Bühne
Kostüme nach dem Lustprinzip
Ruth Mächler ist beim Freilichtspektakel für das Bühnenbild, die Kostüme und die Maske zuständig.
Eines ist für Ruth Mächler klar: Sie will das Publikum nicht langweilen. Darum hat sie auch nicht Kopfbedeckungen bei einem Theaterfundus bestellt, sondern 50 Silberhelme für die Habsburger selber hergestellt. Jeder ist anders. «Sonst macht es keinen Spass», lacht die Kostümbildnerin. Auf Nachfrage erzählt sie dann auch, dass sie für jeden Helm fünf Arbeitsgänge benötigte. Die Arbeit ist immens und begann schon im letzten Jahr. Für die Kostüme der Schwyzer, die als Naturgewalten auftreten, ging Ruth Mächler Holz sammeln, Schwemmholz, weil dieses leicht ist. Auch ein Spaziergang durch ein Kornfeld wurde in einer Kopfbedeckung verarbeitet. Die erfahrene Kostümbildnerin hat aber nicht alles selber gemacht. Einiges ist bestellt, anderes ist aus dem eigenen Fundus. «Es ist wie bei einem Kaleidoskop, das man dreht.» Sie mischt auf und nimmt Neues dazu. Geholfen haben ihr Näherinnen und eine Schneiderin, mit der sie schon frühzeitig zusammenarbeitete.
Zwei Frauen mit einem Kriegsplan
Was Laien ins Staunen bringt, ist für Ruth Mächler kein Problem: Sie hat die Übersicht über 350 Kostüme. Das Morgartenspektakel ist ihr bisher grösster Auftrag. Kein anderes Projekt lief parallel. Sie konnte tief ins Thema eintauchen. Das hat sie genossen. Sie erzählt, wie sie zusammen mit Regisseurin Annette Windlin Fähnchen in allen Farben in ein Styroporbrett steckte, um die Bewegungen der Spielerinnen und Spieler zu verfolgen. «Wir mussten Lösungen suchen.» Die zwei Frauen brüteten über ihrem «Kriegsplan», bis alles optimal ineinander lief. Ruth Mächler nennt denn auch die Logistik die grösste Herausforderung dieser einmaligen Produktion, bei der sie auch noch das Bühnenbild schuf. Das Gelände ist weitläufig. Die Bewegungen der Spielerschar ebenso. Darum gibt es auf dem Areal verschiedene Garderoben-Verstecke für schnelle Kostümwechsel. Sogar ein fliegender Ständer wird hinter den Kulissen unterwegs sein.
Ab in die Maske zum Schminken
Wer Originale sehen will, muss ins Museum. Was Ruth Mächler macht, ist freie Umsetzung nach dem Lustprinzip. Da baut sie gerne kleine Provokationen ein. «‹Pschiiszüg› macht Freude», lacht sie. «Mir fällt die Masche ab», kommt ein Spieler auf Ruth Mächler zu. Sie verspricht, sie später anzunähen. Denn jetzt muss sie in die Maske zum Schminken für die Generalprobe. Nach der Ruhe des Kreierens nun kurz vor der Premiere der Sturm: Sie mag diese Extreme.
Bote der Urschweiz (Silvia Camenzind)
Autor
Bote der Urschweiz
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- Bühne
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