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Literatur

Aus dem Nähkästchen eines Literatur-Redaktors

Man kennt ihn aus Radio und TV: SRF-Literaturredaktor Felix Münger war am Dienstagabend zu Gast im Rathaussaal in Lachen. Und wurde fleissig von Moderator Franz-Xaver Risi und dem Publikum «gelöchert».

Felix Münger musste man am Dienstagabend im Lachner Rathaussaal dem Literaturbefliessenen Publikum kaum eigens vorstellen. Denn der SRF-Literaturredaktor sprach im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Mediothek Lachen – zweifellos ein geneigtes Publikum. Das Thema des Abends: «Wie funktioniert die Literaturredaktion von SRF?» Münger, Historiker und Literaturwissenschafter, ist seit rund 20 Jahren in Sachen Literatur und Zeitfragen für verschiedene SRF-Formate, von Fernsehen, über Radio bis Online, unterwegs.

 

Nicht fürs Lesen bezahlt

Franz-Xaver Risi, abtretender Kulturbeauftragter des Kantons Schwyz und Moderator des Abends, fühlte dem Wahl-Zürcher gleich auf den Zahn und konfrontierte ihn mit einem Klischee: Der Literaturredaktor, der in Pärken und Cafés schmökernd sein Geld verdient. Das Vorurteil quittierte Felix Münger mit einem Lachen und fügte an: «Fürs Lesen werde ich nicht bezahlt.» Dafür müsse er seine Freizeit hergeben. Bezahlt werde er nur für das, was danach komme – die Produktion der Beiträge. Vor allem die Begegnungen mit den Autorinnen und Autoren empfindet Münger in den meisten Fällen als bereicherend – wie er in seinen Ausführungen durchblicken liess. Darunter auch der eine oder andere Stoff für eine Anekdote. So traf er vor nicht allzulanger Zeit die Schweizer Literaturgrösse Adolf Muschg (*1934) – und zwar auf einem Friedhof. Der Anlass: Ein Tagesschau- und Radio-Beitrag zu Muschgs damals neustem Wurf, «Nicht mein Leben», das dieses Jahr bei C.H. Beck erschien. Den Rat Müngers, sich warm anzuziehen, beherzigte Muschg, denn schliesslich war es Februar. Nach dem Abdrehen des TV-Beitrags verkündete Muschg allerdings, dass der Hut doch nicht zu ihm passe. «Der muss weg.» Zwischendurch mal mit und mal ohne Hut, geht natürlich im TV nicht. So musste sich das Team überlegen, wie es das Hut-Ablegen am besten inszenieren konnte, wollte es nicht den ganzen Beitrag neu drehen. Alles in allem sei die Begegnung mit Muschg allerdings sehr nahbar und unkompliziert gewesen, betonte Münger.

 

Stress-Test für den Geduldsfaden

Das Gegenteil erlebte er mit einer Autorin während eines Interviews. Ihren Namen wollte Münger nicht herausrücken – obwohl das Publikum sich brennend dafür interessierte. Bei jeder Frage habe sie angemerkt, dass sie keine Ahnung habe, was er damit eigentlich wolle. Das habe ihn an den Rand seiner Geduld gebracht – gebe er sich doch stets Mühe, bestens vorbereitet zu sein, um auch wirklich relevante Fragen stellen zu können. Sein Sohn im Primarschulalter habe dann zu Hause für besagte Autorin eine träfe Bezeichnung übrig gehabt. Im Weiteren ging Felix Münger auch auf Fragen des Publikums ein. Da es unmöglich ist, alle Neuerscheinungen zu lesen, werde eine Triage gemacht, wobei Titel von Schweizer Autorinnen und Autoren Vorrang hätten. Wer sich von der Redaktion für ein bestimmtes Buch interessiere, könne sich auf eine Liste eintragen – an begehrte Titel zu kommen, erfordere etwas strategisches Geschick, wie Münger schelmisch anfügte. Dass bei SRF oftmals Bücher aus den anderen drei Sprachregionen der Schweiz zu kurz kommen, räumte Felix Münger auf eine Publikumsfrage ein. «Sie haben recht, dazu könnten wir mehr machen.» Doch ganz würden diese natürlich nicht vernachlässigt. Auf die Frage Franz-Xaver Risis, wie es denn um die Schweizer Literatur bestellt sei, wollte sich Münger auf keine generelle Entwicklung festlegen, dies wäre überfordernd. Die «grossen Instanzen» wie Dürrenmatt oder Frisch gebe es nicht mehr. Doch vieles im öffentlichen Diskurs sei demokratischer geworden – und auch heute melden sich starke Stimmen, wie beispielsweise Lukas Bärfuss. Und nicht zu vergessen, die vielen neuen Stimmen, darunter Sarah Elena Müller, Flurin Jecker oder aus dem Kanton Schwyz Judith Keller und Martina Clavadetscher – wie Münger mit Blick auf die demnächst stattfindenden Solothurner Literaturtage anmerkte.

 

Lesetipps zum Abschluss

Am Ende hiess es noch, sich vom Profi Literaturtipps abzuholen. Ein Buch, bei dem seiner Ansicht nach «alles stimmt»: «Weiter nach Osten» der französischen Autorin Maylis de Kerangal. Ganz oben auf Müngers Liste schafft es unter anderem auch «Der Untergang der ‹Wager›» von US-Autor David Grann. Und in der Schweiz? Flurin Jecker, Andrea Gerster und Sunil Mann. Nur, um eine Auswahl zu nennen.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Literatur

Publiziert am

22.05.2025

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