Seine grosse Leidenschaft: Seit 33 Jahren zupft Florian Mächler die Saiten der Gitarre. Bild Kristina Ivancic
Seine grosse Leidenschaft: Seit 33 Jahren zupft Florian Mächler die Saiten der Gitarre. Bild Kristina Ivancic

Musik

Im Stillen fliegen ihm die Melodien zu

Der gebürtige Wangner Florian Mächler liebt die Abgeschiedenheit des beschaulichen Atzmännig. Dort findet der Musiker Ruhe, um komponieren zu können. Seine zehn neusten Gitarrenstücke bringt er Mitte August auf den Markt.

Plötzlich hört die Strasse auf. Mitten auf einer Wiese, kurz vor einem Waldabschnitt. «Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite», quäkt eine digitalisierte Stimme aus dem Navigationsgerät.Auf der rechten Seite ist aber nichts. Nur Blümchen. Ein schallendes Lachen ertönt auf der anderen Seite der Leitung. «Ja, das Navi findet nie die richtige Adresse», sagt Florian Mächler. Entweder führe es die Besucher am Haus vorbei oder nicht weit genug. Dabei müsste es für das Navi gerade hier ganz einfach sein, würde man meinen. Immerhin stehen an der Müeslieggstrasse im Atzmännig nur etwa zehn Häuser. Und nur eines davon trägt die Nummer 5. Jenes, in dem Musiker Mächler wohnt.

Musik, die Mächler wiedergibt

Mächler rückt seinen Stuhl nach vorne, beugt sich über die Tischkante. «Hier hab ich meine Ruhe»,sagt er,ohne aufzusehen. Stur blickt er auf den Tabak zwischen seinen Fingerspitzen, den er auf einem kleinen Papierchen zurechtbüschelt. «Wenn ich alleine bin und es ganz ruhig um mich herum ist, dann fliegen mir Melodien zu, und ich kann komponieren.» Mächler befeuchtet das Papierchen, rollt die Zigarette zu Ende, zündet sie an. Dann blickt er auf. Komponiert hat er hier. Und das während der letzten drei Jahre. Herausgekommen sind dabei 15 Stücke für Solo-Gitarre, die er nun auf einer CD veröffentlicht. Die Stücke sind ruhig, eingängig. Nichts daran ist aggressiv, aufreizend oder hart. Es ist Musik, die Mächler wiedergibt. So, wie er als Mensch tickt. Es sind nicht die ersten Stücke, die er komponiert hat. Aber die einzigen, bei denen er sich nicht überlegen musste, wie er das Stück arrangieren muss, damit es zur Besetzung einer Band passt. Nur, wie er sie arrangieren muss, dass sie ohne Begleitung spielbar sind. «Als ich 15 hatte, wusste ich aber nicht, was ich mit ihnen machen soll. Also beschloss ich,eine CD zu veröffentlichen.» Im Nirgendwo ist es besser Mächler drückt seine Zigarette aus, dann lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück.Sein Blick schweift in die Ferne. Einige Sekunden bleibt es still. In weiter Ferne hört man das Rauschen eines Bachs, einige Kuhglocken. Hier, in der Müeslieggstrasse, scheinen die Sorgen der Welt weit weg.«Hier fühle ich mich frei», sagt Mächler. Das war auch der Grund,warum er vor zwei Jahren Siebnen verlassen hat. «Dort war es mir zu laut und zu hektisch. Und sowieso bin einfach kein Stadtmensch.» Das war er nie. Nicht, als er für drei Monate eine Musikschule in Los Angeles besuchte: «Ständig diese Helikopter, die über die Häuser fliegen. Alle 20 Minuten heulen Sirenen.» Und das war er auch nicht, als er in Luzern fünf Jahre lang Jazz-Musik studierte. «Viel zu laut.» Das Getöse in einer Stadt tut er sich nur an,wenn es sein muss.Etwa bei Konzerten. Die restliche Zeit verbringt er hier im Nirgendwo. In einem Haus,das wie verloren auf einem einsamen Hügel steht, vergessen vom Rest der Welt. «Herrlich ist es hier.»

Keine Förderung des Talents

Sanft fährt Mächler über das Holz der Gitarre. So sanft, als hätte er Angst, sie würde zerspringen, wenn er sie zu fest berührt. Mit den Fingerspitzen drückt er die Saiten gegen das Holz. Jeder Finger eine andere. Dabei spreizt er sie so weit auseinander, dass sich auf der Handoberfläche die Sehnen abzeichnen. Mit der anderen Hand zupft er die Saiten. Extra dafür hat er die Fingernägel wachsen lassen. Töne erklingen, Melodien entstehen, das Stück fängt in Moll an und endet in Dur. Fast immer mit der gleichen Dynamik, in der gleichen Lautstärke. Er liebt es. Die Gitarre, die Musik, das Komponieren. Das tat er schon immer. Im Alter von sieben Jahren hat er seine erste Gitarre geschenkt bekommen. Seither gibt er sie nicht mehr aus den Händen.Als Kind schlich er sich ins Zimmer seines Bruders, hörte die Schallplatten von Pink Floyd und Santana auf und ab. Bis er die Melodien im Kopf hatte.Dann versuchte er, die Stücke nachzuspielen. Unterricht hat er nie erhalten. «Meine Eltern pushten mich nicht», sagt Mächler. Und das, obwohl er in einer musikalischen Familie au

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

09.08.2016

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