Die 20 Werke hatten Platz auf einem Tisch, um den sich alle drängten.
Die 20 Werke hatten Platz auf einem Tisch, um den sich alle drängten.
Marianne Keel (links) wird als Siegerin ausgerufen und erhält den Jurypreis von Jurymitglied Mischa Camenzind. Bilder: Silvia Camenzind
Marianne Keel (links) wird als Siegerin ausgerufen und erhält den Jurypreis von Jurymitglied Mischa Camenzind. Bilder: Silvia Camenzind
Mit der Lupe sieht man mehr. Das Siegerwerk, der «Bundesbrief minimiert», wird vom Publikum genau betrachtet.
Mit der Lupe sieht man mehr. Das Siegerwerk, der «Bundesbrief minimiert», wird vom Publikum genau betrachtet.

Kunst & Design

Maximale Aufmerksamkeit für Miniwerke

Die Vernissage der Minimale von gestern Freitag im Rathaus in Schwyz wurde von rund 100 Personen besucht.

Erhard Sigrist vom Aktionskomitee Schwyz Kultur hatte die Idee zur Minimale und hat damit einen Nerv getroffen. An der Vernissage vom Freitagabend herrschte dichtes Gedränge im Rathaus Schwyz. Über 100 Personen waren da, als die Ausstellung eröffnet wurde. Und zu Beginn war es kaum möglich, die von der Jury ausgewählten Kunstwerke, keines grösser als drei Zentimeter, überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Der Tisch, auf dem die 20 Miniwerke ausgestellt waren, war dicht umlagert. Nach einer kurzen Fanfare und einer Performance von Sheila Lindauer wurde der Jurypreis von minimalen 99.99 Franken vergeben. Er ging an Marianne Keel für ihre Eingabe «Bundesbrief minimiert». Sie hat den Bundesbrief, reduziert auf die Anfangsbuchstaben aller Wörter, mit der Maschine genäht auf neutralem Nichts in Rot und Weiss. Sie habe mit ihrem Werk das Wesen der Minimale getroffen, nämlich grosse Themen klein präsentieren zu können, erklärte Jurymitglied Mischa Camenzind bei der Preisübergabe. Ihr Medium sei die Nähmaschine, erklärte Marianne Keel. Als Kind sei sie jeweils auf dem Weg auf den Stoos am Bundesbriefmuseum vorbeigefahren. Das habe sie auf die Idee gebracht. Sie lachte und sagte: «Ich habe für fast jedes Problem im Leben eine textile Lösung.» Es gab auch lokale Werke. So zum Beispiel Bernhard Annens «Gumeli Schwyzer auf Speck», eine Büste, geschnitzt aus einer Kartoffel. Oder Raquel Lazzari Pfyls «Narrentanz» aus Keramik, den sie von Hand aus Ton modelliert hat. Am beschwerlichsten war die Anreise für Jonathan Pielmeier. Er startete vor zehn Tagen in Wien von seinem Atelier mit dem Velo, und während die Ausstellung lief, erreichte er Schwyz. In einem Happening fuhr er mit seinem Vorderrad auf eine Minileinwand und hinterliess einen Abdruck – sein Beitrag zur Minimale. Kurzes Fazit: Die Minimale hat in ihrer Kürze eine maximale Aufmerksamkeit erreicht.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

27.05.2023

Webcode

www.schwyzkultur.ch/Stmb9D