Eine Erzählstunde mit der Schwyzer Autorin Anita Schorno: Die Zweitklässler der Primarschule Lachen erhielten auch einen Kurzbeschrieb des Verlagswesens. Bild mri
Eine Erzählstunde mit der Schwyzer Autorin Anita Schorno: Die Zweitklässler der Primarschule Lachen erhielten auch einen Kurzbeschrieb des Verlagswesens. Bild mri

Literatur

Kinder, Kopfkino und Kamishibai

Mit einem Koffer voller Geschichten und einem Papiertheater hatte die Schwyzer Autorin Anita Schorno am Freitag ein leichtes Spiel in der Primarschule Lachen.

Sie kann aus dem Vollen Schöpfen: Rund 35 Bücher hat Anita Schorno in den vergangenen 25 Jahren schon verfasst – neben Gedichtbänden auch zahlreiche Geschichten für Kinder. Den Anerkennungspreis des Kantons Schwyz hat sie damit schon vor Jahren verdient (1997). Geschichten schreiben und erzählen tut sie noch immer mit viel Leidenschaft, was sich während der Erzählstunde vor den Zweitklässlern der Lachner Primarschule zeigte.

Der Jemand – «Öpert»

Mitgebracht hatte Schorno ihr neuestes Kinderbuch mit dem Titel «Kommt einer des Weges». Sie las nicht einfach daraus vor, viel mehr spielte sie die Geschichte vor. Ein Kamishibai (japanisch für «Papier-, Koffertheater») mit den Bildern zum Text, mündlich und in Mundart der Vortrag – und die Kinder horchten ganz aufmerksam. Ein «Öpert» taucht auf, den die Tiere im Wald zu Beginn abschätzig begutachten und spöttisch kommentieren. Am Ende staunen sie nur noch, was «Öpert» vollbringt. So fantasievoll und lehrreich Schorno die Geschichte erzählte, so leicht nachvollziehbar erklärte sie den Kindern anschliessend, wie sie Geschichten schreibt.

Kleine und grosse Couverts

Ihre Ideen hält sie in Notizheften fest. Danach fasst sie das Handschriftliche im Computer zusammen, feilt an den Sätzen («vor allem die Satzanfänge sind wichtig»), verwirft Passagen, ringt nach anderen Wörtern und Sätzen. Früher habe sie jeweils am Briefkasten gestanden, wenn sie ein Manuskript an einen Verlag geschickt hatte. Wenn dann ein grosser Umschlag drin lag, war die Enttäuschung riesig. Bei einem kleinen Brief habe sie vor Freude Luftsprünge gemacht, berichtete sie lachend, denn das hiess, ein Verlag wollte die Geschichte veröffentlichen. «Heute erwarte ich natürlich keinen Brief mehr, sondern ich warte auf eine E-Mail- Antwort», erklärte Schorno. Am Beispiel ihres Schaffens zeigte sie den Kindern auch auf, wie das Verlagswesen funktioniert. Im besten Fall: Manuskript einsenden, hoffen, die Zusage des Verlags auf eine Veröffentlichung, korrigieren des Textes in Zusammenarbeit mit einem Lektor, Beizug eines Illustrators und danach der eigentliche Buchdruck.

«Stellt euch den Kobold vor»

Schornos Kinderbücher erreichen Druckauflagen von mehreren zehntausend Exemplaren, einzelne sind sogar schon über 100 000 Mal aus der Druckerpresse gelaufen, wie die Autorin auf Fragen der Kinder antwortete. Ob sie auch schwitze bei ihrer Arbeit, wollte eines der Kinder wissen. «Ja», meinte Schorno mit einem Lachen, manchmal schon, vor allem, wenn sie bei einer Geschichte nicht mehr weiterkomme. Für ein Kinderbuch brauche sie rund drei Monate, für Gedichtbände seien gut zwei Jahre Denk- und Schreibarbeit nötig. Was es heisst, eine Idee aufs Papier zu bringen, konnten die Kinder anschliessend gleich selber erproben. Schorno las einen Auszug aus einer ihrer Kobold-Geschichten. «Schliesst eure Augen und stellt ihn euch vor», gab Schorno den Kindern die Aufgabe.

Fantasie gefragt

Das Kopfkino angeregt, durften die Kinder anschliessend ihrer Fantasie mit Buntstiften freien Lauf lassen. Die Erzählstunde, wie sie in der Primarschule Lachen stattfand, soll die Kinder motivieren zu lesen. Den strahlend hellen Augen nach zu urteilen, welche die Kinder während der Stunde bekamen, dürfte die Motivationsstunde gelungen sein. Und wer weiss, vielleicht hat Anita Schorno das eine oder andere Kind sogar angeregt, selber Geschichten zu schreiben. Das wäre ganz in ihrem Sinne, denn sie ist überzeugt: «Kinder – und nicht nur Kinder – brauchen Geschichten.»

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.03.2011

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www.schwyzkultur.ch/A25TpZ