Kunst & Design
Beim Nachbar ist das Gras immer etwas grüner
Am Sonntag eröffnet im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon die Ausstellung «Hallo Nachbar!». Der Mix aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und alltäglichen Beobachtungen zeigt viel Spannendes.
Jemand klingelt an der Tür, sofort schreckt das Baby aus dem Mittagsschlaf auf und fängt an zu schreien. Mit solchen alltäglichen aber auch künstlerischen und wissenschaftlichen Aspekten der Nachbarschaft setzt sich das Vögele Kulturzentrum in der neuen Ausstellung auseinander.Ab nächstem Sonntag ist «Hallo Nachbar!» öffentlich zugänglich. Jeder hat einen und jeder ist selber ein Nachbar, trotzdem ist das Thema keineswegs trivial, komplexe Beziehungen voller Konfliktpotenzial und als Dreh- und Angelpunkte des sozialen Zusammenhaltes werden veranschaulicht.
Mischung aus Nähe und Distanz
MonicaVögele,Stiftungsratspräsidentin der Stiftung Charles und Agnes Vögele und Leiterin des Vögele Kultur Zentrum, betont, dass wichtige Aspekte der Nachbarschaft beleuchtet werden sollen. Die Ausstellung hatte rund eineinhalb Jahre Vorlauf, Kuratorin Dr.Nina Wiedemeyer aus Berlin ist das zweite Mal in Pfäffikon tätig.
Wiedemeyer betont, dass man die Nachbarschaft vielstimmig darstellen wollte. «Als Leitfaden dienen Stachelschweine. » Philosoph Arthur Schopenhauer befasste sich mit Nähe und Distanz als Komponenten
einer Gemeinschaft. Die Tiere müssen als Nachbarn selber abschätzen, wie nah sie ihren wärmenden Artgenossen kommen, ohne sich gegenseitig zu stechen.
Alle Sinne angesprochen
Die verschiedenen Bereiche der Ausstellung sind durch Wände getrennt, werden aber mit Türen und Fenstern durchlässig gemacht. Die Wände trennen und verbinden Nachbarn gleichermassen, man hört und riecht sich gegenseitig, auch wenn man sich zum Teil noch nie gesehen hat.
Ausgestellt sind persönliche Objekte, die zeigen, dass wir von anderen Menschen abhängig sind. Der Oscarprämierte Kurzfilm «Neighbours» von Norman McLaren zeigt, wie ein Streit zwischen Nachbarn um eine Blume ausarten kann. Nachbarschaften in neuen Medien werden anhand von verfügbaren Wlan-Netzen gezeigt. Immer wieder wird betont: «Nachbarschaft lebt von Zufallsbegegnungen.» Zu den häufigsten nachbarschaftlichen Hilfen gehört neben dem Haustiere füttern und Briefkasten leeren das Pflanzengiessen.
Ein Leben ohne Nachbarn ist fast unmöglich: Eine Umfrage in Zürich ergab, dass die meisten viel Wert auf gute Nachbarschaft legen, auch wenn sich viele dadurch kontrolliert fühlen. Das Feld der Architektur befasst sich oft mit dieser Thematik, diverse Beispiele von lauten Nachbarschaften in Marseille und Berlin sorgen für eine akustische Untermalung der Ausstellung.
Mit Konfliktpotenzial
Nicht zuletzt hat Nachbarschaft zu tun mit beobachten und beobachtet werden, davon zeugen diverse fotografische Zeugnisse. Zum Thema «böser Nachbar» gibt es überraschend viel literarisches Material und solches aus Horrorfilmen.
«Hallo Nachbar!» bietet viel Stoff zum Nachdenken und Schmunzeln und regt Gedanken zur eigenen Nachbarschaft an. Ein Besuch lohnt sich. Die Ausstellung ist zu sehen im Vögele Kultur Zentrum Pfäffikon, 26. November 2017 bis 25. März 2018
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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