Christoph Schön sang in der Erzählnacht Geschichten von Mani Matter, Polo Hofer und Artur Beul. Bild Tanja Holzer
Christoph Schön sang in der Erzählnacht Geschichten von Mani Matter, Polo Hofer und Artur Beul. Bild Tanja Holzer

Literatur

Eine Nacht voller Geschichten

Die Mediothek Lachen und die Bühne Fasson setzten am Freitagabend die Schweizer Erzählnacht zum Motto «Anderswelten» fantastisch und facettenreich an «Anderorten» um.

Mani Matters Lieder im Läselade lauschen, Erwachsene, sitzend auf kleinen grünen Kinderstühlen, eine mystische Sage wanderte durch das kahle Parkhaus … «Anderswelten » lautete das diesjährige Thema der nationalen Erzählnacht. Dieses Motto setzte die Bühne Fasson und die Mediothek Lachen an «Ander - orten» raffiniert um. Die fast 50 Personen starteten in der Mediothek und lauschten Heidrun West, die «Der Leseteufel » von Siegfried Lenz vorlas. Die tiefe Leidenschaft des Lesens hat den Grossvater ergriffen, er wurde nur noch vom Leseteufel diktiert, vergessen war Kälte und alles Leiden – ebenso der «Satan des Sumpfes». Der Grossvater liess sich in seiner Leidenschaft nicht stören: «Nur noch die letzten fünf Seiten!», bat er selbst den übelsten Bösewicht. Unbeeindruckt von Blut und Drohungen obsiegte die Leselust mit einem seligen Lächeln.

Von Mani über Polo zu Artur Beul

Die Besucher der Erzählnacht wanderten weiter in den Läselade, in dem sich zwischen neuesten Büchern und Bestsellern die Geschichten polar wandelten. Aus Geschriebenem wurde mit Christoph Schön Gesungenes. Mit Gitarrenklängen erzählte er «Dynamit» von Mani Matter in der Version der Band Züri West und «D’Rosmarie und i» von Polo Hofer und seiner Band Rumpelstilz. Mit einem eigenen Winterlied und Artur Beuls «Am Himmel stoht es Sternli» aus dem Jahr 1944 verabschiedete Schön die Besucher vorübergehend. Vor dem Rathaus las Helga Weindl ein Gedicht, dessen Worte sich einflochten zwischen Autofahrgeräuschen und nahem Gelächter in den Lachner Gassen. Die Literatur tanzte hinaus in die lebendige Freitagnacht.

Anderswelten berührten sich

Mit «Gewalt gegen das eigene Volk», einem Hintergrundbericht über Syrien aus der NZZ, strömte das Aktuelle in die Erzählnacht. Der vorgelesene Bericht über die Willkür eines Systems mischte sich mit den Bassschlägen, die aus einem vorbeifahrenden Auto dröhnten. Die Scharfschützen in Position und das Tränengas blieben in den Worten verpackt. In gemütlicher Runde auf winzigen grünen Stühlchen gruppierten sich die Zuhörer daraufhin um die Vorleserin Heidrun West im Kindergarten Gerbi. «Der Mann, der nichts mehr wissen wollte» von Peter Bichsel amüsierte in der Andersort-Atmosphäre. In der Betonwelt des Parkhauses Sagenried erzählte Peter Schuler eine Sage aus Reichenburg, die von einem einflussreichen Zwerg in der March berichtete. Mit einem Gedicht von Erich Kästner schloss Lilian Reichmuth in der Bühne Fasson den Abend, Heidrun West gab noch eine Zugabe, und Christoph Schön unterhielt zusammen mit seiner Partnerin Martina Gressler die Besucher noch musikalisch während des Schlummertrunks. «Ganz e gfroiti Sach», waren sich der Reiseleiter und Moderator Donat Mächler, die Organisatoren und Besucher einig.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt / Tanja Holzer

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

14.11.2011

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