Emilia Wiśniewska und Dmitri Demiashkin überzeugten mit technischer Brillanz. Bild Yvonne Götte
Emilia Wiśniewska und Dmitri Demiashkin überzeugten mit technischer Brillanz. Bild Yvonne Götte

Musik

Zigeunerweisen, russische Folklore und ein Chanson

Das dritte Konzert der Joachim-Raff-Gesellschaft in diesem Jahr bot am Samstagabend im reformierten Kirchgemeindehaus in Lachen virtuose Kammermusik unter dem Motto «Folklore und Historismus».

Im Rahmen der nationalen Bewegungen durchdrangen im 19. Jahrhundert Tonfälle aus den unterschiedlichsten Volksmusiken die Kunstmusik immer stärker. Dmitri Demiashkin, ein international erfolgreicher Pianist, der in Brunnen eine russische Klavierschule führt, und die polnische Violinistin Emilia Wiśniewska, die in Malta lebt und wirkt, spürten diesem Trend nach. Sie nahmen das Publikum auf eine musikalische Rundreise mit, die im Ungarn des späten 19.Jahrhunderts ihren Ausgang nahm und über das historische Frankreich und die Schweiz nach Russland sowie schlussendlich wieder zurück in das Land der «Tzigane » führte. Mit der beliebten dritten Violinsonate von Johannes Brahms,deren Ecksätze Reminiszenzen an Zigeunerweisen enthalten, ging die Reise los.

Kuhreihen in Raffs Kunstmusik

Nicht nur in ein anderes Land, sondern auch in die Vergangenheit führte Joachim Raffs Suite in altfranzösischem Stil (op. 210). Er bezog Inspiration aus der Musik der Barockzeit, belebte die alten Formen aber durch die Verwendung von durch und durch zeitgenössischem Stil,was insbesondere am Variationssatz über ein Chanson von Louis XIII.aus dem 17. Jahrhundert gut hörbar wurde. Die Künstler bewältigten diese schwierigen Partituren bravourös und wurden bereits nach der Pause vom sichtlich angetanen Publikum zweimal hervorgerufen. Nach der Pause setzte sich die musikalische Reise mit Joachim Raffs Eclogue fantastique «Aus der Schweiz» auf heimischem Terrain fort. In diesem hochkomplexen Stück lässt Raff Kuhreihen mit Echoeffekten, einen ländlichen Walzer und ein Schifferlied anklingen, aber alles gebrochen durch die Linse modernster Harmonik und Rhythmik – im Klaviersatz Liszt, in der Violinstimme Paganini. Mit den beiden letzten Stücken, «Souvenir à Moscou» von Henryk Wieniawski und «Tzigane» von Maurice Ravel, konnte Wiśniewska ihre technische Brillanz auf dem Silbertablett präsentieren: Doppelgriffe, Flageolettpassagen,wilde Sprünge,Pizzicato- Reigen neben innigen, lyrischen Passagen. Nach mehrfachen Hervorrufen beendete das Duo den Abend mit der Wiederholung vom «Tambourin» aus Raffs Suite, der sich für das finale Feuerwerk perfekt eignete.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Severin Kolb)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

19.09.2017

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