Silvia Götschis neuester Krimi heisst «Herrengasse», ein treffender und konsequenter Titel. Bild Tibor Göröcs
Silvia Götschis neuester Krimi heisst «Herrengasse», ein treffender und konsequenter Titel. Bild Tibor Göröcs

Literatur

Schwyz-Krimi mit Sogwirkung

Der neueste Krimi der Küssnachter Autorin Silvia Götschi spielt im Hauptort Schwyz. Es geht um Sexspiele älterer Herren und um eine Mordserie.

In Silvia Götschis «Herrengasse» ist Schwyz Schauplatz. Die Leser pendeln mit der Kommissarin zwischen ihrem Büro im Sicherheitsstützpunkt in Biberbrugg und dem Hauptort Schwyz, wo Valérie Lehmann nach der Täterschaft blutiger Morde fahndet. Schwyz ist zwar nicht Venedig, Paris oder Basel, aber es ist das Erfolgsrezept vieler Krimiautoren, das Publikum durch bekannte Städte zu führen. Der Leser erkennt Orte wieder oder fühlt sich zu Hause. Und das funktioniert auch für Schwyz. Silvia Götschi ist in ihrem Schwyz-Krimi sehr exakt. Wer sich auskennt, weiss, wo die Geschichte spielt oder kann sich leicht eigene Bilder machen. Das hat seinen Reiz. Zudem findet die Autorin neue Bilder, um die Landschaft zu beschreiben, auch immer wieder die Mythen, die «wie zwei gigantische schwarze Zipfelmützen über Schwyz thronten». So schafft sie Atmosphäre.

Die Gewohnheiten kennenlernen

Mit Valérie Lehmann hat die Krimiautorin eine taffe Kommissarin geschaffen, die ein Faible für Richard Wagners «Tannhäuser» hat. Sie kommt aus Zürich, ist neu in Schwyz und muss sich zuerst mit ihrem Arbeitsort und den Schwyzer Gewohnheiten vertraut machen. Vor allem auch mit der Tatsache, dass hier alles verbandelt ist, jeder jeden kennt, auch, dass ihr Tun beobachtet wird. Das trifft die Autorin sehr genau.

Heinzer, von Reding und Betschart

Auch mit den Namen fühlt sich der Leser gleich heimisch. Valéries Kollege heisst Louis Camenzind, die Staatsanwältin Jole von Reding, der Regierungsrat Betschart, der Gynäkologe Heinzer. Und mit diesem fängt alles an. Heinzer wird ermordet in seiner Villa gefunden. Er liegt nackt in seinem Bett, die Kehle durchgeschnitten. Die Kommissarin ist gefordert, zumal dies nicht der einzige Mord bleibt. Eine Spur führt zu einem Altherren-Club, der sich bei einem Escort-Service in Luzern Frauen für Sexspiele bestellt.

Gleich noch ein Kapitel

Der Krimi hat, was ein guter Krimi immer haben muss: Sogwirkung. Silvia Götschi endet ihre Kapitel so, dass man gleich noch eines lesen will. Sie gibt auch dem Zwischenmenschlichen am Arbeitsplatz Raum und lässt die Leser teilhaben am Stress, dem die Kommissarin ausgesetzt ist, und ihrem schwierigen Privatleben nach einer Trennung. Am Ende des Buches weiss man einiges, aber längst nicht genug von der Kommissarin. Man möchte sie näher kennenlernen: eine ideale Ausgangslage für eine Fortsetzung mit Valérie Lehmann.

Bote der Urschweiz (Silvia Camenzind)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

20.11.2015

Webcode

www.schwyzkultur.ch/BrpKMT