Auf den Spuren von Paracelsus begegnet man im Film auch der Haggenegg-Kapelle. Foto: zvg o
Auf den Spuren von Paracelsus begegnet man im Film auch der Haggenegg-Kapelle. Foto: zvg o

Film

«Paracelsus – oder die Filmkunst, einen Abwesenden sichtbar zu machen»

Am Samstag, 9. April, feierte der Paracelsusfilm von Erich Langjahr und Pirmin Meier in der Einsiedler Cineboxx eine gelungene Premiere.

Am vergangenen Samstagnachmittag kam eine erfreulich grosse Schar erwartungsvoller Kinobesucher im Kino Cineboxx zusammen. Offenbar interessierten sich alle für die filmische Vergegenwärtigung eines anspruchvollen Themas, wie das «Paracelsus» eindeutig ist. Die Anwesenheit von Erich Langjahr, Pirmin Meier und Abt Urban Federer, die dem Publikum in erfrischender Art kurz vorgestellt wurden, verlieh dem Anlass die verdiente Bedeutung und die allseits geschätzte Würde. Erich Langjahr als der zuständige, erfahrene, glückliche Filmregisseur, Pirmin Meier als der geradezu prädestinierte literarische Interpret für diesen Film und der Abt sozusagen als würdiger Nachfolger des einstigen Abtes zur Zeit der Mutter und ihres Sohnes Theophrastus in den Jahren 1493 und danach.

Von Einsiedeln aus in die damals grosse Welt …


Der Film beginnt mit dem in Salzburg aufbewahrten Totenschädel des genialen und revolutionären Paracelsus, der mit seinem Namen Philippus Theophrastus Aureolus von Hohenheim und dem Geburts- und Todesjahr prägnant vorgestellt wird. Analog zu den ersten Lebensjahren von Paracelsus folgen malerische Bilder von Dorf und Kloster Einsiedeln, vom tiefblauen Sihlsee mit der imposant aufragenden Bergkulisse dahinter. Und schon bald erscheint die Teufelsbrücke, in dessen unmittelbarer Nähe ein paar Schritte weiter oben Paracelsus aufgewachsen ist. In Anlehnung an die Bedeutung der Muttergottes für Paracelsus folgen im Film die Kapelle auf der Haggenegg und die Maria-End-Kapelle auf dem Katzenstrick und als ein eigentliches «Must» die Einsiedler Gnadenkapelle. Selbstverständlich wird auch das Kühlwiesli neben dem «Sternen» am unteren Etzelweg, wo das Haus stand, in dem Paracelsus aufgewachsen ist, eindrücklich erlebbar gemacht.

Filmisch sensibel und philosophisch überzeugend


In gleicher Weise werden im Film in bunter, bildlich ineinander greifender und thematisch geordneter Folge Wohn- und Gaststätten, besondere Häuser und Gassen, Wege und Talschaften, sinngebende Gewässer, kleine Heiligtümer, von Paracelsus erkannte Heilpflanzen und zeitgenössische Geistesgrössen nicht nur gezeigt, sondern filmisch sensibel und philosophisch überzeugend in Szene gesetzt. So zum Beispiel im Zusammenhang mit der Alchemie das Goldwaschen im Entlebuch, das Gemeinschaftstiftende einer Reformation von unten im Safiental oder das Aufspüren der Nymphen im Goldbrunnen unweit des tosenden Flughafenbetriebes in Kloten. Drei Orte waren im Leben von Paracelsus zentral: Einsiedeln, Basel und Salzburg. Demzufolge wurden auch von den beiden letzten Orten mehrere erkenntnisreiche Szenen gedreht. Es wäre noch so viel zu sagen von diesem absolut gelungenen Paracelsusfilm. Nicht unerwähnt bleiben darf die höchst eindrückliche Symbiose der von Erich Langjahr einfühlsam geschaffenen sinnstiftenden Bilderwelt und der von Pirmin Meier überzeugend vorgetragenen, tiefsinnigen Gedankenwelt des «Magus vom Etzel», wie der Gründer der Schweizerischen Paracelsusgesellschaft Prof. Linus Birchler den weltweit bekanntesten Einsiedler 1943 genannt hat. Als Figur tritt Paracelsus in diesem Film mit ausdrücklicher Absicht gar nie auf. Und dennoch oder gerade deshalb wird seine durchdringende, schöpferische Geisteskraft durch die subtile Schönheit der sprechenden Bilder und dank den auf sie sinnvoll abgestimmten Zitate und Erklärungen für jeden und jede, die Paracelsus näher kommen wollen, spürbar und lebendig.

Einsiedler Anzeiger / Ernst-Louis Bingisser

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

14.04.2022

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