Brauchtum / Feste

Trotz Wetterpech: Mit Licht und Lärm durch die Strassen

Tausende Besucherinnen und Besucher säumten am Küssnachter Klausjagen den Strassenrand. Gefeiert wurde das Schaulaufen der 1580 Klausjäger am Umzug. Sie trotzten dem leichten Regen.

«Seit ich laufen kann, mache ich am Klaustag mit», sagte der Küssnachter Andreas Moser am gestrigen Klaustag. Er nahm bereits 50. Mal am Umzug teil. Andreas Moser trug später während des Umzugs eine Sternen-Iffele von 1934. Diese wiegt 30 Kilogramm und wird von acht Kerzen beleuchtet. Auf allen Iffelen darf die Figur St. Nikolaus nicht fehlen, auf der Rückseite gehören ein Kreuz und die Buchstaben IHS dazu. Die Mystik von Licht, Bewegung und Klang fasziniere ihn, so Andreas Moser. Einzig die Handyblitze seien für die Iffelenträger störend. 

Bewundernde Zurufe und Applaus vom Strassenrand her

«Die tänzelnden Iffelenträger, die einen Knicks machen, erhalten besonders viel Applaus», erzählte Andreas Moser. Nach dem Umzug werde gegessen, traditionell Rippli mit Sauerkraut und Kartoffeln. «Ich ziehe später mit dem Adler-Zügli von Restaurant zu Restaurant. Früher zog man von Wohnung zu Wohnung», sagte er noch, bevor er sich auf den Weg machte. In Küssnacht gibt es zahlreiche Zügli, die aus Gruppen von Freunden bestehen und durch die Strassen ziehen. «Adler»-Wirt Dani Windlin lagert seit dem letzten Klaustag 15 Trychlen von Klausjägern in der Garage. «Sie werden im Verlauf des Nachmittags abgeholt», sagte er schmunzelnd. Das sei immer so.

Fazonetli für Bundesrat Cassis

Gegenüber im Gasthaus Engel war Bundesrat Ignazio Cassis zu Gast. Er, ein Teil seines Stabs und Ständerätin Petra Gössi wurden vor dem Umzug vom Samichlaus und von Pascal Knüsel, dem Präsidenten der St. Niklausengesellschaft Küssnacht begrüsst. Der Samichlaus warnte Cassis: Das Klausjagen mache süchtig. Er werde ihn wohl nächstes Jahr wieder in Küssnacht sehen. Der Samichlaus wies den Bundesrat darauf hin: «Heute Abend bin ich die wichtigste Person.» Pascal Knüsel erzählte im «Engel» die Geschichte des Klausjagens vom verpönten Brauch bis zum heutigen Lichter- und Klangspektakel. Bezirksammann Oliver Ebert schenkte Bundesrat Cassis ein rotes Klausjäger-Fazonetli. Bundesrat Cassis sagte zum Hauptumzug: «Phänomenal, hier erfindet man wieder die traditionsreiche Schweiz.» Auf die Frage, ob Frauen auch am Umzug mitmachen sollten, antwortete Cassis mit einem Schmunzeln. «Das wäre eine Revolution. In diese schwierige Frage sollte sich Bundesbern nicht einmischen.»

 

Begeisterte Stimmung

Langsam dunkelte es ein. Eine begeisterte Stimmung herrschte unter den Tausenden Besucherinnen und Besuchern, die den Strassenrand säumten. Sie warteten auf den grossen Moment um 20.15 Uhr. Wenn der laute Böllerknall ertönt, gehen jeweils die Lichter in den Häusern und den Strassenlaternen aus, und den Umzug eröffnen die Geislechlepfer mit dem Chrüzlistreich. Ein magischer Moment. Dieses Jahr haben am Umzug 235 Iffelenträger, 22 Schafgeislechlepfer, 23 Chrüzlistreicher, 11 Fackelträger, 1 Samichlaus und 5 Schmutzli, 75 Musikanten, 225 Sententräger, 765 Klopfentrychler und 125 Hornbläser mitgemacht. Zusammen mit den Ordnungshütern, Helfern und Böllerschützen waren es 1580 Beteiligte. Das Küssnachter Klausjagen lebte wie immer vom wunderschönen Einklang, dem schaurig-schönen Hornblasen und natürlich von den grossartigen Kunstwerken, den filigranen Iffelen, die einmal mehr stolz von den Klausjägern zur Schau getragen wurden. Nach dem Umzug trafen sich die Küssnachter mit den Heimweh-Küssnachtern, mit Freunden oder der Familie und feierten die Freinacht. Der Höhepunkt für viele Klausjäger ist dann das «Sächsiumzügli», das am nächsten Morgen um 6 Uhr beginnt und meist nochmals mehrere Hundert Männer vereint.

 

Bote der Urschweiz / Edith Meyer

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

06.12.2024

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