Mit den erfahrenen Experten, der Psychotherapeutin Brigitte Boothe und dem Arbeits- und Organisationspsychologen Theo Wehner, diskutierte Moderatorin Monika Schärer (nicht im Bild) über das Thema Scheitern. Bilder Christina Teuber
Mit den erfahrenen Experten, der Psychotherapeutin Brigitte Boothe und dem Arbeits- und Organisationspsychologen Theo Wehner, diskutierte Moderatorin Monika Schärer (nicht im Bild) über das Thema Scheitern. Bilder Christina Teuber

Dies & Das

«Wer scheitert, wird gescheiter»

Im Expertengespräch im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon sprachen der ETH-Professor Theo Wehner und die Psychotherapeutin Brigitte Boothe am Donnerstag über den Sinn des Scheiterns, eigene Erfahrungen und die Schüsselrolle des Humors bei der Bewältigung eines Tiefpunktes.

«Kein Weg ist gerade», erklärte Theo Wehner, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich und Co-Kurator der Ausstellung «Ein Knacks im Leben», zu Beginn des Expertengesprächs im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon. Wenn sein Weg gerade verlaufen wäre, hätte er als Kaufmann das Geschäft seiner Eltern übernommen – das zumindest wäre der Wunsch der Familie gewesen. Als gescheitert sieht er seinen eingeschlagenen Weg aber nicht. «Ich bin in meinem Leben noch nie richtig gescheitert, aber das kommt bestimmt noch», gibt er sich «zuversichtlich». Mit dem Scheitern sei es nicht wie mit einer Krankheit, die man nur einmal habe, es könne jeden immer wieder treffen. So, wie auch Brigitte Boothe schon Erfahrungen mit dem Scheitern machen musste. «Einige Familienmitglieder waren sehr musikalisch, nur das Publikum meiner Blockflötenkonzerte hatte Pech», gestand sie ein.

Fehlerfreundlichkeit in der Gesellschaft einführen

Scheitern sei heutzutage ein viel diskutiertes Thema, mit dem aber oft falsch umgegangen werde. «Unsere Gesellschaft ist nicht bereit, ernsthaft über das Scheitern zu reden. Es wäre wichtig, beispielsweise in Firmen eine grössere Fehlerfreundlichkeit einzuführen. Dafür müssten Fehler enttabuisiert und Raum geschaffen werden, in dem man scheitern darf», so die Wunschvorstellung Wehners. Die Frage, ob man überhaupt gescheitert sei und wer das bestimme, sei in diesem Zusammenhang enorm wichtig. «Kann man denn das Leben richtig oder falsch machen?», fragte sich Boothe zu Recht. Wen das Scheitern aber trotzdem erwischt hat, geht am Besten mit Humor an die Bewältigung heran. «Humor wäre ein gutes Selbstheilungsmittel, leider wird es viel zu wenig angewendet », sagte die Psychotherapeutin. Etwas mit Humor zu nehmen, bedeute auch, freundlich mit sich selbst zu sein. Das würde gescheiterten Seelen gut tun. Beim Umgang mit dem Scheitern stellt Boothe in ihrer Praxis auch immer wieder Unterschiede zwischen Männern und Frauen fest. «Frauen tendieren dazu, sich selbst zu kritisieren, bei Männern sind oftmals die Umstände Schuld», resümierte sie augenzwinkernd.

Kulturelle Unterschiede

Es gibt jedoch nicht nur geschlechtliche, sondern auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit dem Scheitern. «Wenn ein Startup in Amerika nicht ein Mal gescheitert ist, dann ist es kein gutes Startup », erklärte Wehner die amerikanische Einstellung zum Scheitern. Auch Europa müsse anfangen, eine Kultur des Scheiterns zu entwickeln – am besten fange man schon bei der Kindererziehung an. «Es ist doch etwas wunderschönes, wenn man beim Kartenspiel verlieren kann», sagte Brigitte Boothe. Scheitern sei an sich zwar nichts Angenehmes, habe aber durchaus auch seine guten Seiten. «Wer scheitert, wird gescheiter», ist sich Wehner sicher.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Christina Teuber)

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

20.02.2017

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