Viktor Giacobbo (links) kam nach Küssnacht und wurde von Peter Freiburghaus in dessen Theater begrüsst. Bild Silvia Camenzind
Viktor Giacobbo (links) kam nach Küssnacht und wurde von Peter Freiburghaus in dessen Theater begrüsst. Bild Silvia Camenzind

Film

Grosse Gedanken über Giacobbos absurde Idee

Viktor Giacobbo kam am Donnerstag ins Theater Duo Fischbach und brachte seinen Film «Der grosse Kanton» mit. Das war ausnehmend unterhaltsam.

Es war fast ein abendfüllendes Tischthema, als vor etwa zwei Monaten in Stuttgart ein Paar – sie Schweizerin, er Deutscher – von seinem jüngsten Kinoerlebnis erzählt hatte. Ein kleines Kino, wenig Publikum, aber ein inspirierendes Erlebnis. Die beiden hatten «Der grosse Kanton» von Viktor Giacobbo gesehen und erzählten ihren deutschen Freunden von der Idee, dass Deutschland als 27. Kanton der Schweiz beitrete. Grosses Gelächter, beste Unterhaltung, aberwitzige Ideen, Gesprächsstoff zuhauf.

Was wäre, wenn …?

Viktor Giacobbos «Der grosse Kanton » lief vor zwei Jahren in den Schweizer Kinos. 40 000 Personen haben ihn sich angesehen. Dann folgten vor zwei Monaten die deutschen Kinos und am Donnerstagabend Küssnacht. Peter Freiburghaus begrüsste den Macher des Films auf der Bühne des Theaters Duo Fischbach, wo «Der grosse Kanton» dem Publikum gezeigt wurde. Auch hier gab es viel zu lachen und zu staunen. Wer da alles im Film als Gesprächspartner auftritt und sich Gedanken darüber macht, wie es wäre, wenn das grosse Deutschland ein neuer Schweizer Kanton wäre. Die harmoniebedürftigen Schweizer und die konfliktfähigen Deutschen – geht das zusammen? «Manches dauert in der Schweiz zu lange», meinte der linke deutsche Politiker Gregor Gysi und verlangte mehr Tempo. Erstaunlich war, wie gewillt alle Befragten, vom Politiker über den Historiker, Banker bis zum Botschafter, waren, sich mit der Möglichkeit eines Zusammengehens auseinanderzusetzen, und laut darüber nachdachten. Es machte den Mitwirkenden sogar viel Spass, sie kamen beim Spinnen ihrer Ideen in Fahrt und amüsierten sich ebenso wie das Kinopublikum beim Zuhören. Viktor Giacobbo ergänzte die Statements mit Parodien, einem Besuch der maroden Schlachtkapelle in Marignano (heute Melegnano) oder in der Stadt Rottweil.

Auch nette Absagen

Im Anschluss an den kurzweiligen Film beantwortete Giacobbo die wenigen Fragen aus dem Publikum und erzählte von den Dreharbeiten. Das Publikum staunte, wie viele namhafte Politiker in Deutschland und der Schweiz im Film ihre Statements abgeben. Gab es solche, denen die Fragestellung zu absurd war? Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt im Film zwar vor, sagt aber nichts zum Thema, Ministerpräsident Horst Seehofer auch nicht. Die Pressesprecher der beiden hätten die Anfrage nicht beantwortet, wie Giacobbo in Küssnacht erzählte. Doch es habe auch nette Absagen gegeben, nämlich von Peer Steinbrück und von Wolfgang Schäuble. Was nicht erstaunt: Am Allerbesten kommt der Film bei den Deutschen an, die in der Schweiz leben. Sie haben diesen geschärften Blick auf ihre alte Heimat und ihren neuen Wohnort und erkennen sich in vielen Statements wieder.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Film

Publiziert am

11.10.2014

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