Narrenschreiber René Bünter verkündet das immer gleich bleibende närrische Gesetz der Narrhalla Lachen. (Bild: Marie-Eve Hofmann)
Narrenschreiber René Bünter verkündet das immer gleich bleibende närrische Gesetz der Narrhalla Lachen. (Bild: Marie-Eve Hofmann)

Brauchtum / Feste

Narhalla: Klage zum Fasnachtsbeginn

An der 147. Generalversammlung der Narrhalla Lachen kam wieder, was Rang und Namen hat, ergötzte sich an ausgefeilten Wortgefechten und erfreute sich vor allen Dingen am Beginn der Lachner Fasnacht.

Seit 147 Jahren geben sich regelmässig am Dreikönigstag die hohe Politik und Gerichtsbarkeit, Vertreter der Geistlichkeit, närrische Würdenträger, ausländische Delegationen, narrhallesische Urgrossväter und der ganz normale Narr von nebenan ein Stelldichein. So geschehen auch dieses Jahr im Restaurant «Schützenhaus», wo gestrenge gallische Ahnen von den Wänden aus das weitere Geschehen der munteren Helvetier beobachteten. Anlässlich der 147. Generalversammlung durfte Narrenvater Martin Stählin jun. erstmals neben der übrigen illustren Runde die beiden Fahnenpaten Anny Spieser und Martin Stählin sen. begrüssen.

Nachdem der Rölli-Index nach wie vor stabil ist, der Domino-Effekt nicht stattfindet und die Fez-Kasse immer noch nicht gelötet sei, verkündete Narrenschreiber René Bünter das immer gleich bleibende Gesetz: «Von Dreikönigen bis Aschermittwoch ist die Anrede Sie und Herr verboten. Erlaubt ist nur Narr oder Närrin.» Zuwiderhandlungen werden mit zwei Franken in die Fez-Kasse geahndet. Mit «Wir sind alle Schnorri!», wurde die Anwesenheit von insgesamt 64 Närrinnen und Narren bestätigt und diesem Motto mit der Genehmigung des Protokolls und dem Jahresbericht gleich genüge getan. Mit 42 Tagen sei die letztjährige Fasnacht um 12,87 Prozent kürzer als normal gewesen, dafür überschreite die diesjährige den Normalwert um satte 128,63 Prozent, rechnete der Narrenvater aus. 2,8 Eierkränzli hatte jeder Rölli auf dem Stecken, 3,4 Kinder sind auf jede Hexe beim Häxetriibe gekommen und die Umzugsgeschwindigkeit bei «Lache isch s’Zähni» war immer noch dreimal höher als in Siebnen.

Applaus bei den Mutationen

Ein ebenso denkwürdiges wie Applaus gekröntes Traktandum waren die Mutationen. Gleich zwei Obernarren stellten den Antrag auf den Übertritt in den Altobernarrenstand. Während dies Martin Bolliger, begleitet von den warmen Worten Hausi Helblings, nach 29 Jahren Aktivenzeit ohne grosse Hürden gelang, verlief der Fall von Peter Züger längst nicht so reibungslos.

Klage als Affront bezeichnet

Mit überschäumender Vehemenz stellte sich sein Anwalt, Martin Michel, den haltlosen Anschuldigungen des Gremiums, das den geplanten Übertritt als blosse Panik attacke, das schriftliche Gesuch als fadenscheiniges Dokument hinstellte und Züger vorwarf, in den letzten Jahren so oder so nur noch im Ausland rumgelümmelt zu haben. Als absoluten Affront bezeichnete Michel nicht nur die eingereichte Klage, sondern auch den Umstand, dass er deswegen an einem heiligen Feiertag hat schaffen müssen. Die Klage wäre ausserdem mit 70 Rappen falsch frankiert und überdies mit falschen Formulierungen geradezu gespickt gewesen. Die «Lachener Fasnacht» heisse «Lachner Fasnacht», der Anwalt der Gegenseite sei nicht mit «Galörj» zu bezeichnen, zudem schreibe man diesen mit «i», und es sei absolut falsch, dass Züger beim Abfassen seiner Erklärung unzurechnungsfähig infolge übermässigem Alkoholgenusses gewesen sei. Er schrieb nämlich «ich bin voll von Wehmut» und nicht «voller Wermut ». Nach umfangreichen Schilderungen der schier unglaublichen Heldentaten Zügers in 28 Jahren konnte die Versammlung dieses wortgewaltige Plädoyer nur noch mit einer erschöpft gehauchten Zustimmung stoppen. Der frischgebackene Altobernarr zog daraufhin überglücklich mit seinem handgeschnitzten Dominostab von dannen, jedoch nicht ohne zuvor das Nachtlichtli, das ihm bereits ans Herz gewachsen wäre, an Daniel Heinrich zu übergeben.

«Lieber etwas bescheissen, als …»

Nach diesem Redemarathon waren die folgenden Ansprachen erfrischend kurz. Die beiden Regierungsräte Walter Stählin und Kurt Zibung dankten allen Kantonsräten dafür, dass sie immer noch ohne Budget dastünden und hielten sich deshalb weiter an die bewährte Wickeltechnik: «Lieber ein bisschen bescheissen, als gar kein Budget.» Pastoralassistent Martin Weick hielt daraufhin die Zeit für ein Nachtgebet gekommen, Ralph Kiefer von der Narrhalla Achern (D) konterte dies umgehend mit einer Ladung Schnaps und Schampus und Gemeindepräsiden

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

10.01.2011

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