Das Vögele Kultur Zentrum präsentiert in der Ausstellung «Ein Knacks im Leben. Wir scheitern … wie weiter?» ein ernstes Thema auf leichte und doch tiefgründige Weise. Im Vordergrund Isabell Kriegs «Dollar Burned Tree».
Das Vögele Kultur Zentrum präsentiert in der Ausstellung «Ein Knacks im Leben. Wir scheitern … wie weiter?» ein ernstes Thema auf leichte und doch tiefgründige Weise. Im Vordergrund Isabell Kriegs «Dollar Burned Tree».
 Das Ausstellungsteam: (v. l.) Co-Kuratoren Ulrike Wehner, Theo Wehner, Simone Kobler, Szenograf Daniel Hunziker und Monica Vögele, Stiftungsratspräsidentin und Leiterin Vögele Kultur Zentrum.  Bilder Hans-Ruedi Rüegsegger
Das Ausstellungsteam: (v. l.) Co-Kuratoren Ulrike Wehner, Theo Wehner, Simone Kobler, Szenograf Daniel Hunziker und Monica Vögele, Stiftungsratspräsidentin und Leiterin Vögele Kultur Zentrum. Bilder Hans-Ruedi Rüegsegger

Dies & Das

Von der Kunst, das Scheitern zu inszenieren

Dem Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon gelingt es, ein schwieriges und schweres Thema auf leichte Art zu präsentieren und gleichzeitig Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken anzuregen.

Der Besucherin, dem Besucher der Ausstellung «Ein Knacks im Leben. Wir scheitern … und wie weiter? » fällt als Erstes ein Turm aus Backsteinen auf. Daneben ein weisses Segel. Der Blick schwenkt nach rechts, bleibt an einem Bildschirm hängen: Mehrere Autolenker versuchen, eines der raren Parkfelder zu ergattern, scheitern teils an mangelnden Fahrkünsten, teils an der Sturheit des Kontrahenten.Die Videoarbeit von Asta Gröting zaubert den Besuchern ein Schmunzeln auf die Lippen und nimmt dem Thema Scheitern etwas von seiner Schwere.

Wie lässt sich Scheitern inszenieren?

Szenografie sei die Reduktion,sagt Szenograf Daniel Hunziker. «Es ist nur das im Raum, was sein muss.» Ausgehend vom Begriff scheitern – in Scheiter zerfallen, zerschellen – beschränkte sich Hunziker auf drei Begriffe: Fels, Restholz und Segel. So weisen weisse Segel den Besuchern den Weg, setzen Felsbrocken aus einem Freienbacher Steinbruch Marken, und laden Hocker aus Altholz zum Verweilen und Betrachten der Exponate. «Die ‹Taburettli› haben wir aus altem Holz aus früheren Austellungen hergestellt», so Hunziker.

Kein Scheitern ohne Handeln

«Scheitern kann nur, wer handelt», sagt Monica Vögele, Leiterin des Vögele Kultur Zentrums. «Und Handeln ist per se etwas Positives. Ohne Handeln würde sich nichts bewegen.» Anhand einer Grafik zeigt Co-Kurator Theo Wehner, der viele Jahre an der ETH Zürich lehrte, wie Menschen handeln und somit ein Wagnis eingehen, das Ziel nicht zu erreichen. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit ist unter anderem die psychologische Fehlerforschung. «Wir werden nicht nur von Bedürfnissen geleitet, sondern auch von Wünschen und Träumen», so Theo Wehner. Aber auch wenn ein Vorhaben gut geplant ist, könne es auf dem Weg zur Realisierung einen Knacks bekommen. Eine Fehleranalyse könne helfen, das gewünschte Ziel doch noch auf Umwegen zu erreichen. Wenn die Differenzen zu gross sind, breche man die Zielverfolgung ab. «Dann kann man von Scheitern sprechen», so der Fehlerforscher. Zurück zum Backsteinturm.

Endgültigkeit des Scheiterns

Die Arbeit «The End» von Pascal Häusermann zeigt die mögliche Katastrophe,die Endgültigkeit des Scheiterns. In Anlehnung an das Geschicklichkeitsspiel Jenga, bei dem man Holzklötzchen herausnehmen muss, ohne dass der Turm einstürzt – hat Häusermann den Turm in vergrössertem Massstab mit Backsteinen umgesetzt. Stürzt dieser ein, kann nicht wieder gespielt werden. «In 36 Backsteinen ist in 36 verschiedenen Sprachen ‹das Ende› eingeritzt», sagt Co-Kuratorin Ulrike Wehner. Häusermann spiele auf den Turm von Babel an. «Der Turmbau ist gescheitert, entstanden ist die sprachliche und kulturelle Vielfalt als gemeinsames Erbe der Menschheit», so Ulrike Wehner und weist daraufhin, dass Scheitern keineswegs das Ende bedeutet.

Poetische Seite des Scheiterns

Roman Signers Videoarbeit «Hut» – der Sprengkünstler versucht mittels einer absurden Konstruktion einen Hut auf seinen Kopf zu setzen – zeigt, wie humorvoll scheitern sein kann. «Der Clown ist geradezu das Sinnbild des Scheiterns»,sagt Ulrike Wehner zu den Fotografien von Oliver Stegmann, der Clown Dimitri mit seiner Kamera eingefangen hatte. «Wir können sein Stolpern, sein Fallen,sein Scheitern voraussehen, empfinden aber keine Schadenfreude. Im Gegenteil,es bringt uns zum Lachen.» Auf den Restholz-Hockern lässt sich dann die heitere, sanfte, poetische Seite des Scheiterns in einem Ausschnitt von «Modern Times» von Charlie Chaplin betrachten. Ein Rahmen ohne Bild in einer Ausstellung, das geht doch nicht. Oder doch? «Das Werk von Butt Johnson haben wir nicht bekommen»,sagt Simone Kobler, Co-Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Vögele Kultur Zentrum. «Wir sind gescheitert.» Die Tragik des Scheiterns zeigen zwei Fotografien von Teresa Margolles: In ausrangierten Kinos im mexikanischen Guadalajara sind Abschiedszeilen von jungen Menschen, die den Freitod gewählt haben,angebracht.Ein eindrücklicher Beitrag ist der SRF-Film «Ganz unten – ein Ort im Jura

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

18.11.2016

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