Patrick Tschan im Spiel- und Läselade: Der Autor nähert sich ernsten Themen mit viel Humor. Bild Jasmine Helbling
Patrick Tschan im Spiel- und Läselade: Der Autor nähert sich ernsten Themen mit viel Humor. Bild Jasmine Helbling

Literatur

Vom Wirken und Scheitern eines Hochstaplers

Im Spiel- und Läselade in Lachen las der Basler Autor Patrick Tschan am vergangenen Donnerstagabend Textstellen aus seinem zweiten Roman «Polarrot» und erklärte, weshalb dieser auch deutschen Lesern sehr gefällt.

Nachdem er eine letzte Zigarette geraucht hatte, nahm Patrick Tschan seine Brille ab und machte es sich auf seinem Stuhl in Schieflage bequem. Der charmante Basler Dialekt wurde durch Hochdeutsch ersetzt, und los ging es mit der ersten Textstelle. Mal stockte Tschan, mal huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht, doch meist war er in seine Geschichte versunken und blickte nur auf, um ergänzende Erklärungen zu geben. Die Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten den Passagen im gemütlichen Ambiente inmitten der Bücherwelt bei einem Glas Wein oder einer wärmenden Tasse Tee.

Vom Unglückskind zum Hochstapler

Tschans zweiter Roman «Polarrot» handelt vom Antihelden Jakob Breiter – oder doch lieber Jacques oder Jack? –, der eine unglückliche Kindheit im Toggenburg verbringt, sich aber schnell zum Lebenskünstler mausert. Nachdem ihm der geplante Heiratsschwindel in St. Moritz misslingt, versucht sich Breiter als Handelsvertreter beim Chemiekonzern Gugy. Da lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten; Die Farbe «Polarrot», die für die Hakenkreuzfahne verwendet wird, ist in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg sehr gefragt. Erst als sich Breiter in die Frau seines Chefs, eine Halbjüdin, verliebt und Gold für sie schmuggelt, hat seine Glückssträhne ein Ende – er muss nach Dachau ins Arbeitslager. Tschans Protagonist denkt herzlich wenig, handelt moralisch bedenklich und bringt seine Gesprächspartner mit lauten Flüchen und schlagfertigen Antworten zum Schweigen. Trotzdem bleibt er den Lesern sympathisch – irgendwie.

Die Schuldfrage bleibt offen

In «Polarrot» nähert sich Tschan humorvoll einem ernsten Thema, ohne dabei mit dem Finger zu zeigen. «Dies schätzen vor allem meine deutschen Leser, die beim Lesen nicht immer die Last der Schuld spüren möchten.» Die Fragen der Anwesenden drehten sich vor allem um die aufwendige Recherchearbeit und den Schreibprozess. Wie auch der Debütroman «Keller fehlt ein Wort» entstand «Polarrot » aus den Notizen auf einem einzigen Blatt Papier: «Meine Charaktere brauchen schliesslich Raum zur Entwicklung», so der Autor.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.01.2013

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