«Going Bananas»: Ausstellung bis 21. August. Vögele-Kultur-Zentrum, Pfäffikon (Bild: voegelekultur.ch)
«Going Bananas»: Ausstellung bis 21. August. Vögele-Kultur-Zentrum, Pfäffikon (Bild: voegelekultur.ch)

Kunst & Design

Krumme Dinger als kulturhistorische Objekte

Die Nummer 1 in der Früchteabteilung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das beweist auf originelle Weise die Ausstellung «Going Bananas – eine Frucht beschäftigt Kultur, Kult und Kunst» in Pfäffikon im Kanton Schwyz.

Beim Eintreten in die für Jung und Alt spannende Themenausstellung kündet ein saftig grüner Bananenhain eine sinnliche Lebensnähe an, die sich bald auch in Filmberichten und in Fotos plastisch abzeichnet. Schon nach wenigen Schritten wird klar, wie wichtig die banal erscheinende, in ihrem Wesen jedoch wenig bekannte Banane für Leben, Kunst und Kultur immer noch ist. Obschon sie als Frucht gilt, ist die Banane botanisch gesehen keine solche, sondern die Beere eines riesigen Krauts. Was sie für die Produzenten in Übersee bedeutet, für Wirtschaftsbosse und für Maler, Objektkünstler und Musiker, verrät die zum Symbol unserer Konsumgesellschaft und der Globalisierung gewordene süsse Beere mit verschwenderischer Materialfülle.

Bestechendes Konzept

Die von den Kuratorinnen Annemarie Bucher und Cornelia Meyer einfallsreich gestaltete Ausstellung wird so verschiedenen Themen wie Botanik, Bananenhandel, Kult und Symbolik der Banane und Kunstwerke ausgewogen gerecht. Aufgestapelte Bananenschachteln deuten auf die Dimensionen des Handels mit der sogenannten «Normbanane» hin. Dass der Jahresverbrauch in der Schweiz pro Kopf nur elf Kilos beträgt, erstaunt dabei nicht weniger als der Sortenreichtum. Bislang sind rund 900 katalogisierte Sorten bekannt, wobei drei grosse Artgruppen zu unterscheiden sind: Dessertbananen (Obstbananen), Kochbananen (Gemüse- oder Mehlbananen) und Faserbananen (Manilahanf). Das ehemalige Luxusgut, das Ende des 19. Jahrhunderts kaum ein Amerikaner kannte, hat sich inzwischen zur weltweit beliebtesten Billigfrucht gewandelt. Der Aufstieg zur meistkonsumierten Frischfrucht verlief parallel zur Entwicklung der Postkarte. Aus den Tropen importiert, wurden Bananen sowohl zum Inbegriff für den technischen Fortschritt als auch für die Sehnsucht nach exotischen Gefilden. Karten mit Bananenmotiven wechseln daher in der bananenförmigen Ausstellung mit diversen literarischen Werken ab. Aus ihnen sticht die im Begleitheft oft zitierte«Bananen-Trilogie» von Miguel Angel Asturias Rosales hervor, der dafür 1967 den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte.

Frauenfelder Bananenfrauen

Von der Pfarrersfrau Ursula Brunner angeführt, machten 1973 in Frauenfeld nach einer Preissenkung der Migros viele Frauen auf die Diskrepanz zwischen den harten Arbeitsbedingungen in den zentralamerikanischen Plantagen und den in der Schweiz zu billig verkauften Bananen aufmerksam. Da die Migros nicht einlenkte, appellierten die Frauenfelder Bananenfrauen erst an die Konsumenten, um in einer zweiten Aktion einen mit Bananen gefüllten Leiterwagen durch die Stadt zu ziehen und die Passanten zu fragen: «Haben Sie auch schon darüber nachgedacht, warum Bananen so billig sind?» Sie forderten einen gerechten Bananenhandel und riefen damit den Fairtrade-Gedanken ins Leben. Mit getrockneten Bananenschalen hatte Shelley Sacks bereits 1970 eine soziale Skulptur geschaffen, indem sie mittels Kennziffern den Weg der Bananen bis zu den Produzenten in der Karibik zurückverfolgte. Weitere Kunstwerke stammen von Thomas Baumgärtel, Chakkrit Chimnok, Jirí (Georg) Doukopil und Ursula Herber. Natürlich fehlen in der äusserst informativen Ausstellung weder der durch den US-Sänger Harry Belafonte populär gewordene «Banana Boat Song» noch die amerikanische Sängerin Josephine Baker mit ihrem legendären Bananenröckchen. Wie anregend das arabisch «banan» (Finger) genannte krumme Ding sein kann, zeigen ein Plattencover von Andy Warhol, Schmusebananen aus Plüsch sowie Zahnstocher, Uhren, Tässchen und Christbaumschmuck mit entsprechenden Motiven. Eine Bilder von Steffi Prohaska verwendende, von Claudia Wildermuth gestaltete Tragtasche dürfte über die Ausstellung hinaus daran erinnern, was für ein bedeutendes Kulturgut die Banane darstellt.

Ausstellung

«Going Bananas», bis 21. August. Vögele-Kultur-Zentrum, Pfäffikon

Weitere Infos

www.voegelekultur.ch

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

28.07.2011

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