Musik
Konzert quer durch die Schweizer Musikgeschichte
Das Steiner Trio Basel begeisterte bei seinem Gastspiel am Freitagabend in der Kapelle im Ried in Lachen mit einer Präzision, die an Perfektion grenzte.
Vom 19. Jahrhundert in die Gegenwart führte das Programm des jungen Ensembles Steiner Trio Basel, das aus Steiner-Schulen hervorgegangen war, und porträtierte drei kosmopolitische Künstler mit schweizerischen Wurzeln.
Raff durfte bei dieser Gelegenheit nicht fehlen
An erster Stelle des von der Joachim-Raff-Gesellschaft durchgeführten Konzerts stand Joachim Raffs Klaviertrio op. 155, sein insgesamt drittes. In vier Sätzen zieht der Lachner Komponist alle Register des damaligen Komponierens – dichte, dramatisch aufgewühlte Passagen im ersten Satz, leichtfüssiger Humor im zweiten. Im langsamen Variationssatz wird ein schlichtes, inniges Thema geradezu plakativ im Kreis herumgereicht, sodass alle im Trio solistisch brillieren können. Nach einer Moll-Variation entgleist dieser musikalische Ringelreihen jedoch und führt in den Schlusssatz über, der – typisch Raff – in einer wilden Fuge gipfelt. Das Trio spielte technisch brillant, nahe an der Perfektion. Renato Wiedemann, Jonathan Faulhaber und Jérémie Conus zogen stets an denselben Strängen beziehungsweise Saiten. Im wahrsten Sinne des Wortes interpretierten sie, was bei wenig gespielten Werken keine Selbstverständlichkeit bedeutet. Die vier Stücke des russisch-schweizerischen Komponisten Paul Juon erwiesen sich als brillant instrumentierte Juwelen, die sich durch eine volkstümliche, «slawische» Einfärbung auszeichnen, obwohl drei davon in einer früheren Version mit der anti-ken Götterwelt in Verbindung gesetzt wurden.
Technische Brillanz – durchdachte Interpretation
Nur selten wird in einem klassischen Konzert das Publikum mit der Musik eines noch lebenden Menschen in die Nacht entlassen. Das Experiment zündete jedoch: Daniel Schnyders Trio «Pulsar» – eine Art kammermusikalische Symphonie irgendwo zwischen Klassik, Jazz und Popmusik – bezauberte mit rasanten Läufen, tänzerischen Grooves und innigen Passagen. Nach dem wilden Schlusssatz im «Tempo di Funk» wurde das Ensemble euphorisch beklatscht. Man hätte dem Steiner Trio eine bis unter das Dach gefüllte Kapelle gewünscht.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb
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- Musik
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