Das Mythenkonzert im Seehotel Waldstätterhof in Brunnen. Bild: PD
Das Mythenkonzert im Seehotel Waldstätterhof in Brunnen. Bild: PD

Musik

Mozart und Beethoven als Romantiker in Pink

Das Stradivari-Fest Gersau bietet auch mit Klassikern viel Romantik. Nach dem Start in Brunnen halfen Natur und Kerzenlicht mit.

Auch wenn weder Haydn, Mozart noch Beethoven je am Vierwaldstättersee waren, passt ihre Musik doch stimmig zu den verschiedenen Orten, an denen das Stradivari-Fest Gersau stattfindet. Der rote Faden in diesem Jahr ist die Wiener Klassik, mal keine Romantik – meint man. Doch kühne Harmoniewechsel, Dissonanzen und gar Ausbrüche und schroffe Klänge weisen immer wieder auf die nachfolgenden Komponisten hin. In den Interpretationen von Maja Weber, Cellistin und Initiatorin der Stradivari-Feste, und ihren Kollegen ist das deutlich zu hören. Gleich im Eröffnungskonzert am Mittwoch, dem Mythenkonzert im Seehotel Waldstätterhof Brunnen, reisst das Stradivari-Trio mit dem ersten ausgedehnten Satz von Beethovens Streichtrio G-Dur op. 9,1 zu spontanem Applaus hin.

Feinfühlig, leidenschaftlich und facettenreich


Das auffallend pinke Haar von Violinist Stefan Tarara scheint Beethovens Temperament und Mozarts feurigen Genius optisch nachzubilden. Sprunghaft, mit vollem Körpereinsatz spielt er die Töne Lech Antonio Uszynski (Viola) und Maja Weber zu, die sie wie Bälle zurückwerfen. Das Trio spielt so orchestral wie feinfühlig, mal leidenschaftlich, dann wieder mit gläsernem Licht. Mannigfaltige Motive werden in allen Farbschattierungen verwoben. Man fühlt sich wie zwischen wogenden Wellen und schroffen Berggipfeln. Als danach zu Mozarts Quintett der Hornist Tomas Gallart und Josip Kvetek (zweite Viola) dazukommen, ist es dämmrig geworden. Aber das Licht im Saal geht nicht an. Maja Weber und die vier Musiker beginnen trotzdem und spielen so zwingend, dass die grossen Kronleuchter im Mythensaal nicht widerstehen können und doch noch hell werden. Mozarts Musik entfaltet sich zu voller Klarheit, der virtuose letzte Satz wird vor ausverkauftem Saal noch temperamentvoller wiederholt.

Die Wellen schaukeln im Takt der Musik


Der Wechsel vom prunkvollen Saal zum versteckten Platz vor der Kindli-Kapelle macht das Kerzenlichtkonzert am Donnerstagabend zum speziellen Erlebnis. Als sich der Konzertbeginn wegen Verspätung der Stradivari-Reisegruppe verzögert, werden kleine Süssigkeiten verteilt. Danach werden Streichtrios von Haydn vom Stradivari-Trio wie eine Unterhaltung zu dritt gestaltet. Die Trios op. 53 erklingen in umgekehrter Reihenfolge – dramaturgisch hervorragend. Und die Natur mischt mit. Der Mond erscheint hinter dem Kapellendach, Sterne glimmen nach und nach auf. Die Blätter der Bäume rauschen immer wieder zur Musik, und die Wellen am See unten scheinen den Takt aufzunehmen. Das ist unbeschreiblich schön. Wenn Dissonanzen geschärft erklingen, wenn es plötzlich von Dur nach Moll wechselt, ist die Romantik in Natur und Musik vollkommen. Ob das Wetter auch heute Samstag für das Konzert auf dem Nauen mitten auf dem See und am Abend auf der Seebühne mitspielt? Man hofft es.

Bote der Urschweiz / Gerda Neunhofer

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

29.07.2023

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