Regisseur Claudio Sipka im Gespräch mit Kameramann Sven Uhlmann. Urs Kälin und Stefan Vasic sind zwei von vier Darstellern im Kurzfilm. Bild: Patrick Kenel
Regisseur Claudio Sipka im Gespräch mit Kameramann Sven Uhlmann. Urs Kälin und Stefan Vasic sind zwei von vier Darstellern im Kurzfilm. Bild: Patrick Kenel

Film

Nachts spukt es in der Tankstelle

Bis zum Wochenende wird der Shop der ABC-Tankstelle Rigiland in der Nacht jeweils in ein Filmset verwandelt. Dort wird der Horror-Kurzfilm «Nachtschicht» gedreht.

Wenn der Tankstellenshop, der tagsüber geöffnet ist, um 21 Uhr schliesst, steht die Filmcrew für ihre Nachtschicht bereit und richtet den Drehplatz ein. Bis um vier Uhr früh arbeiten die 23 Personen, die jede Nacht im Einsatz sind, ihren Plan ab. Anschliessend müssen sie die Regale wieder umstellen. Kalt wirkende Neonröhren und eine Holzwand gehören ebenfalls zum Filmdekor. Laut Drehbuch geschehen im Laden während einer Nacht eigenartige Dinge. Sven (Stefan Vasic) muss die Nachtschicht allein zubringen, als ein Mann in Schwarz und mit Hundemaske immer wieder auftaucht und ihn verfolgt.


Nachtaktive Filmcrew


In der Nacht wurde unter anderem jene Szene gedreht, in welcher Sven von seinem älteren Arbeitskollegen Florian (Urs Kälin) erfährt, dass er die Nacht kurzerhand allein verbringen müsse. Der knapp 15-sekündige Dialog an der Theke wurde mit sechs Takes gedreht, dann folgte viermal die Gegenaufnahme derselben Handlung. Nach diesen Aufnahmen war die Crew sichtlich froh, einen ersten Meilenstein erreicht zu haben.


Streifen für Kurzfilmfestivals


Mit «That’s lunch!» gab Regisseur Claudio Sipka sogleich das Signal für eine stärkende Verpflegung. Zuvor wärmte Produzent und Aufnahmeleiter Michael Kempf die vom Tankstellenpersonal gekochten Spaghetti bolognese in der Küche auf. «Ein Filmset ohne Essen geht gar nicht. Hier haben wir super Bedingungen, damit man sich gleich an den Tisch setzen kann», freute er sich. Wichtig werde dies besonders, falls nach einigen Nächten des Arbeitens gegen die biologische Uhr irgendwelche Reibereien die ansonsten harmonische Teamarbeit stören. Für diesen Film, der zu über 80 Prozent im Ladenlokal spielt, wurde eine abgelegene Tankstelle mit Shop gesucht. Fündig wurden die Produzenten vom Verein Perspective Pictures bei der Küssnachter Avia-Tankstelle. Prompt bot das Besitzerpaar Anita und René Schlegel Hand für den Filmdreh. «Es herrscht eine gute Vertrauensbasis. Sie kommen uns bei unseren Wünschen entgegen, was nicht selbstverständlich ist. Umgekehrt bezahlen wir für unsere Konsumationen in der Tankstelle.» Auch der Name der Tankstelle wird im fertigen Horrorthriller zu sehen sein, der im Frühling 2019 Premiere feiern soll. Produzentin und Drehbuchautorin Lisa Meyer möchte den 15- bis 20-minütigen Streifen an Kurzfilmfestivals zeigen. Danach käme auch eine Ausstrahlung im Regionalfernsehen infrage. Neben einer optimalen Verpflegung im Restaurantraum darf sich die aus Basel und Zürich stammende Filmcrew auch ganz in der Nähe tagsüber entspannen. Der Bezirk Küssnacht sponserte die Unterkunft in der Zivilschutzanlage Ebnet. Somit spart die Produktion einiges an zusätzlichen Kosten. Zur Finanzierung wurde Geld über Filmstiftungen und Crowdfunding gesammelt. Eine Gin-Marke bezahlt, damit sie in der Handlung vorkommt. Meyer hofft, dass das Budget gedeckt werden kann, einen Gewinn strebt sie nicht an: «Das ist schwierig mit Kurzfilmen. Unser Ziel ist es vielmehr, das Publikum zu erreichen.» Beim Horrorgenre soll die Fantasie des Publikums angeregt werden. Dafür gehen die Filmleute, die sich vielfach schon kannten, mit Leidenschaft ans Werk. So haben Michael Kempf und Regisseur Claudio Sipka 2014 zusammen einen Kurzfilm realisiert. «Jedes Set bringt einen weiter. In einer Tankstelle hat noch niemand von uns gedreht, aber wir sammeln gute Erfahrungen für künftige Projekte», meinte Kempf, der im Hintergrund tätige Aufnahmeleiter.


Bote der Urschweiz / Patrick Kenel

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

08.11.2018

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