Reto Helbling (l.) und Romed Schwyter sind die Hälfte der Band ad lacum: «Kreativität kann man überall brauchen.» Bild Michel Wassner
Reto Helbling (l.) und Romed Schwyter sind die Hälfte der Band ad lacum: «Kreativität kann man überall brauchen.» Bild Michel Wassner
Die Band ad lacum gibt es seit 30 Jahren. Sie spielen kommenden Samstag am Open-Air in Altendorf. Bild zvg
Die Band ad lacum gibt es seit 30 Jahren. Sie spielen kommenden Samstag am Open-Air in Altendorf. Bild zvg

Musik

Irgendwo zwischen Black Sabbath und Billy Talent

Vier Hobbymusiker gründeten ad lacum, um gemeinsam eine coole Zeit zu haben. Das war vor 30 Jahren. Die Band gibt es immer noch. Zu sehen am Samstag am Open Air Altendorf.

Wer mit den Mitgliedern der Band ad lacum spricht, tut das am See. Kein Wortwitz. Tatsache. In Lachen. Der Ortsname hat seinen Ursprung im Althochdeutschen. Ist aber nicht ganz sicher. Spielt jetzt auch keine Rolle. Die Abendsonne strahlt. Obwohl ad lacum jetzt nicht unbedingt den Soundtrack zum romantischen Sunset liefern. Also echt nicht. Zum Glück ist es warm. Vor Ort sind Reto Helbling (Gesang und Gitarre) und Romed Schwyter (Gitarre und Gesang). Jürg (Bass) und Roger Kradolfer (Drums) sind Brüder und nicht da, aber trotzdem die anderen 50 Prozent der Band. Altersschnitt: 45, so ungefähr. Ad lacum werden 30 Jahre alt. Das zum einen. Und sie spielen am Open Air Altendorf. Das zum anderen. Der Bandname sei durchaus verbunden mit ihrem Heimatort. «Früher hörte man noch viel öfter die Bezeichnung ‹Lachen am See›», sagt Helbling. Früher, in den Anfangsjahren, war auch die ad lacum-Besetzung noch anders, mit Martin Stählin als Sänger. «Er hat dann aufgehört. Aus der Not heraus übernahm ich», so Reto Helbling. Er und Romed Schwyter kennen sich übrigens schon seit dem Kindergarten.

Ein rockiger Querschnitt

Das Gespräch bei Bier und Zigaretten ist locker, entspannt. Da versteht man dann, warum sich ihre Musik so unverkrampft anfühlt. Für sie alle ist die Band ein Hobby, keiner ist Profi seines Instruments. Das Open Air Altendorf bildet die Bühne zum ad lacum-Jubiläum – am 19.August um 18.30 Uhr. Bereits zum fünften Mal treten sie am Festival auf. Stilistisch passen sie gut auf die Haab zwischen Bahndamm und Obersee. Freuen darf man sich auf eine besondere Setlist. «Wir haben auch alte Songs ausgegraben», verrät Helbling. Zum Beispiel Nummern von 1997, wie vielleicht «Fight», «Live in Peace» oder «Pain». «Wir lassen Revue passieren, was wir über die Jahre gespielt haben.» Um die 100 Songs sind entstanden. «Für uns ist schon die Vorbereitung auf das Konzert eine Reise in die Vergangenheit.»

Ein Stück Musikgeschichte

Ihr Stil? Man hat den Eindruck, sie hätten ihn gar nie gesucht. Roh, laut, hart. So klingen sie und das schon immer. Bestand hat, wer sich treu bleibt. Reto: «Unsere Musik tönt roh und echt und das wollen wir auch.» Geschrieben werden die Songs – alles Eigenkompositionen – in erster Linie von Romed Schwyter und Reto Helbling. Bei 80 Prozent der Stücke entstehe zuerst die Melodie, dann der Text. «Heute sind die Songs anders als früher. Einerseits schreiben wir nicht mehr so ellenlange Stücke. Nach dem Motto ‹weniger ist mehr›. Andererseits hat sich die Wahrnehmung verändert», erklärt Reto und präzisiert: «Das ist auch abhängig vom Zeitgeist. Wir haben mit mehr Metal-Elementen begonnen und sind dann immer mehr zum Rock übergegangen. Aber eben: In der Wahrnehmung tönt der Metal von damals heute nicht mehr so hart.» Klar, wer solange spielt, nimmt etwas vom musikalischen Zeitgeist mit. Meistens. Manches Stück ist nur instrumental, «Drums with Three Guitars» etwa. «Das muss so sein», sagt Schwyter. Ein seltenes Verb. Denn im Gespräch klingt in erster Linie das Lockere, das Rockige durch. «Wir haben uns das Gitarrespielen selbst beigebracht. Meist folgen wir mehr dem Gehör als den Noten.» Ihre Einflüsse waren früher vor allem Black Sabbath, Judas Priest, Iron Maiden, AC/DC. Sagt man ihnen heute, manche Nummer erinnere an Billy Talent, können sie damit sehr gut leben.

Der Soundtrack des Lebens

Das Rezept für drei Jahrzehnte ist so einfach, wie es nur sein kann. Helbling: «Die Musik war uns immer schon wichtig. Dass wir grosse Ambitionen hatten, wäre jetzt zu hoch gegriffen. Es ging in erster Linie um die Freude, etwas zusammen zu machen.» Romed Schwyter doppelt nach: «Wir waren von Beginn an eine Kollegen-Band. Wir wollten gemeinsam eine coole Zeit erleben. Das haben wir konstant über 30 Jahre so durchgezogen. Deshalb konnten wir so lange zusammen Musik machen.» Und sie tun es noch. Ein Bruch stand nie im Raum. Klar, man habe sich verändert. Aber gemeinsam. «Es war eine organische Entwicklung », sagt er. Und auch in ihren Biografien hängt so manches mit der Musik zusammen. Schwyter hat gar seine Ehefrau auf einem Konzert kennengelernt. Es sollte ein gutes Omen sein. Verheiratet sind sie noch immer. Oder das Album-Cover von «Come on Over». Es zeigt die S-Bahn, verschwommen. Das Foto entstand auf Reto Helblings Polterabend, darauf zu sehen ist Bandmitglied Jürg Kradolfer. Man sei schon leicht angeheitert gewesen. Helbling fasst zusammen: «Wir haben so viel lustiges Zeug erlebt.» Nach ein bisschen Kopfrechnen ist die Rede von insgesamt um die 300 Auftritten, vorwiegend in der Deutschschweiz. Zu den grössten zählt das Finale eines Bandcontests im Zürcher Volkshaus. Gewonnen haben sie nicht, aber vor rund 2000 Leuten gespielt. Ob ein Konzert bevorsteht oder nicht: Geprobt wird jeden Mittwoch, in Galgenen. Die Brüder Kradolfer kommen auch, stammen ursprünglich ebenfalls aus Lachen, reisen jetzt aber aus Luzern an. «Die Mittwochprobe ist uns heilig», sagt Schwyter. Ein Album ist aktuell nicht geplant. Dafür aber ein Musikmachen bis zum Ende. Der Gitarrist holt neues Bier, setzt sich und sagt: «Wir werden weitermachen. Dann fallen wir nicht in dieses Pensionsloch, wenn es so weit ist. Wir spielen bis zum Ende.» Worte eines wahren Rockers.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Michel Wassner

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

16.08.2023

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