Das Referat von Professor Tobias Straumann lockte viele Zuhörer in den Schlossturm Pfäffikon, wobei die Fragerunde rege genutzt wurde.  Bild Peter Arbenz
Das Referat von Professor Tobias Straumann lockte viele Zuhörer in den Schlossturm Pfäffikon, wobei die Fragerunde rege genutzt wurde. Bild Peter Arbenz

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Am Rand und doch mittendrin – der Aufstieg von Schwyz

Im Rahmen der Ausstellung «Schwyz. Geschichte eines Kantons» hat die Schwyzer Museumsgesellschaft ein umfangreiches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Am Donnerstag sprach Professor Tobias Straumann über den wirtschaftlichen Aufstieg unseres Kantons.

Ein französisches geflügeltes Wort lautet: «Reculer pour mieux sauter» – übersetzt etwa: «Einen Schritt zurück machen, um höher zu springen ». Dies ist kurz zusammengefasst das Fazit von Tobias Straumann, Ordentlicher Professor für Geschichte der Neuzeit und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich, weshalb der Kanton Schwyz heute so erfolgreich ist. Er sprach am Donnerstag im Schlossturm Pfäffikon vor grosser Zuhörerschaft im Rahmen der Ausstellung «Schwyz. Geschichte eines Kantons », welche aktuell im Bundesbriefmuseum Schwyz zu sehen ist.

 

Scheitern als Grundstein für den späteren Erfolg 

Die Präsidentin der Schwyzer Museumsgesellschaft und Leiterin des Bundesbriefmuseums, Annina Michel, eröffnete die Veranstaltung und führte den Referenten ein, welcher durch seine Publikationen und Auftritte in Radio und TV schweizweit bekannt ist. Straumanns Forschungsinteresse gilt primär der «Applied History», also angewandter Geschichte, und was wir daraus für die Gegenwart lernen können. Was meint er nun konkret mit dem eingangs erwähnten Sprichwort? Eine seiner Grundthesen lautet, dass der Kanton seine heutige wirtschaftliche Stärke (Schwyz ist nach Zug der zweitgrösste Nettozahler pro Kopf der Bevölkerung in den Nationalen Finanzausgleich) dem Umstand verdankt, dass die Industrialisierung hier im 19. Jahrhundert gescheitert war. Die Baumwollweberei Caspar Honegger in Siebnen war die einzige namhafte Ansiedelung, allerdings nur vorübergehend, da «Weberkönig» Honegger mit Ausbruch des Sonderbundskriegs 1847 nach Rüti weiterzog. «Dank» dieses Misserfolgs blieb die Schwyzer Bevölkerung arm, die Regierung konnte sie nicht mit hohen Steuern belasten und die grossen Landreserven wurden nicht angezapft. Die Wirtschaft wurde nicht durch industrielle Strukturerhaltung behindert, sondern konnte sich auf den Dienstleistungssektor konzentrieren. Dies im Gegensatz zu den einst reichen Kantonen Sankt Gallen und Glarus, welche durch den Niedergang der Textilindustrie einen wirtschaftlichen Abstieg erlebten. Schwyz hingegen rollte das Feld der einkommensstärksten Kantone von hinten auf.

 

Innerem Kantonsteil könnte ähnliche Entwicklung bevorstehen

Daneben gab es natürlich eine Reihe von weiteren Faktoren: Die Nähe zu Zürich, die Eisenbahn, der Bau der Autobahn N3 und die Steuerpolitik in neuester Zeit führten zu einem regelrechten Boom in Ausserschwyz. Straumann geht davon aus, dass der innere Kantonsteil dank der Nähe zum Hotspot Zug bald eine ähnliche Entwicklung erleben wird. Auf die Frage eines Zuhörers, ob die Spezialisierung auf Finanzdienstleistungen nicht die Gefahr eines Absturzes erhöhe, gab Straumann eine beruhigende Antwort. Vorübergehende Schwankungen seien immer möglich, eine eigentliche Krise wie im amerikanischen «Rust Belt» sei aber nicht zu erwarten. Hoffen wir, dass er recht behält …

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Peter Arbenz

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

17.09.2024

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www.schwyzkultur.ch/w25h5m