Res Marty konnte im Archiv des Musikverlags Schott in Mainz zahlreiche Briefe von Joachim Raff und Musikhandschriften sichten. Dabei entdeckte er mehr als 100 bisher unbekannte Raff-Briefe. Bild zvg
Res Marty konnte im Archiv des Musikverlags Schott in Mainz zahlreiche Briefe von Joachim Raff und Musikhandschriften sichten. Dabei entdeckte er mehr als 100 bisher unbekannte Raff-Briefe. Bild zvg

Literatur

Raffs Geschichte umschreiben

Joachim Raff hat bereits als Gymnasiast in Schwyz komponiert. Dies geht aus dem Inhalt von rund 100 bisher unbekannten Briefen hervor. Res Marty wird in der neuen Biografie Raffs den frühen Teil der Lebensgeschichte des Lachner Komponisten entsprechend umschreiben.

Als Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft Lachen kennt Res Marty zwar alle bisher bekannten Unterlagen und Details zur Lebensgeschichte von Joachim Raff (1822– 1882) wie kaum jemand anderes. Trotzdem verfolgt er jede Spur, die weitere Informationen über den bekannten Musiker bringen könnte. Vor wenigen Tagen hatten Res Marty und seine Lebenspartnerin Yvonne Götte die Möglichkeit, im Archiv des Mainzer Musikverlags Schott Briefe und Musikhandschriften zu sichten. Dabei erlebten sie grosse Überraschungen. Zum einen, dass ihnen mehr als 100 bisher unbekannte Briefe Raffs vorgelegt wurden. Darunter der älteste bisher bekannte Brief aus der Hand von Joachim Raff. Dieses Schriftstück wurde am 3. April 1840 in «Schwyz in der Schweiz» verfasst. Der 18-jährige Gymnasiast Joachim Raff bietet darin den Gebrüdern Schott vier eigene Kompositionen zum Kauf an und macht auch einen Honorarvorschlag. Die intensive Musiker-Verleger-Beziehung dauerte ununterbrochen bis ins Jahr 1870.

Früh auf Musik gesetzt

«Der Brief belegt, dass Raff bereits während der Gymnasialzeit komponiert hat. Bisher ging man davon aus, dass die ersten Werke 1842 in Rapperswil entstanden sind», sagt Res Marty. So steht es auch in der von Raffs Tochter Helene verfassten Biografie. Dort findet sich lediglich ein Hinweis, dass Joachim Raff die ersten Kompositionen selber vernichtet habe.Was nicht ganz auszuschliessen ist, denn von den im Brief erwähnten Werken (Opus 1 bis 4 mit bisher nicht erwähnten Titeln) sind bisher keine Notenblätter gefunden worden. Joachim Raff verweist im Brief von 1840 aber auf Komponisten, die ihn inspiriert haben, etwa die Franzosen Daniel-François-Esprit Aubert (1782– 1871) und Jacques Fromental Halévy (1799–1862) sowie die Deutschen Peter Josef von Lindpaintner (1791– 1862) und Giacomo Meyerbeer (1791–1864). «Spannend wäre zu erfahren, wie Raff zu jener Zeit die aktuellen musikalischen Kenntnisse erwerben konnte», sagt Res Marty. Denn es gab zu jener Zeit weder Tonträger noch Radios. Bekannt sind einzig RaffsVater (Musiklehrer) und Präfekt Waser als Förderer des jungen Raffs. Offenbar gab es aber schon damals Wege, Melodien und Wissen innert relativ kurzer Zeit zu verbreiten und weiterzugeben.

Noch viele offene Fragen

Dieser älteste Brief Raffs dürfte einige Bedeutung haben, wenn es darum geht, den Lebensweg des Komponisten in der neuen Biografie nachzuzeichnen. «Es kann auch noch viel Potenzial in den anderen Briefen stecken », sagt Res Marty. Ein Teil der Schriftstücke muss allerdings noch exakt entziffert und neu geschrieben werden. Denn die sehr gleichmässige, aber kleine alte Schrift und die Sprache in der Originalversion enthalten für heutige Leser einige Tücken. «Eine beantwortete Frage wirft 20 neue auf», sagt denn auch Res Marty. Sein Ziel ist es, bis Ende Jahr alle sechs Kapitel der geplanten Biografie geschrieben zu haben und das Buch im Frühsommer herauszugeben. «Derzeit schreibe ich am vierten Kapitel. Aber das erste ist dank den neuen Funden bereits umzuschreiben», sagt er.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

18.09.2013

Webcode

www.schwyzkultur.ch/dmmxv5