Zeno Schneider, Arzt in Rente und Kurator / Foto: Victor Kälin
Zeno Schneider, Arzt in Rente und Kurator / Foto: Victor Kälin

Kunst & Design

«Kunst ist nicht nur Dekoration, sondern auch Inhalt, Impuls»

Einmal mehr zieht im Ärztezentrum MedicoPlus Kunst ein. Am 15. April findet die öffentliche Vernissage statt. Kurator der Ausstellung ist Zeno Schneider.

Victor Kälin: Wenn es einer weiss, dann Sie als langjähriger Arzt und ebenso langjähriger Künstler: Trägt Kunst zur Patientenheilung bei?


Zeno Schneider: (überlegt) Wenn sie imstande ist, positive Impulse zu setzen, dann ja. Die Wirkung ist abhängig vom Werk, der Situation und vom Betrachter selbst. Ob positive Impulse direkt heilend wirken …? Aber etwas Positives ist grundsätzlich hilfreich.

Warum nimmt MedicoPlus die Mühe auf sich, regelmässig Ausstellungen zu organisieren?


Bei MedicoPlus ist man sich der Bedeutung der Kunst bewusst. Kunst im Raum macht stimmig und schafft Atmosphäre. Kunst ist nicht nur Dekoration, sondern auch Inhalt, Auftritt, Impuls. Eine Wechselausstellung ist wie ein Kleid, das man eine Zeitlang trägt – und sich dann für ein anderes entscheidet.

Und warum engagieren Sie sich als Kurator, als Betreuer der Ausstellung?


Die bildende Kunst hat ein grundsätzliches Problem: Künstler und Künstlerinnen suchen eigentlich immer einen geeigneten Ausstelllungsraum. Und Medico-Plus sucht regelmässig Kunstwerke. Da besteht ein doppelter Bedarf. Als Kurator kann ich die beiden Anliegen zusammenbringen. Und bin auf beiden Seiten willkommen. Denn das Nutzloseste ist ein Bild im Archiv.

Am Samstag wird eine Gruppenausstellung mit Werken von fünf Künstlerinnen und Künstlern eröffnet. Wie sind Sie auf diese Personen gekommen?


Durch mein Beziehungsnetz im Verein Kunst Schwyz, aber auch durch persönliche Kontakte. Und es kommt auch vor, dass Künstler X mir noch Künstlerin Y empfiehlt. Unterdessen wenden sich Personen auch direkt an mich. Ich bin ja bereits seit sieben Jahren Betreuer der Ausstellungen im MedicoPlus. Da kennt man sich.

Was darf man erwarten?


Stilistisch gibt es erstmals eine durchmischte Ausstellung: mit Mary Anne Imhof, Walter Hintermann, Alfons Bürgler und Monika Dittrich-Schneider vier malende und mit Liselotte Maag eine fotografierende Künstlerin. Insgesamt wirkt die Ausstellung mit grosser Farbpräsenz und unterschiedlichster Expressivität.

Haben Sie völlig freie Hand?


Ich darf tatsächlich frei handeln – ausser: Überall Nägel einschlagen geht auch bei MedicoPlus nicht!

Die Vernissage ist öffentlich. Ist das ein bewusster Entscheid?


Ja. Das Haus ist als Ärztezentrum schon grundsätzlich öffentlich. Da macht auch eine öffentliche Vernissage Sinn.

Sie sind künstlerisch vielfältig aktiv. Können Sie sich als Kurator selbst einladen?


Gleich bei der ersten Ausstellung habe ich plastische Werke ausgestellt. Was noch einen Vorteil hatte: Ich musste nur noch vier weitere Künstlerinnen und Künstler suchen (lacht).

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie hilft Ihnen die Kunst, wenn es Ihnen schlecht gehen sollte?


(überlegt) Kunst öffnet immer ein Fenster. Sie gewährt Ausblicke in eine andere Region. Sie erlaubt einen Blick auf das, was nicht offensichtlich direkt vor der Nase liegt. Kunst erlaubt, weiter zu sehen – immer. Sie führt nicht in die Enge, sondern aus der Enge heraus. Sie ist grundsätzlich weiterführend. Darum ist Kunst für die Gesellschaft unabdingbar. Und unabdingbar auch für mich.

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

12.04.2023

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www.schwyzkultur.ch/WNQBgy