Meret Müller schreibt in der Schreibwerkstatt in Köniz an der Kurzgeschichte «Katz und Maus». Bild Yolanda Bohler
Meret Müller schreibt in der Schreibwerkstatt in Köniz an der Kurzgeschichte «Katz und Maus». Bild Yolanda Bohler

Literatur

«Mir liegen Geschichten mit Happy-End nicht so»

Mit ihrer Geschichte «Little Black Death» überzeugte die 17-jährige Lachnerin Meret Müller die Jury von Schreibzeit Schweiz. Als eine von 16 Teilnehmenden konnte sie kürzlich an einer Schreibwerkstatt teilnehmen.

Als Vierjährige sah die Ich-Erzählerin in Meret Müllers Geschichte die schwarzen Kolibris zum ersten Mal auf Grossvaters Schulter. Nur: Sie war die einzige, die diese kleinen Vögel sah. Anfänglich für ihre blühende Fantasie belächelt, reagierte ihr Umfeld mit der Zeit genervt. Dann starb Opa. Jahre später sah sie die schwarzen Kolibris wieder auf ihrem Kater. Kurz darauf wurde er von einem Auto überfahren. In «Little Black Death» schildert die 17-jährige Lachnerin die Schwierigkeiten eines Menschen, der die Vorboten eines Todes wahrnehmen kann und von seinem Umfeld nicht verstanden wird. Mit ihrem Text überzeugte sie die Jury von Schreibzeit Schweiz.«Ein durchkomponierter, bildhafter Text zum Tod und zur Schwierigkeit der Lebenden, damit umzugehen», schreiben die Experten unter anderem in ihrem Kommentar. Als Preis winkte Meret Müller die Teilnahme an einer Schreibwerkstatt in Köniz.

Immer schon geschrieben

«Ich habe immer geschrieben», sagt Meret Müller, «und auch an diversen Wettbewerben teilgenommen. Aber nie gewonnen.» Die Mutter einer Freundin habe sie auf den Wettbewerb von Schreibzeit Schweiz aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, teilzunehmen. «Ich wurde förmlich zur Teilnahme gedrängt», sagt die junge Frau mit einem Lachen. So habe sie im Februar «Little Black Death» eingereicht. «Ich erschrak, als ich im Mai die Mitteilung erhielt, dass ich gewonnen habe», sagt die 17-Jährige, die in Ingenbohl die Fachmittelschule besucht. «Denn ich hatte den Wettbewerb total vergessen. Natürlich habe ich mich aber mega gefreut.» Gewonnen hat Meret Müller mit einem Text über den Tod, kein alltägliches Thema für eine junge, fröhliche Frau. «Ich habe viel über den Tod nachgedacht »,sagt sie.«Der Tod ist ein Tabu-Thema. Aber wenn man nicht über ihn redet, wird er unheimlicher.» Und fügt mit einem Schmunzeln an: «Mir liegen Geschichten mit Happy-End nicht so.»

Ehrliche Feedbacks

Es muss nicht immer ein Roman sein, ist Meret Müllers Erkenntnis aus der Schreibwerkstatt.Sie habe von den Anregungen der Leiter, die aus den verschiedensten Bereichen kamen – Schriftstellerei, Journalismus, Poetry Slam, Theater – viel profitiert. Nach einem Input haben die jungen Autoren geschrieben, mal eine Stunde, mal auch nur 15 Minuten. Danach wurden die Texte vorgelesen – «auch das haben wir geübt» – und kritisiert. «Je länger die Schreibwerkstatt dauerte, desto ehrlicher wurden die Feedbacks», sagt Meret Müller. «Auch zuhören brachte mir viel.» Sieht sie sich nun als angehende Schriftstellerin? «Das wäre schon megacool. Ich weiss aber, dass es schwierig ist», räumt die 17-Jährige ein. «Aber schön wäre es schon, einmal ein Buch zu veröffentlichen.»

Eine Art Meditation

Ihren beruflichen Weg sieht sie aber schon ziemlich klar. Nach der Fachmittelschule will sie die Matura machen, sich nachher zur Lehrerin ausbilden lassen und später Pädagogik an der Uni studieren. Schreiben wird bei Meret Müller aber nicht zu kurz kommen. Sie liebt es, ihre Gedanken aufs Papier zu bringen. Sie sieht Schreiben auch als eine Art Meditation, um Stress abzubauen. Und es ist für sie ein schönes Hobby: «Das kann mir niemand wegnehmen. Ich brauche Blatt und Stift, dann kann ich immer schreiben.» Am 5.September wird Meret Müller am Kinder- und Jugendmedienfestival in Köniz ihre Texte vorlesen.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Hans-Ruedi Rüegsegger)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

27.08.2015

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