Galina Vracheva beim Auftritt im «Bären» in Lachen. Bild Yvonne Götte
Galina Vracheva beim Auftritt im «Bären» in Lachen. Bild Yvonne Götte

Musik

«Herr Raff scheint mir überrascht»

Die Pianistin und Improvisationskünstlerin Galina Vracheva zog beim Rezital im Bären» in Lachen alle Register. Ihre Master Studentinnen und -Studenten brachten Raff-Trios unter die Leute.

Unter dem Titel «Kammermusik mit Klavier» wurden die Jubiläen 200 Jahre Joachim Raff und 50 Jahre Joachim-Raff-Gesellschaft mit vier Konzerten fortgesetzt. Im Mittelpunkt stand Galina Vracheva. Sie ist weltbekannte Pianistin, Komponistin und Schweizerin mit bulgarischen Wurzeln. Vor allem ist sie aber eine spontane und herzliche Person, die mit ihrem Temperament alle in ihren Bann zieht. In einem Rezital der besonderen Art im für Joachim Raff bedeutsamen Hotel Bären überraschte sie immer wieder. Musikalisch gesehen mit der Virtuosität und dem Ausdruck der vier ausgewählten Schweizerweisen Op. 60 von Joachim Raff. Gleich anschliessend mit ihren Improvisationen zu den Themen. Bescheiden unterbrach sie jeweils den grossen Applaus und mit Blick auf das lebensgrosse Bild von Raff neben dem Flügel kam sie spontan zum Schluss: «Herr Raff scheint mir etwas überrascht.» Ihr wahrhaft meisterlicher Auftritt gründete indes auf umfangreichen Vorarbeiten. Nicht nur, dass sich Galina Vracheva seit langem intensiv mit Raff befasst und anmerkte: «Dank Raff bin ich zum zweiten Mal Schweizerin geworden.» Sie hat zudem die Kompositionen von Raffs Schweizer Reisen als akustische Ergänzung für das aktuelle Schwyzer Heft eingespielt (wir berichteten). Spontan hatte Galina Vrachevas Gatte Daniel Urech im Vorfeld des Konzerts zu jedem Thema ein Gedicht geschrieben. Diese wurden von Severin Kolb als treffliche Einleitungen zu den musikalischen Feuerwerken vorgetragen. Vollends verblüffte Galina Vracheva das Publikum mit Improvisationen zu spontan gewünschten Themen.

Erinnerungen an die Schweiz


Severin Kolb, in der Joachim Raff-Gesellschaft Lachen als Musikwissenschaftler und Archivleiter aktiv, führte aus, dass Raffs Schweizerweisen in dessen Zeit in Weimar entstanden sind. Titel wie «Sehnsucht nach dem Rigi», «Kuhreihen zum Aufzug auf die Alp im Frühling» oder «Gruss ans Bild Yvonne Götte Bethli im Mai» zeigen, dass der Komponist seine alte Heimat nicht vergessen hatte. Offen ist, ob ab und zu ein wenig Heimweh mitgespielt hat.

Raff zum Publikum bringen


Am Freitag und Samstag rückten Master-Studentinnen und Studenten von Galina Vracheva Joachim Raffs Kammermusikwerke an verschiedenen Kurzkonzerten ins Zentrum – Vracheva unterrichtet am Mozarteum Salzburg und der Hochschule Lugano. Den Anfang machten am Freitagnachmittag Anna Schweinberger (Violine), Matheus Posso (Cello) und Vladimir Popov (Klavier) im Obersee Center. Vor spontan zuhörenden Passanten spielten sie das Klavier-Trio Nr. 1 in c-Moll, op. 155 von Joachim Raff. Aus witterungstechnischen Gründen wurde das zweite Kurzkonzert in die aktuelle Ausstellung im Temporären Kunsthaus verlegt. Dieses wurde von Nicoletta Ferrari (Violine), Francesco Tamburini (Cello) und Francesco Tropea (Klavier) mit dem Klavier-Trio Nr. 3, a-Moll, op. 155 eröffnet. Der zweite Teil war die Wiederholung des ers-ten Konzerts. Bei strahlendem Sonnenschein folgte am Samstagmorgen auf dem Platz zwischen dem Raff-Denkmal und dem Raff-Archiv in Lachen ein Open-Air-Konzert mit den jungen Musikerinnen und Musikern. Raff-Musik auf dem Joachim-Raff-Platz, oder «Raffs Musik zu den Leuten bringen», wie es Res Marty, Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft, präzisierte. «Grosse Musik, gespielt von grossen Meistern», fasste Marty zusammen.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Frieda Suter

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

07.06.2022

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