Zeller als Liedermacher überraschte mit virtuosem Gitarrespiel.
Zeller als Liedermacher überraschte mit virtuosem Gitarrespiel.

Bühne

Der singende Kabarettist zeigte gekonnt Seitenscheitel

Der Programmtitel «Seitenscheitel» von Reto Zeller stammt wohl aus der Zeit, in der er noch stolz seinen ganzen Haarschmuck trug. Heute ist davon nur noch wenig übrig geblieben, wie beim Auftritt von Zeller am Sonntag in Pfäffikon zu sehen war.

Die Haare sind weniger geworden, dafür hat seine Bühnenpräsenz stark gewonnen. Das Programm, das er nun seit einiger Zeit auf der Bühne zeigt, ist ein wunderbares Gemisch von Kabarett als Muttersöhnchen und Liedermacher mit tiefsinnigen Texten. Immer wieder wechselt Zeller die Rolle. Dabei kommt er mit sehr wenig Requisiten aus. Ein Stuhl, um seinen modischen Veston aufzuhängen, den Gitarrenständer, einen supponierten Notenständer, der das Manuskript seiner Fabeln hält, und seine Gitarre. Mehr braucht er nicht. Zeller hat seit seinem ersten Auftritt im Jahre 2003 jedes Jahr mindestens einen Comedypreis gewonnen, darunter 2009 den Swiss Comedy Award im «Seedamm Plaza». Nur 2010 gewann er nichts, da musste er, wie er sagt, Fussball schauen.

Ein bekanntes Gesicht

Dass der Auftritt im Schlossturm für ihn eine eigentliche Rückkehr war, zeigte sich bei einem Gespräch mit dem Künstler. Der Schwyzer Reto Zeller war in früheren Jahren Lehrer in Reichenburg, spielte Fussball in Buttikon, hatte eine Freundin in Freienbach und wohnte in Lachen. Wenn das nicht Grund genug ist, wieder einmal der alten Heimat seine Aufwartung zu machen. Seinen ersten Auftritt hatte Zeller im Hechtplatztheater im Jahre 2003 und ins Hechtplatztheater kehrt er demnächst zurück mit seinem neuen Programm «Schonzeit ». Die Besucher wurden zu Anfang mit seinen Problemen mit dem GPS, das er «Tschippis» nennt, konfrontiert. «Was nützt ein Tschippis, wenn es dich mitten ins Kornfeld führt?» Das ist, «wie wenn du Spiegeleier machen willst und kein Kochbuch zur Hand hast». Seine Putzfrau Slavica hat es schwer mit ihm, seit er ihr nur noch Leistungslohn bezahlt. Das System funktioniert bei Zeller so, dass er ihren Lohn in kleinen Scheinen an den wildesten Orten versteckt. Was sie findet, ist dann ihr Leistungslohn, und er ist sicher, dass in allen Ecken geputzt ist.

Bundesrat, IQ-Test, Fabelgeschichten

Das Lied «das Bundesratsreisli » ins Programm einzubauen, war kein Glücksgriff, musste er es doch immer wieder personenmässig aktuell anpassen. Dass Zeller bei einem IQ-Test im Internet auf 108 kam und damit an Hansi Hinterseer vorbeizog, glaubt man ihm sogar. Grossartig seine Hommage an zwei seiner Vorbilder, Mani Matter und Reinhard Mey, mit der Melodie «Über den Wolken». Und dazwischen immer wieder seine Fabelgeschichten, die die Besucher teilweise anspruchsvoll mit einbezogen. Passend zur Jahreszeit: «Wenn ein Baum seine Blätter im Herbst nicht fliegen lässt, lernen sie nie fliegen.» Es war ein unterhaltsamer Abend mit einem lustigen, aber auch philosophisch-nachdenklichen Kabarettisten, der einen grösseren Publikumsaufmarsch verdient hätte.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

22.11.2011

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