was bei drei Ersatzbauten aus städteplanerischer Denkweise gut und weniger gut umgesetzt wurde. Es regnete noch immer, als die Spaziergänger in der Rigigasse Halt machten. Die ehemalige Verbindung Richtung Immensee ist ähnlich alt wie der Ursprungskern des Dorfes; das Unterdorf. «Was die Rigigasse auszeichnet, ist das versetzte Bauen zur Strasse», sagte Marx den lauschenden Schirmträgern. Und: «Der klare Verlauf der Unterdorfstrasse wurde hier aufgegeben. Hier ist der ‹versteckte Winkel› zu Hause.» Es gäbe ein Vorne und Hinten, aber eben auch ein Daneben. Die Bebauung wirke zufällig, mache aber gerade dadurch dessen Charme aus. Hier waren die Architekten der geplanten Überbauung ‹Babaoum› gefordert, um ihr Projekt optimal in die bestehenden Strukturen der verwinkelten Gasse einzugliedern.
Projekt ‹Babaoum›
Der Perimeter umfasst drei Häuser. Eines wurde bereits abgerissen. Im Wettbewerb ging es darum, wie man die Neubauten in die dörfliche Struktur einfügen und wie man die Charakteristiken der umliegenden Gebäude übernehmen kann. Architekten der Schwyzer Firma Raumfacher Architekten beschrieben beim Halt, wie sie an das Projekt herangingen. Geplant sind drei Gebäude, die Typologie und Strukturen der Nachbarschaft übernehmen. «Die bestehenden Häuserfassaden in der Rigigasse haben meist drei Ebenen: Sockelzonen, die früher Gewerberäume beinhalteten, Wohnteile mit gefassten Fenstern und die Dächer. Diese Vorgaben wurden aufgenommen und beim Projekt ‹Babaoum› eingegliedert. «Die geplanten Häuser haben denselben ‹Fussabdruck›», so einer der Architekten. Der Rundgang endete im Monséjour.
Freier Schweizer / Patrick Caplazi
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