Peter Schärer (links) und Toni Ebner. Bild zvg
Peter Schärer (links) und Toni Ebner. Bild zvg

Dies & Das

Kulturgesellschaft im Wandel der Zeit

Gegen 70 Mitglieder begrüsste Peter Schärer, Präsident der Adelrich-Gesellschaft am Etzel und Zürichsee, zur 75. Generalversammlung und «Dreikönigsbott» im Seedamm Plaza in Pfäffikon.

Die Jubiläumsversammlung wies drei Schwerpunkte auf: die von Ruedi Tschanz erstellte Power Point-Präsentation zur Gründung der Adelrich-Gesellschaft, die Verabschiedung von Toni Ebner aus dem Vorstand, und im zweiten Teil, dem «Dreikönigsbott», das Referat von Historiker Markus Furrer zu Sinn und Bedeutung von Kulturgesellschaften einst, jetzt und – in Zeiten multimedialer Dominanz – auch in Zukunft.

Zügig durch die Traktanden


Launig berichtete Peter Schärer über zusammen mit Ruedi Tschanz zuerst vergebliches Suchen nach Gründungsdaten in Ordnern, dann dem Gang ins Staatsarchiv und schliesslich nach einem halben Tag über die Fündigwerdung mittels Artikel im «Höfner Volksblatt ». Seine Geschichte der Geburt samt Gründern und Kredo war ein Hörgenuss und erhielt starken Beifall. Das Protokoll der 74. GV, auf der Webseite aufgeschaltet, war bereits genehmigt. Quasi als Leckerbissen listete Aktuarin Susanna Fuchs die gelungenen Anlässe von 2019 auf. Mit einer Schweigeminute wurde der Verstorbenen gedacht; danach erfreulicherweise Neumitglieder mit Applaus willkommen geheissen. Der präsidiale Jahresbericht 2020 fiel ungewohnt kurz aus: Corona, Corona, Corona. Schärer dankte umso mehr den Mitgliedern für ihr reges Interesse an den spärlichen zwei Anlässen: Geschichte der Zauberkunst mit Fausto Merlini sowie «Menschheitsdämmerung» mit Kunsthistoriker Marius Glaser, Peter Schärer und Wisi Nauer. Trost für Mitglieder, die das Highlight zu Expressionismus in Malerei und Literatur verpasst haben: Am 18. November um 14 Uhr wird im Rahmen des Kulturprogramms von Pro Senectute der Anlass in Lachen wiederholt.

Verabschiedung eines Hochverdienten


Peter Schärer begann mit einem Dank, nicht an Toni Ebner, sondern an seine Frau Irène, die während Jahrzehnten für die Logistik zuständig war. Erfreulicherweise passte der von Vizepräsidentin Hollenstein überreichte Blumenstrauss in rosa Tönen ausgezeichnet zu Irènes adrettem Outfit an diesem Jubiläumsabend. Toni Ebner war ein Pfeiler der Adelrich- Gesellschaft, trat ihr vor mehr als 50 Jahren bei, amtete von 1987 bis 2012 als Präsident und danach bis 2021 als Beisitzer. Peter Schärer fand eine höchst informative Form der Laudatio: Er zitierte die jeweiligen Einleitungen Ebners zu den Generalversammlungen während seiner präsidialen Amtszeit. Das war ein Kunstgriff, der aufhorchen liess. Waren es in den ersten Jahren eher beschauliche und immer warmherzige Sätze, auch die Mitglieder für geistige Offenheit lobend, so wurden die Einführungen zusehends besorgter und kippten ins Politische, wie betreffend der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Weit über präsidiale Umsicht hinaus hat sich Toni Ebner verdient gemacht auf Reisen nach Italien und ins Burgund, wo er gewieft berühmte Plätze, Basiliken, Museen und Gedenkorte interpretierte. Die Liste solcher Glanzlichter hätte endlos fortgeführt werden können. Es war Zeit für Gaben: Ein eigens kreierter Umschlag mit Datum «16. Juni 1946» (Gründungsgeschichte), ergänzt mit Tonis Namen; darin die Ausgabe der Zeitschrift «Sie und Er» vom 21. Juni 1946. Ins Gewicht fiel das zweite Geschenk, das schwere Buch «Die Sammlung Emil Bührle», die am 20. November besucht wird. Toni Ebner dankte gerührt und meinte, er werde die Freundschaft im Vorstand und die Vorstandsmitglieder vermissen. Kassier Herbert Item wies ohne Fehl und Tadel eine Rechnung über einen Etat auf festen Füssen aus. Diese wurde seitens der Revisoren gewürdigt und einstimmig genehmigt.

Besuch im Kunsthaus Zürich geplant


Gluschtig war der Ausblick 2021 mit Besuch im Kunsthaus Zürich (Architektur und Sammlung Bührle) sowie programmiert bereits für 2022 die GV am 22. Januar mit Vortrag von Bernhard Echte über Robert Walser. Nach einer Stunde war der offizielle Teil beendet.

Referat der Superlative


Historiker Markus Furrer von der Pädagogischen Hochschule Luzern hatte es sich mit der Frage nach Sinn und Bedeutung von Kulturgesellschaften früher und heute nicht einfach gemacht und griff zurück auf eine Fülle von Geschehen am Beispiel der Adelrich-Gesellschaft in einem dreiviertel Jahrhundert mit sieben Präsidentschaften. Das ergab einen gewaltig weiten Bogen vom Ende des Zweiten Weltkriegs über den Kalten Krieg hinaus bis in die Gegenwart, die sichtlich auch den «Umgang mit Ungewissheit» erfordert. Die Zuhörerschaft war gefordert durch historisches Wechselspiel ohne sichtlich übergeordnete Richtung, weder Verfall noch bessere Welt, dafür überraschende Dilemmata. Probleme, die sich überlagern, machen alles komplexer und Lösungen schwierig. Auch heute vorhandene Daten und Rechenkapazitäten verhelfen letztlich nicht zu verlässlichen Prognosen. Erfreulich war, dass Markus Furrer ein grosses Potenzial ortet für die Bedeutung von Kulturgesellschaften in der Zukunft. Radio und TV verdrängten das Bedürfnis ebenso wenig wie heute die Digitalisierung nach direktem Kulturaustausch im freundschaftlichen Kreis. Schlagend bewies dies diese angeregte 75. Jubiläumszusammenkunft.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / eing

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

05.10.2021

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www.schwyzkultur.ch/XpQ4RV