Kurator Pius Freiburghaus und Monica Vögele, Leiterin des Vögele Kultur Zentrums in Pfäffikon, befassten sich im Rahmen der Ausstellung «Schwein gehabt!» mit der Schweizer Vorzeigetugend, dem Sparen. Bild Frieda Suter
Kurator Pius Freiburghaus und Monica Vögele, Leiterin des Vögele Kultur Zentrums in Pfäffikon, befassten sich im Rahmen der Ausstellung «Schwein gehabt!» mit der Schweizer Vorzeigetugend, dem Sparen. Bild Frieda Suter

Dies & Das

Zwei Sparbüchsen als Auslöser

Die aktuelle Ausstellung «Schwein gehabt! Von der Sparbüchse zum Leben auf Kredit» im Vögele Kultur Zentrum regt die Betrachter an, sich über eigene Erfahrungen rund um dasThema Sparen auszutauschen. Ein Rundgang zeigt eindrücklich, wie sich die Sparkultur verändert hat.

Zwei Sparbüchsen gaben den Anstoss zur kommenden Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum. Kurator Pius Freiburghaus besass einen Credit-Suisse-Cube und Monica Vögele bewunderte stets das aussergewöhnliche «Kässeli» ihres Bruders. Beide Exemplare sind ausgestellt und fast jeder Betrachter wird auch «seine » Sparbüchse wiederfinden.

Kässeli und Kunstwerke

Nebst den Wände füllenden Vitrinen mit Sparkässeli fallen Kunstwerke auf. Etwa die Installation «Geldwäsche » von Irene Anton, das Gemälde «Vor dem Schaufenster» von Paul Camenisch oder die zu Stühlen umgewandelten Einkaufswagen von Frank Schreiner. Den medialen Beiträgen und den Objekten, die als Zeitzeugen dienen, wird ebenfalls der entsprechende Raum geboten. Zu sehen ist zum Beispiel dieArbeit «Existenzängste/ Champagner» des Künstlers Beni Bischof, der die Form des Graffiti ad absurdum führt: Denn offensichtlich ist die Situation nicht für alle gleich bedrohlich. Warum sich also um die Existenz ängstigen, wenn der Champagner noch fliesst.

Fotoserie

Derweil benennt Jessica Craig-Martin in der Fotoserie «Standard Excess » die ausufernde Entwicklung von zelebrierter Masslosigkeit, die sich seit den 90er Jahren in der Finanzwelt, der Kunstszene oder im Umfeld der Stars und Sternchen manifestiert. Und im Video «Tausend» der Künstlerin Ursula Palla verweisen papierfressende Ameisen auf die Fragilität des Geldwertes anhand einer 1000er-Note, auf der wiederum Ameisen abgebildet sind.

Kulturgeschichte des Sparens

Die Ausstellung geht dem privaten Schweizer Sparverhalten, dessen Wandel und seiner Bedeutung für die Gesellschaft nach. Sie skizziert die Wechselwirkungen zwischen institutionell gesetzten ökonomischen Anreizen und verhaltensökonomischen Bedürfnissen. Gleichzeitig gibt die Ausstellung Einblicke in Gesellschaftsnormen und Finanzmärkte. Sie führt vom Vorsichtssparen über das Zuversichtssparen zur Inflation, der Auflösung der Sparkultur und in die Ära des Lebens auf Kredit.

Vergangenheit bis Gegenwart

Die Ausstellung beginnt in den 40er-Jahren und endet mit drei möglichen Zukunftsszenarien. Um den Betrachter in den jeweiligen Zeitgeist zu versetzen, greift die bauliche Gestaltung typische Stimmungsbilder jeder Epoche auf. Etwa eine Jassrunde im Dorfgasthof mit Volksmusikanten- Porträts von Anton Bruhin aus Schübelbach an der Wand. Schritt für Schritt kommt der Betrachter auf dem Rundgang der Gegenwart näher, und somit auch der immer kurzlebigeren und auf mehr Schein als Sein ausgerichteten Kreditgesellschaft. Zudem steht auch das Thema «Jugend und Sparen» im Fokus. Zum einen mit Installationen von Werkschülern aus der Region und zum anderen in einem Interview von Pius Freiburghaus mit Schuldenberater Christoph Räber.

Eine Frage des Vertrauens

«Es spart nur, wer Vertrauen ins System des Sparens hat», zeigte Pius Freiburghaus bei einem Rundgang kurz vor der Ausstellungseröffnung vom Sonntag auf. Gemeinsam mit Monica Vögele hofft er darauf, dass Besucher miteinander ins Gespräch kommen. Denn gerade Bilder und Szenen aus früheren Jahrzehnten werden Erinnerungen wecken.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

14.11.2014

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www.schwyzkultur.ch/M1FNJn