Lara Stoll nahm kein Blatt vor den Mund. (Bild: zvg)
Lara Stoll nahm kein Blatt vor den Mund. (Bild: zvg)

Bühne

Trennung vom eigenen Ich

Mit frechem, spritzigem und raffiniertem Poetry Slam begeisterte Lara Stoll am Donnerstagabend in Pfäffikon.

Seit genau zwei Monaten darf sie sich «1. Schweizer Meisterin im Poetry Slam» nennen. Am Donnerstagabend stand Lara Stoll, die Ausnahmeerscheinung mit Jahrgang 1987, auf Einladung des Vereins Pro Schloss auf der Bühne im vollbesetzten Schlossturm in Pfäffikon. Ihre Texte seien jeweils nur etwa fünf Minuten lang und «so chli bös», erklärte Stoll zu Beginn. Richtig käsig und urchig begann sie mit der Geschichte des Urschweizers Fritz Gumpf, der Rösti in der Schulpause verdrückte, dem viel zu viel cervelat (anstatt Wurst) war und mit eher unterdurchschnittlichen Leistungen doch noch in der Politik seinen Platz fand.

Über verkorkste Wesen erzählt

Die zierliche, junge Stoll nahm kein Blatt vor den Mund. In köstlich sprühender Frische erzählte sie ihre Geschichten über verkorkste Wesen. Männer kamen selten glimpflich davon, manchmal gerieten sie auch unter den John-Deere-Traktor 7810 Powershift mit Gewicht in der Front - hydraulik. Stoll lässt die Oma «extrembügeln» und gemeinsam mit Simon Ammann auf dem Bügelbrett die Schanze hinabsegeln. Die SVP und die Überalterung der Gesellschaft waren nebst den Männern fast genau so beliebte Themen. Wo früher ein Rentner sieben Enten fütterte, würden heute sieben Rentner auf eine, dafür sehr fette Ente treffen. Raffiniert philosophisch war auch «Ich wir beide»: Sie möge sich eigentlich sehr, so Stoll, aber sie habe sich einfach auseinandergelebt. Eine Trennung vom Ich musste her und erwies sich als gar nicht so einfach. «Schnarchen ist das Ehrlichste der Welt», wusste sie im nächsten Text und sägte ihrem Publikum lautstark die unterschiedlichsten Schnarchvarianten vor.

In die Nase des Universums

Bildhaft entführte sie mit ihrem Lieblingstext in die «riesige Nase im Universum», Forte, Staccati und Decrescendo inbegriffen. Hoch aktuell war «rent a Samichlaus», der bald gegen einen Osteresel ausgewechselt wurde und schliesslich mit der Homepage «rent-a-hard-lara.ch» endete. Ein Liebesgedicht schlossden aberwortwitzigen Abend. «Wir gegen die Welt» mit Schnuppeltiger und Britney in Unterhosen und Verliererpose. Alle könnten slamen, versicherte Stoll, slamen sei bis kurz vor dem Tod möglich. Der Abend aus «wilder Poesie und schrägen Geschichten» war mit seinem sehr frechen, jungen, intensiven Zauber einzigartig.

Weitere Infos

www.larastoll.ch

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

22.11.2010

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www.schwyzkultur.ch/N3Rcud