Das Orchester der Zürcher Hochschule der Künste mit ihrem Dirigenten Marc Kissóczy verhalf dem Raff Jubiläumsjahr zu einem glanzvollen Finale. Bild Carlo Stuppia
Das Orchester der Zürcher Hochschule der Künste mit ihrem Dirigenten Marc Kissóczy verhalf dem Raff Jubiläumsjahr zu einem glanzvollen Finale. Bild Carlo Stuppia

Musik

Fulminanter Abschluss des Jubiläumsjahrs

Zu Ehren von Joachim Raffs 200. Geburtstag lud die Joachim-Raff-Gesellschaft zum 22. und letzten Konzert dieses Jahres. In der fast voll besetzten Pfarrkirche Lachen erklangen Werke von Raffs Mentor Franz Liszt, von seinem Schüler Edward Mac Dowell und Raffs Fünfte Sinfonie «Lenore».

Im Dezember 1844 brach Joachim Raff verschuldet von den Ufern des Obersees auf, um in der Stadt Zürich sein Glück als Musiker zu versuchen. Den umgekehrten Weg ging am Sonntag das Orchester der Zürcher Hochschule der Künste mit ihrem Dirigenten Marc Kissóczy und verhalf dem Jubiläumsjahr zu einem glanzvollen Finale. Geförderter und Förderer Dass zur Eröffnung ausgerechnet Liszts Ouvertüre zu Johann Gottfried Herders entfesseltem Prometheus auf dem Programm stand, ist kein Zufall. Im Jahr 1850 war Raff nach Weimar gereist, um Liszts Assistent zu werden. Dort erlebte er hautnah mit, wie Liszt die Prometheus-Musik entwarf. Mehr noch: Raff leistete einen wichtigen Beitrag dazu, indem er das Stück gemäss den Anweisungen seines Meisters instrumentierte. Diese Fassung von Liszt/Raff gelangte im August 1850 zur Uraufführung – und geriet kurz darauf in Vergessenheit. Denn als Liszt das Werk fünf Jahre später für die Veröffentlichung vorbereitete, arbeitete er es derart drastisch um, dass von Raffs Instrumentation nur noch wenig übrig blieb. Es ist der akribischen Arbeit des Herausgebers Volker Tosta zu verdanken, dass die Aufführung der ersten Fassung seit 2002 wieder möglich ist. Dass sie sich zu entdecken lohnt, ha-ben Kissóczy und sein Orchester am Sonntag bewiesen: Raffs Instrumentation mit den prominenten Holzbläsern (mit vier statt zwei Klarinetten) verleiht dem Werk eine farbenreiche Tiefe und hält dem Vergleich mit Liszts mächtigerem, schärferen Klang durchaus stand.

Klassiker aus Raffs Feder


Als lohnenswerte Entdeckung entpuppte sich auch das zweite Werk des Abends. Die beiden zusammenhängenden Sinfonischen Dichtungen Hamlet und Ophelia von Raffs Kompositionsschüler Edward MacDowell beeindruckten als virtuos instrumentierte, ausdrucksstarke Musik, die zu Unrecht vergessen ist. Als Höhepunkt des klug zusammengestellten Programms erklang nach der Pause Joachim Raffs fünfte Sinfonie nach Gottfried August Bürgers «Lenore». Das zu seinen Lebzeiten überaus beliebte und erfolgreiche Orchesterwerk erlebte in der vollen Pfarrkirche eine packende Neuauflage auf höchstem Niveau. Unter Kissóczys engagierter und feinfühliger Leitung verfolgte das Publikum Lenores und Wilhelms «Liebesglück» (1. und 2. Satz), ihre «Trennung» (3. Satz) und ihre «Wiedervereinigung im Tode» (4. Satz) gespannt mit. Der schauerliche Geisterritt gelang dabei besonders plastisch und in einem Spannungsbogen. Ein besonderes Lob gilt den angehenden Musikerinnen und Musikern, die Kissóczys Dirigat mit Hingabe folgten. Die sehr gut besuchte Einführung zum Konzert besorgte die Musikwissenschaftlerin Iris Eggenschwiler, die gegenwärtig die Urtext-Ausgabe der 5. Sinfonie «Lenore» beim Verlag Breitkopf & Härtel herausgibt.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Iris Eggenschwiler

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

25.10.2022

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