Per Taxiboot gelangte das Cembalo auf die Ufnau, wo Sebastian Bausch die Geschichte dieses Instruments zum Leben erweckte. Bilder Severin Kolb
Per Taxiboot gelangte das Cembalo auf die Ufnau, wo Sebastian Bausch die Geschichte dieses Instruments zum Leben erweckte. Bilder Severin Kolb

Musik

Hommage an ein Instrument

Am Sonntagnachmittag erweckte Sebastian Bausch im Rahmen des «Musiksommers am Zürichsee» auf der Insel Ufnau die faszinierende Geschichte des Cembalos zum Leben.

Vor dem freskenbemalten Chor, im Herzen der Kirche St. Peter und Paul, zog am Sonntag ein prachtvolles Cembalo die Aufmerksamkeit auf sich, das extra für das ausverkaufte Konzert des «Musiksommers am Zürichsee» mit dem Taxiboot eingeschifft wurde. Dieses Cembalo, ein modifizierter Nachbau eines mit goldenen Pflanzen- und Vogelornamenten verzierten Instruments aus dem 17.Jahrhundert, steht sinnbildlich auch für das Repertoire, das der Pianist, Organist und Cembalist Sebastian Bausch einstudiert hat: Altes und Neues beleuchten sich gegenseitig.

Musiker und Forscher


Als Doppelbegabung – gleichermassen Musiker wie Forscher – setzt sich Bausch intensiv mit der lebendigen Geschichte der Tasteninstrumente und der musikalischen Interpretation auseinander. Sein Rezital, das geistreich Stücke aus der Barockzeit und davon inspirierte Werke aus dem 20. Jahrhundert einander gegenüberstellte, legte er in drei Teilen an, die er jeweils kurz, informativ und humorvoll kommentierte. So präsentierte sich das Instrument bereits in den ersten Minuten in all seinen Facetten: Dichte Klangströme, aus denen reliefartig Melodielinien hervortraten, wechselten sich mit improvisatorisch anmutenden Passagen und komplexer Polyphonie, intime Melancholie mit humorvollen Stücken. Im augenzwinkernden «Hungarian Rock» von György Ligeti legte sich plötzlich sogar so etwas wie ein rockiges Gitarrensolo über das rhythmisch «schiefe » Bassmodell, das einige Füsse in der Kirche zum Wippen brachte.

Barockes mit Zeitgenössischem kombiniert


Im letzten Teil kombinierte Bausch mal reduzierte, mal rabiate Präludien des zeitgenössischen Komponisten Brice Pauset mit barocken Stücken von Johann Jakob Froberger sowie Louis und François Couperin. Am Ende dieser musikalischen Zeitreise stand das atemberaubende chromatische Präludium und die dazugehörige Fuge von Johann Sebastian Bach, die bis heute verblüffend modern und gewagt wirken. Während des rauschenden Beifalls am Ende des Rezitals verbeugte sich Bausch auch vor seinem Instrument – mehr als nur eine Geste, denn bei ihm gehen Hände und Instrument eine Symbiose ein.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

13.07.2021

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www.schwyzkultur.ch/PxTT3M