Die redaktionelle Leiterin Claudia Hiestand bei ihrer Präsentation im Kantonsratssaal. Bild Alain Hospenthal
Die redaktionelle Leiterin Claudia Hiestand bei ihrer Präsentation im Kantonsratssaal. Bild Alain Hospenthal

Dies & Das

«Offägleit» schliesst männerlastige Kulturlücke

Die kantonale Kulturkommission lud am Donnerstagabend in den Kantonsratssaal im Schwyzer Rathaus zur Vernissage des neuen Schwyzer Hefts «Offägleit – Schwyzer Frauengeschichte(n)».

Franz-Xaver Risi, Kulturbeauftragter der kantonalen Kulturkommission, verwies in seiner Eröffnungsrede auf die Bedeutung der Schwyzer Hefte, die seit 1973 publiziert und in verständlicher und attraktiver Form über Kultur, Geschichte und Menschen im Kanton Schwyz informieren. Die Bände böten in ihrer Vielfalt einen aussergewöhnlichen Einblick ins Kulturleben im Kanton, stellten Schwyzer Kunstschaffende und ihre Werke vor und dokumentierten dabei anschaulich Schwyzer Historie, so Risi. «Es zeichnet das Schwyzer Heft aus, dass es in seiner breiten und einzigartigen Weise den Kanton in seiner Vielfalt und Lebendigkeit mit seinen Bewohnern porträtiert.»

114. Band wurde feierlich vorgestellt


Risi verwies in seiner Ansprache weiter auf die lange Historie des Schwyzer Hefts, das vor knapp 50 Jahren erstmals erschien und damals auf 32 Seiten und mit einigen Schwarz-Weiss- Bildern auf den uralten Brauch des Chlefelens einging. «Wir feiern heute die Vernissage des 114. Bandes.» Das Layout sei luftiger geworden, die Bilder farbiger, der Text flüssiger geschrieben und der Umfang um einiges grösser, so Risi weiter. Die Frauen hätten es geschafft, mit das grösste und dickste Schwyzer Heft zu erschaffen, das je publiziert worden sei. Und dies sei gut so, denn seitens der Kulturkommission müsse man eingestehen, dass die Reihe bisher aus Geschlechterperspektive betrachtet viel zu männerlastig sei. «Wir von der Kulturkommission sind sehr stolz auf dieses Heft, und wir freuen uns ausserordentlich, dass wir mit ‹Offägleit› eine eher peinliche Lücke schliessen dürfen », unterstrich Risi. Am 5. März 1972 erhielten die Schwyzerinnen das kantonale Stimmund Wahlrecht zugesprochen, und zum 50-Jahr-Jubiläum rückt nun der 114. Band die Schwyzer Frauen in den Fokus. Das Buch arbeitet die bislang noch wenig sichtbare Geschichte der Frauen im Kanton Schwyz auf und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter. Unter der redaktionellen Leitung der Journalistin Claudia Hiestand hat ein neunköpfiges Autorinnenteam im Herbst 2020 die Arbeit aufgenommen, um die Rolle der Frauen in Politik, Bildung, Arbeit, Kultur, Recht und Kirche im Kanton historisch einzuordnen. Das Buch widmet sich im Besonderen der politischen Partizipation von Frauen und vermittelt Lebenswirklichkeiten von sechs noch lebenden Frauen.

Frauen sichtbar machen und Rollenbilder aufbrechen


In ihrer Grussbotschaft ging Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher auf die nach wie vor weit verbreiteten Rollenmuster ein und zog als Beispiel ihre Erfahrung in einer Google-Suche heran. Wer online nach Spielsachen für Mädchen und Jungs suche, werde schnell feststellen, dass dort eine nicht mehr zeitgemässe Zuordnung vorherrsche. Gerade bei Kindern finde immer noch eine Frühkonditionierung statt, die diese Rollenbilder verstärke. Dies hat gemäss Petra Steimen-Rickenbacher zur Folge, dass Mädchen sich später weniger für naturwissenschaftliche oder technische Berufe interessieren als Jungen. «Es ist nicht einfach, Rollenbilder zu durchbrechen», und diese zu durchbrechen, sei unbequem, aber es lohne sich für alle Beteiligten, unterstrich Steimen-Rickenbacher. Sie ging dabei auf die Veränderungen hinsichtlich Rollenverteilung in ihrer Familie ein, als sie sich dazu entschied, den Schritt in den Regierungsrat zu wagen. Steimen-Rickenbacher schloss mit den Worten: «Damit die Rollenbilder aufgebrochen werden können, müssen Frauen sichtbarer werden.» Nur dann gelinge es den Frauen, vermehrt Einfluss in die Geschicke der Gesellschaft zu nehmen und diese aktiv mitzugestalten. Deshalb brauche es dieses neue Schwyzer Heft, um die starken und interessanten Frauen, die darin porträtiert würden, sichtbar zu machen und so aufzuzeigen, wie vielfältig und engagiert diese seien.

Bote der Urschweiz / Alain Hospenthal

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

29.10.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/Xbw2JV