100 Jahre alt und kein bisschen müde: Hans Erni setzt sich noch täglich für den Frieden und die Schönheit der Natur ein. Bild: Christian Ballat
100 Jahre alt und kein bisschen müde: Hans Erni setzt sich noch täglich für den Frieden und die Schönheit der Natur ein. Bild: Christian Ballat

Kunst & Design

Hans Erni: «Kämpfe als 100-Jähriger noch täglich»

Der Luzerner Maler Hans Erni feierte im Februar seinen 100. Geburtstag. An der Ausstellung seiner Bilder im Atelier Reichlin in Küssnacht war er bereit für ein kurzes Gespräch mit dem «Boten».

Mit Hans Erni sprach Christian Ballat

Im 100. Lebensjahr sind Ihre Bilder – ausser im Hans-Erni-Museum innerhalb des Verkehrshauses der Schweiz – nur an einer Ausstellung zu sehen. Warum?

Es geht mir nicht darum, möglichst viele Ausstellungen zu machen. Ich will mein Schaffen nur präsentieren, wenn ich etwas zu zeigen habe und wenn meine Werke etwas zu sagen haben.

Was wollen Sie heute sagen?

Das Leben bietet so viele Aspekte, über die man reden könnte. Ich male lieber, dann gibt es keine Versprecher. Ich lasse meine Bilder für mich sprechen.

Was drücken diese aus?

Jedes Werk hat eine eigene Aussage. Die kann für jeden Betrachter, jede Betrachterin anders sein. Gewisse sehen manchmal in einem Bild sogar mehr, als der Künstler eigentlich zeigen wollte.

Sie geben dem Betrachter also keine Interpretation Ihrer Bilder vor?

Ein Maler kann sich nicht um die Interpretation kümmern. Ein Bild kann nur für sich sprechen. Tut es das nicht, wäre es leer und wertlos.

Wie gehen Sie mit Interpretationen von fremden Menschen mit Ihrem Schaffen um?

Jede einzelne Deutung ist etwas Schönes. Sie zeigt in ihrer eigenen Art etwas auf, das dem Künstler während der Entstehung des Bildes sehr nahe lag.

Sie haben hier während zwei Stunden nicht nur Autogramme gegeben, sondern diese oft mit einer Skizze ergänzt.

Ich habe mich dabei mit den von der Gegenwart gegebenen Realitäten auseinandergesetzt. Der Moment jetzt gerade ist für mich Inspiration. Wenn eine Frau mit ihrer Enkeltochter kommt, um ein Autogramm bittet und mich dabei das Kind anstrahlt, dann zeichne ich spontan ein Porträt von ihm. Ich halte so einen Moment der Gegenwart für die Zukunft fest.

Oft haben Sie eine Taube neben Ihren Namen gezeichnet.

Die Taube begleitet mich als Symbol für den Frieden und die Schönheit der Natur schon seit vielen Jahrzehnten. Ich habe immer für die Erhaltung von beidem gekämpft und tue es auch mit 100 Jahren noch täglich. Wir leben – zumindest bei schönem Wetter – in einem wunderbaren Paradies. Das soll auch so bleiben. Aber es ist nicht einfach, dieses Ziel zu erreichen. Nein. Es kommen noch weitere Probleme dazu. Durch die globale Erwärmung wird es so weit kommen, dass einige Völker aus ihren Ländern fliehen müssen, um zu überleben. Dann ist es für uns umso wichtiger, diese Menschen hier in unserem Paradies aufzunehmen. Nur so können wir wahre Menschlichkeit zeigen.

Werden Sie nicht müde, den Kampf für die Erhaltung der natürlichen Schönheit weiterzuführen?

Wie könnte ich da müde werden? Jeder einzelne Tag bringt neue Aspekte, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Nehmen wir nur einmal all die neuartigen Lebensmittel, die laufend weiterentwickelt werden, oder die Technik, die uns mit immer neuen Errungenschaften beschenkt. Sie geben uns und mir die Möglichkeit, täglich mit den Veränderungen der Realitäten zu spielen und dabei mein Ziel nicht aus den Augen zu lassen. Für einen offenen Geist gibt es keine Möglichkeit, sich nicht zu verwirklichen.

Ist Ihre Kunst Ihnen dabei eine wertvolle Hilfe?

In meinem Schaffen kann ich die Gefahren des Alltags aufzeigen. Es gibt aus allen möglichen Gegebenheiten immer etwas anzustreben, das menschenwürdige Aspekte mit sich bringt. Dafür stehe ich gerne ein. Meine Bilder sind ein Denkanstoss, der in endlose Gespräche über die notwendigen Massnahmen zur Erhaltung der Natur und des Friedens einfliessen kann.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Kunst & Design

Publiziert am

04.11.2009

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