Walter Imhof mit seinem neuesten Werk: In seinem Buch schildert er seine über die Landesgrenzen hinaus aufsehenerregenden Entdeckungen über die Besiedlung. Bild FS
Walter Imhof mit seinem neuesten Werk: In seinem Buch schildert er seine über die Landesgrenzen hinaus aufsehenerregenden Entdeckungen über die Besiedlung. Bild FS

Literatur

Muotathaler Bären aufgeweckt

Seit über zehn Jahren spürt Walter Imhof Knochen in den Höhlen und Klüften der Muotathaler Gebirgswelt auf. Nun hat er ein leicht lesbares Buch über die Erkenntnisse dieser aussergewöhnlichen Forschung herausgegeben.

Am Anfang war ein Fidibus, der mit einem holzgeschnitzten Bären verziert war. «Schon als kleiner Bub hat mich dieser Aschenbecher in der Stube meiner Eltern gefesselt», schilderte der Muotathaler Walter Imhof an der Buchvernissage im Ferienlager Hölloch seine ersten Eindrücke über die Faszination der Raubtiere, die einst auch unsere Gegend durchstreiften.

Nacheiszeit in neuem Licht

Durch Freunde kam er auf den Geschmack, mit ihnen das Hölloch und die Schächte, die sich im Gebiet Silberen auftun, zu erforschen. 1999 fand er dann die ersten prähistorischen Knochen, die eines Rothirsches. Damit tat sich für ihn ein neues Forschungsgebiet auf. 2003 stiess er auf die Überreste eines Bären. Mittlerweile fand er Fragmente von Tausenden von längst abgegangenen Tieren, darunter über 20 Braunbären, ein Höhlenbär, vier Luchse und ein Wolf, die alle im Gebiet der heutigen Gemeinde Muotathal gelebt hatten. Die Knochen von Braun- und Höhlenbär gehören zu den ältesten datierten Knochenfunden im Kanton Schwyz und belegen die Anwesenheit dieser Tiere vor 40 000 Jahren – einer Zwischenwarmzeit in der letzten Eiszeit. Nacheiszeitlich – ab etwa 13 000 Jahren vor unserer Zeit – tritt der Bär sehr viel früher auf als beispielsweise Wolf, Luchs oder Steinbock und Rothirsch. Imhof hat mit seinen Erkenntnissen die Besiedlung der Gegend durch pflanzliches und tierisches Leben nach der Eiszeit entscheidend erhellt. Das Muotatal hat heute dank Walter Imhofs Forschungen eine der bestdokumentierten Entwicklung der Biosphäre des gesamten Alpenraums.

Leicht leserlich erzählt

Er publizierte seine Ergebnisse in der Presse und in Fachzeitschriften. Der Primarlehrer – inzwischen auch von Fachkreisen anerkannt – hat nun seine Forschungen in einem populären Buch zusammengefasst. Damit erfüllt er sich einen Wunsch, diese Geschichten – leicht leserlich erzählt – auch den «gewöhnlichen Leuten» zugänglich zu machen. Es beinhaltet einerseits die vorgefundenen Knochen aus Höhlen des Muotatals und andererseits die historischenAufzeichnungen zu Bär,Wolf und Luchs. Das reich bebilderte Buch wird mit Plänen, Grafiken und Tabellen ergänzt. Er hat sich selber in Fachliteratur vertieft und das Buch durch Fachleute gegenlesen lassen. An der Buchvernissage dankte er allen, die zum Gelingen seiner Forschertätigkeit beigetragen haben. «Ohne ein starkes Team im Rücken wäre das unmöglich», sagte er amAnlass. Die letzte Bärenjagd Die Funde erzählen Geschichten über die Anwesenheit der drei Raubtiere, die einst bei uns heimisch waren – bis hin zur detaillierten Schilderung der letzten Bärenjagd im Muotatal, die 1735 stattfand. Danach war der Bär im Muotatal ausgerottet. Walter Imhof hat dieses stolze Tier in seinem Buch zu neuem Leben erweckt. Es wird nicht das letzte Buch Imhofs sein. In einem nächsten Werk wird er die menschlichen Hinterlassenschaften in der Gebirgswelt des Muotatals thematisieren.

Das Buch «Bär, Wolf und Luchs im Muotatal, Knochenfunde aus Höhlen» wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt. Es kann bezogen werden im Verkehrsbüro Muotathal (Wilstrasse 1) oder bei Walter Imhof, Hauptstrasse 154, 6436 Muotathal (Tel. 041 830 21 33).

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.09.2012

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