Zento Schneider hatte die Idee zur aktuellen Ausstellung von Kunst Schwyz. Foto: Victor Kälin
Zento Schneider hatte die Idee zur aktuellen Ausstellung von Kunst Schwyz. Foto: Victor Kälin

Kunst & Design

«Kunst im Wohnbereich ist älter als die Architektur»

Der Verein Kunst Schwyz macht derzeit in Siebnen private Kunst öffentlich. Die Ausstellung haus-KUNSThaus zeigt Werke, die sonst nur in den eigenen vier Wänden zu sehen sind. Die Idee dazu hatte Zeno Schneider.

Victor Kälin: Sie sind Initiant der Ausstellung. Wie kamen Sie darauf?


Zeno Schneider: Über Ideen stolpert man. So ist es auch mir ergangen. Ich hatte keinen äusseren Anlass. Die Idee deckte sich aber mit der Absicht des Vereins Kunst Schwyz, unsere Aktivitäten im Kanton breiter abzustützen. Es ist uns ein Anliegen, Leute in unsere Ausstellung zu bringen und sich für die bildende Kunst zu interessieren.


Hatten Sie keine Befürchtungen, dass Ihr Aufruf verhallt, gar als voyeuristisches Vordringen in die Privatsphäre gesehen werden könnte?


Das war uns absolut bewusst. Deshalb verzichten wir ebenso bewusst auf Angaben zu Besitzern, Künstlern oder Preis. Der Betrachter erfährt nur, wo das Kunstwerk steht: Stube, Küche, Schlafzimmer … Die zehn Mitglieder der Arbeitsgruppe hatten den Auftrag, je 20 Personen anzufragen. Das Echo darauf war sehr positiv. Auch die Zahl der Leihgaben lag mit mehr als 50 Exponaten über unserer Erwartung.


Was ist zu sehen?


Bilder, Skulpturen, Plastiken, Objekte, Reliefs … das ganze Spektrum, aus dem ganzen Kanton.


Vermittelt die Ausstellung einen Eindruck vom Kunstverständnis, den Vorlieben der Schwyzer und Schwyzerinnen?


Sie sagt etwas aus, aber nichts spezifisch Schwyzerisches. Es gibt zum Beispiel keine einzige Darstellung der Mythen. Dasselbe Konzept würde in anderen Kantonen zu einer ähnlichen Ausstellung führen. Aber man erlebt, dass es im Kanton Schwyz ein sehr breites Kunstverständnis gibt.


Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Aber hat es Werke, die Sie privat nie aufstellen würden?


Ja, das hat es. Handkehrum gibt es auch Werke, die ich aufstellen würde, aber andere nicht. Das muss so sein, sonst hätten wir eine Durchschnittskunst für alle – und das wäre sehr, sehr langweilig.


Wie reagiert das Publikum?


Zu den Objekten gibt es ja keine weiteren Angaben … Es reagiert positiv. Es ist anders als bei bisherigen Ausstellungen, da auch viele Leihgeber unsere Räume besuchen. Und sie zeigen uns, dass unsere Angst unbegründet war: Trotz der Vielfalt der Ursprünge ist es eine relativ einheitliche, ruhige Ausstellung geworden.


Hand aufs Herz: Warum soll jemand zu Hause Kunst aufstellen?


In meiner Eröffnungsrede verwies ich auf die Höhlenmalerei: Kunst im Wohnbereich ist älter als die Architektur! Mit Kunst holt man etwas Schönes nach Hause. Ein Bild an der Wand ist wie ein Fenster, das mich weiterführt und über mich hinausweist. Kunst bewirkt, dass ich aus mir «hinausrutsche». Kunst schafft Freiräume.


Und wie ist es bei Ihnen persönlich?


Auch bei uns zu Hause hat es Kunst. Aber ich habe keine Wände mehr! Denn Kunst braucht auch Zwischenräume. Übrigens: Wer seine Erfahrungen mit Kunst zu Hause erweitern möchte, kann Kunstwerke kostenlos ausleihen. Auf der Homepage des Vereins Kunst Schwyz sind unter dem Begriff «Leih Kunszt» einige Künstler und Künstlerinnen mit ihren Werken zu finden.


Ausstellung «hausKUNSThaus», Zürcherstrasse 30 A, Siebnen (bis 6. Oktober 2019)


Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

27.09.2019

Webcode

www.schwyzkultur.ch/tqF55K