Braucht Eigelb als Bindemittel für die Farben: Pater Joseph Braun zeigt ein Jesus-Christus-Bild, an dem er unzählige Stunden gearbeitet hat. Bilder Edith Meyer
Braucht Eigelb als Bindemittel für die Farben: Pater Joseph Braun zeigt ein Jesus-Christus-Bild, an dem er unzählige Stunden gearbeitet hat. Bilder Edith Meyer

Kunst & Design

Ikonen sind mit Licht gemalte Bilder

Ikonen sind von schlichter Schönheit und in den orthodoxen christlichen Kirchen des Ostens verbreitet: Sobald der Immenseer Pater Joseph Braun malt, versinkt er in ein heiliges Schweigen.

Für viele Kunstliebhaber sind Ikonen begehrte Sammlerobjekte. Gläubige jedoch zünden vor ihnen Kerzen an und verneigen sich tief. Pater Joseph Braun vom Missionshaus Bethlehem wechselte von der Landschaftsmalerei zur aufwendigen Ikonenmalerei. Er sitzt amTisch und mischt Farben, Wasser und Eigelb. Das Ei ist ein wichtiges Symbol und steht als Zeichen der Auferstehung. Als Malgrund dient ihm eine Lindenholzplatte. Die Tafel hat der Immenseer zuerst mit Kreidengrund vorbereitet. Das Besondere an den Ikonenbildern ist die Vergoldung. Das müsse handwerklich einwandfrei gemacht werden.

Himmlische Lichter und Blattgold

Pater Braun verwendet dazu 23,75 Karat Blattgold. «Gold ist die Farbe des Göttlichen – göttliches Licht umfliesst den, der in der Geborgenheit Gottes lebt», sagt er. Die Fläche des Kopfes, der Hände und der Füsse wird anfänglich in einer dunklen Farbe gemalt. In einer weiteren Schicht werden die Gewänder einfarbig angelegt. «Danach male ich mit zunehmend hellerer Farbe die Lichter.» Die Beschriftung der Ikonen wird in kyrillischer Schrift oder griechischer Sprache durchgeführt. Damit wird gezeigt, wer dargestellt ist oder welche biblische Szene gezeigt wird. Der 70-Jährige hält das Heiligenbild in den Händen und prüft die Aufhellungen. «Ikonenmalerei ist keine Freizeitbeschäftigung wie Kegeln», betont er. Für ihn sei es eine Berufung und eine Glaubensaussage. Er beschreibt die Ikonenmalerei als Liturgie und Meditation. So betet Pater Braun, bevor er malt, immer ein spezielles Gebet von Dionysius vom Berge Athos. Manchmal hört er orthodoxe Gesänge während der Arbeit.

Heilsame Wirkung auf Betrachter

Es ist für Pater Braun eine Tatsache, dass Ikonen eine heilsame Wirkung auf den Betrachter haben. «Sie bringen Zuversicht, innere Ruhe und Freude. Ikonen sind Heiligenbilder der Ostkirchen und im orthodoxen Gottesdienst gar nicht wegzudenken», sagt der Maler. Sie haben dort für die Theologie und die Spiritualität eine sehr grosse Bedeutung. Es ist ein Muss, dass der Ikonenmaler das Urbild, das in der Tradition vorgegeben ist, nachbildet. «Es gibt hier keine freien Spielräume für eigene Fantasien», erklärt Pater Braun. Wichtig ist, dass Christus immer mit segnender Hand dargestellt wird. Neben Brustbildern gibt es auch solche, die die ganze Gestalt des Heiligen darstellen. «Ikonen werden im Gebet versunken und in völliger Hingabe an Jesus Christus gemalt, jede Ikone ist ein Gottesdienst», sagt Pater Braun der «den Menschen zur Freude und Gott zur Ehre» malt.

Echte Ikone wird nie signiert

Interessant ist, dass eine echte Ikone nie signiert wird. Man sucht vergeblich nach einem Künstlernamen, weil die Meister nicht sich, sondern das Urbild in den Mittelpunkt stellen. Die Themen der Ikonen sind Christus, die Muttegottes Maria, Erzengel, Heilige und biblische Geschichten. Die ältesten erhaltenen Ikonen stammen aus dem 6. Jahrhundert. Diese Heiligenbilder findet man vor allem in Russland und Griechenland. «Die Echtheit einer Ikone hängt nicht von ihrem Alter ab, sondern nur davon, ob sie nach den Regeln gemalt ist, die in den antiken Malbüchern der Mönche aufgeschrieben sind», sagt Pater Braun, während er eine Pause macht. Und was hält den 70-Jährigen fit? «Beten und Arbeiten.» Er habe es nie bereut, den Weg des Missionars und Priesters in Afrika zu gehen. Pater Braun ist aber auch in Immensee zufrieden. Wenn er nicht malt, widmet er sich mit Hingabe der Übersetzung und Herausgabe von liturgischen und katechetischen Büchern in der Tonga- Sprache. Nicht nur in Sambia, auch in Immensee, wo er heute lebt, gibt es für ihn viel zu tun.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Kunst & Design

Publiziert am

19.04.2011

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