Dirigent Raphael Immoos leitete die Basler Madrigalisten mit viel Feingefühl. Bild zvg
Dirigent Raphael Immoos leitete die Basler Madrigalisten mit viel Feingefühl. Bild zvg
Dirigent Raphael Immoos leitete die Basler Madrigalisten mit viel Feingefühl. Bild zvg
Dirigent Raphael Immoos leitete die Basler Madrigalisten mit viel Feingefühl. Bild zvg

Musik

Ein «Amen» mit Ausrufezeichen

Keine falsche Bescheidenheit im Umgang mit Schwyzer Komponisten wünschte Raphael Immoos dem Publikum im samstäglichen Konzert seiner Basler Madrigalisten in der Pfarrkirche Lachen und demonstrierte mit Vokalwerken von Joachim Raff und Benno Ammann sogleich eindrücklich, warum.

Joachim Raffs Tochter Helene überliefert, dass ihr Vater auf Wunsch eines Lachner Freundes eine Messe für die Kirche seines Geburtsorts schreiben wollte. Tatsächlich findet sich in seinem Nachlass ein Mess-Fragment, das inmitten des Glorias abbricht. Am wohl vorgesehenen Ort brachten die 24-köpfigen Madrigalisten nun dieses klangsinnliche Fragment gut 150 Jahre nach Entstehung endlich zum ersten Erklingen. Da die informative Konzerteinführung des Luzerner Musikwissenschaftlers David Koch im Joachim-Raff-Archiv heillos überfüllt war, war es dienlich, dass Res Marty, Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft, und Raphael Immoos die faszinierenden Entstehungskontexte der Werke kurz erläuterten.

Chorklang der Spitzenklasse


Raphael Immoos leitete den vielseitigen und renommierten Chor mit viel Verve und Feinfühligkeit. Man konnte ihm dabei zusehen, wie er den Chorklang mit den Händen modellierte oder wie er sein Ensemble mit einem Blick in den Höhen des Kirchenschiffs auf wundervollen Klangballungen verharren liess. Wenn man Benno Ammanns Messe, die ohne das bereits durch Raff abgedeckte Kyrie/Gloria aufgeführt wurde, auf eine solche Weise zu Gehör kriegt, wundert man sich über den Aufruhr, den sie 1947 bei der Uraufführung im Vatikan verursacht hat. Den Madrigalisten gelang es auf wundervolle Weise, die dissonanten Reibungen des bis in zwölf Stimmen aufgeteilten Chors und die überraschenden harmonischen Wendungen mit einer beeindruckenden Sanftheit zu nehmen. Passagen wie das intime Gebet zu Niklaus von der Flüe, anlässlich dessen Heiligsprechung Ammann die Messe schrieb, oder die sich gefühlt endlos wiederholenden Zeile «Dona nobis pacem» strahlten eine tiefe meditative Ruhe aus.

Eindringliches «Amen»


Bei der Uraufführung dürfte das enorm schwierige Werk anders geklungen haben – wohl deshalb verstrichen über 70 Jahre, bis diese Messe, die Immoos als eine der besten des 20. Jahrhunderts bezeichnet, wieder zum Erklingen kam. Danach schlossen die Madrigalisten den Bogen zurück zum Anfang des Konzerts mit zwei Motetten von Raff, die ebenfalls einen enormen Wohlklang entfalteten. Nach dem letzten «Amen» herrschte zuerst völlige Stille, ehe sich zahlreiche Besucher der gut gefüllten Kirche zur Standing Ovation hinreissen liessen. Ein schwacher Trost für jene, die nicht dabei sein konnten: Die Werke werden auf CD eingespielt.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

17.02.2020

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www.schwyzkultur.ch/tnu9TH